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Weiße Bilder vor weißen Wänden: RAL9010 ist eine sinnliche Herausforderung
Foto: © Kunstmuseum Gelsenkirchen

Hohelied auf Schnee und Frieden

26. Juli 2018

„Weiß, weißer, RAL 9010“ im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/18

Schnee und Frieden. Bräute und Zähne. Milch und Elfenbein; die Farbe Weiß entblößt nicht erst bei ihrer genaueren Betrachtung eine überraschende (lexikalische) Vielfalt. Gemessen an den winzigen Farbnuancen, die es nur braucht, um Weiß zu Gelb oder Grau werden zu lassen, scheint die Mutter aller Farben dennoch grenzenlos – so grenzenlos etwa wie weiße Bilder, die vor weißen Wänden hängen. Was? Ganz recht. Im selben Jahr, in dem die Museen der Region mit unzähligen Ausstellungen in den nationalen Abgesang auf die Steinkohle miteinstimmen, hängen in einem kleinen Bereich des Gelsenkirchener Kunstmuseums weiße Bilder vor weißen Wänden: „Weiß, weißer, RAL9010“ heißt die Ausstellung, die 12 Monate nach „RAL 9005 – Schwarz als Ausdrucksmittel der Kunst“ die Grenzen des Wahrnehmbaren und Darzustellenden erprobt.

Zugegeben, hier hängen nicht mehr als 15 Werke, denen es erstaunlich gut gelingt, nicht mit den sie umgebenden Wänden zu verschwimmen. Und dennoch, oder gerade deshalb, ist ein Abstecher hierher verlockend, wenn nicht gar eine Reise wert: Gemälde und Objekte aus der museumseigenen Sammlung stellen dem Betrachter teils subtile, teils herausfordernde Aufgaben in der Auseinandersetzung mit einer Farbe, die erst durch die Abwesenheit aller anderen entstehen kann. Selbstverständlich wäre das, was es hier zu sehen gibt, nicht möglich ohne die letzten hundert Jahre Kunst- und Kulturgeschichte, und selbstverständlich ist ein jedes weißes Quadrat nach 1918 eine Hommage an Malewitsch, eine Danksagung für die Möglichkeit, ein weißes Relief in ein weißes Bild hineinzuarbeiten oder Kreide Kreide sein zu lassen. So geht auch die Bedeutung der gehängten Werke über ihre Grenzen hinaus, unsichtbar und kaum zu erahnen für all jene, die das Bildliche noch brauchen oder gar verlangen. Wer hierher kommt, muss wissen, warum. Und wer nicht ganz ohne Kunst & Kohle kann, den vermögen Alicja Kwade, Dirk Bell, Gregor Hildebrand und Rinus van de Velde anschließend in die erste Etage zu locken – auch wenn alles dort nach einer halben Stunde RAL9010 nur Ablenkung zu sein scheint.

Weiß, weißer, RAL9010 | bis 2.9. | Kunstmuseum Gelsenkirchen | 0209 169 43 61

Barbara Slotta

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