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Silke Schönfeld, „Köcekler“, 2015, Ausstellungsansicht
Foto: © Kunstverein Gelsenkirchen

Erschossen in der Alten Villa

25. Februar 2016

Die Klasse von Aernout Mik in Gelsenkirchen – RuhrKunst 03/16

Bildhauerklasse. Aernout Mik. Kein Wunder dass es so viele Videos zu sehen gibt. „so traurig war das shooting“ heißt die studentische Übersicht auf drei Etagen, die der Gelsenkirchener Kunstverein organisiert hat. In der Alten Villa, wo man „Shooting“ mal wörtlich, mal als Fotoattacke oder als Referenzrahmen für die Selbstdarstellung benutzt. Am eindrucksvollsten für mich war eine Arbeit von Silke Schönfeld. „köçekler“ (2015) heißt sie und ist eine Zweikanal-Videoinstallation mit einem Loop von 9:26 Minuten. Zu sehen sind zwei junge Männer, die in einem langen Büroflur in Frauenkleidern tanzen. Traditionell werden die Köçekler (Bauchtänzer) zu Festen eingeladen, um die Gäste zum Tanzen zu animieren. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Brauch, der oft eine Ausbildung von 14 Jahren erforderte, vom Sultan sogar verboten worden. Schönfeld installierte ihre Doppelprojektion über eine Ecke. Man hört nur die Glöckchen an den Kostümen der Männer, die zu Tanzen notwendige Musik haben sie im Ohr gestöpselt. So entsteht eine merkwürdige magische Verquickung zwischen dem Bauchtanz, den Geräuschen und der unwirklich erscheinenden Szenerie.

15 Kunststudenten haben sich nach dem traditionellen Rundgang an der Kunstakademie Münster gleich auf die Ausstellung in Gelsenkirchen gestürzt. Selbst clevere Marketingstrategien wurden probiert. So soll kurz vor der Eröffnung ausgerechnet Zauri Matikashvilis Werk „kann weg“, ein Papierkorb mit zerknüllten Papierschnipseln auf denen „kann weg“ gedruckt war, vom Reinigungspersonal entsorgt worden sein. Eigentlich zu süß, um schon wieder wahr zu sein. „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Beuys‘ Fettecke oder seine „gereinigte“ Badewanne, auch Kippenbergers Kalkfleck in Dortmund. Und jetzt der Papierkorb? Eine Schimäre, wie Chao-Kang Chungs Doppelleinwandflügel „Magrittes Fenster“ (Öl, 2016)? Egal. Nicht immer geht es hier um Spaß, oft aber um Identität. Mikołaj Sobczaksucht dafür seine Urväter in Polen auf und verarbeitet das in einer Videoinstallation.

„so traurig war das shooting“ | bis 8.5. | Kunstverein Gelsenkirchen im Kunstmuseum Gelsenkirchen | Eintritt frei

PETER ORTMANN

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