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„My Paradoxical Knives“ von Ali Moin
Foto: Jourdan

Happening in der Innenstadt

28. Mai 2015

Die Flurstücke 015 in Münster – RuhrKunst 06/15

Das hat mit Kunst tun? Im Schaufenster der vornehmen Parfümerie steht ein fetter Kerl in Unterhose. Ein Mann mit Schweinsnase lässt sich als Schlachtplatte durch die Straßen tragen und mit Wurst belegen. Schließlich wird auch noch ein echter Schweinskadaver von einer Metzger-Combo in der Schubkarre herum bugsiert. Die anarchische französische Punk-Compagnie Cacahuète fällt gleich mit dreien ihrer Happenings über Münster her. Und das hat seine Ursachen. Nach dem großen Erfolg (25.000 Besucher in drei Tagen) gibt es nach 2011 in der Bauernmetropole wieder das internationale Festival „Flurstücke“ und verwandelt die ganze Stadt in einen ganz eigenen Kunstraum. Viele Kunstformen bewegen sich auf der Schnittstelle zwischen bildender und darstellender Kunst. Das ist seit den 60ern so, das hat Marina Abramovic beispielsweise extrem ausgereizt. Performances, Happenings oder Live-Action-Blood-Painting mit Materialschlachten à la Hermann Nitsch waren in Museen zu sehen und nicht in den Theatern.

In Münster fließt nicht das Blut, in Münster klirrt das Besteck. Weil sich der iranische Tänzer Ali Moini nur leicht bekleidet, das stählerne Geschirr angelegt, und an dessen Enden auch noch Dutzende Klingen befestigt hat. Immer schneller dreht er sich, bis die Fliehkraft die Messer in die Horizontale befördert. Jetzt muss er in Bewegung bleiben, damit nicht doch noch Blut fließt. Die Soloperformance „My Paradoxical Knives“ ist eine von 17 Kunstevents auch internationaler Künstlergruppen, die bei Flurstücke 015 zu sehen sind, ein Festival für die Bürger, bei freiem Eintritt unter freiem Himmel. Aber Vorsicht, die Gruppe Morons of Motion (MoM) könnte unter ihnen sein. Ihr „Traceland“-Projekt macht in der Unterführung zum Schlossplatz sichtbar, welche wandelnden Metadatenwolken wir sind.Mittels Motion Tracking werden Bewegungen der Passanten gemessen, digital ausgewertet und in verkleinertem Maßstab visualisiert. Je stärker man sich bewegt, desto mehr Daten sondert man ab. Spurenlos geht keiner vorbei. „Traceland“ rührt an einer Frage unserer Zeit: Wieviel wollen wir preisgeben?

Flurstücke 015 | 18.-21.6. | Innenstadt Münster | www.flurstuecke.com

PETER ORTMANN

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