Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
9 10 11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21 22

12.582 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Andreas Feininger: Coney Island, 1949, Stiftung Situation Kunst, Dauerleihgabe aus Privatbesitz, © 2023 Estate of Andreas Feininger
Foto: Thorsten Jorzick, Bochum

Unorte im Fokus

11. Dezember 2023

„Die Stadt ist anderswo“ im Bochumer Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/23

New York, New York, die „Stadt, die niemals schläft“ ist Ausgangspunkt der neuen Ausstellung im MuT, die hauptsächlich aus dem Sammlungsbestand gespeist wurde. Auch weitere Metropolen sind im Bilde, wobei der konkrete Ort letztlich egal ist, denn es geht um die Stadt an sich und ihre Entzauberung. Weder Freiheitsstatue noch Eiffelturm oder markante Sehenswürdigkeiten stehen dabei im Fokus, sondern die Nebenschauplätze: Hinterhöfe, Straßenschluchten, Zwischenbereiche, Stadtmöblierung und Passagen – anonyme urbane Unorte, sichtbar gemacht aus eigenwilligen Perspektiven. Der künstlerische Blick akzentuiert „Stadtraum“ ungewohnt neu, nutzt ihn für grafische Kompositionen, lädt ihn atmosphärisch auf, drückt persönliche Stimmungen aus und zeigt, wo der Mythos Stadt bröckelt. Während der Alltag weitergeht.

Zum Start in den Ausstellungsparcours fängt ein raumgreifendes Objekt den Blick, das man sofort als Tankstelle liest, obwohl Zapfsäulen fehlen. Daneben steht ein beleuchteter Snackautomat, in dem ein einziger Schokoriegel darauf wartet, dass Besucher 1 Euro einwerfen. Das desolate Ensemble vom Team Fort (2017) ist aber auch schon die einzige skulpturale Installation – zu sehen sind Fotografien, Gemälde und Videoprojektionen, rund 60 Werke, 22 künstlerische Positionen. Berenice Abbotts historische Nachtaufnahme aus der Vogelperspektive auf das beleuchtete New Yorker Hochhaus-Meer (1932) hängt neben der 3-Kanal-Videoprojektion „Tracers“ (2013): Melanie Manchot folgte Parkour-Läufern durch Newcastle und filmte, wie sie mit spektakulärer Akrobatik die Stadtarchitektur überwinden und sich körperlich aneignen. Drei wunderbare Gemälde mit beiläufigen Paris-Motiven dokumentieren, dass Auguste Chabaud sich 1907 in der Seine-Metropole nicht heimisch fühlte.

Der erste Ausstellungsraum ist der facettenreichste. Für die etwas beliebig wirkende Zusammenstellung entschädigen die allesamt hochkarätigen historischen wie zeitgenössischen Arbeiten, etwa Caroline von Grones Ölbild von 2007, das die malerischen Qualitäten verspiegelter Fliesen in einer U-Bahn-Unterführung bezeugt, beklemmende Impressionen aus Mumbais Vorstadtslums (P. Bialobrzeski, 2018) oder Peter Wegners Fotoserie kopfstehender New Yorker Straßenschluchten (2009), die zwischen Wolkenkratzern Kippfiguren bilden.

Die Stadt ist anderswo. Revision eines Traums | bis 21.4. | Situation Kunst im MuT, Bochum | 0234 322 85 23

Claudia Heinrich

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Wicked

Lesen Sie dazu auch:

Strich für Strich
„Zeichnung: Idee – Geste – Raum“ in Bochum – Ruhrkunst 12/24

Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24

Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24

Tauchgänge
„Diving into Art“ in Bochum – Ruhrkunst 06/23

„Man sieht sich auf dem Kopf und durch Spiegel gebrochen“
Kuratorin Eva Wruck über das Werk Adolf Luthers – Sammlung 11/22

Wenn der Fliegenpilz spricht
„Die Kraft des Staunens“ im Museum unter Tage – Kunstwandel 07/22

Wenn der Zucker macht, was er will
Markus Heinzelmann über„Die Kraft des Staunens / The Power of Wonder“ – Sammlung 05/22

Lichtblicke in Schwefelgelb
Ingeborg Lüscher im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/21

Der Raum zum Greifen nah
Erich Reusch im Bochumer Museum unter Tage – Kunstwandel 08/20

Bunte Palette
Farbe in der neueren Kunst in Bochum – Ruhrkunst 01/20

„Farbe kann neue Sichtweisen generieren“
Maria Spiegel über „Farbanstöße“ – Sammlung 12/19

Minimal pur
Ausstellung „post_minimal conceptual_now“ in Bochum-Weitmar – Kunst 06/19

RuhrKunst.

HINWEIS