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Dirk Reinartz, o. T. („Bramme für das Ruhrgebiet“ von Richard Serra), 1999
© Dirk Reinartz Estate / Deutsche Fotothek und Stiftung F.C. Gundlach

Kunstvolle Stahlarbeiten

01. Januar 2024

„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24

Am Tod kommt niemand vorbei. Oder doch? Zumindest Besucher, die in momentaner Eiseskälte die Situation Kunst in Bochum-Weitmar besuchen, haben die Chance dazu. Seit Jahrzehnten steht dort Richard Serras Bramme „Tot“ aus Walzstahl (Stahl massiv, 210 x 210 x 30 cm, Gewicht ca 10 t, 1977) – und an der kann jeder vorbeilaufen. Auch auf der Schurenbach-Halde in Essen steht seit 25 Jahren eine Serra-Bramme. Damals durfte ich zusammen mit dem Meister der minimalistischen Metallmonsterskulpturen mal die Halde umrunden. Dabei hat er mir viel über seine Arbeit verraten, schließlich hatte ich mich als junger Bursche in den frühen 1980ern vehement für sein umstrittenes Terminal am Bochumer Bahnhof eingesetzt.

Die Situation Kunst zeigt noch bis Mai die Entstehungen dieser schwergewichtigen, abstrakten Kunst, deren Herstellung und Errichtung vor Ort der Aachener Fotograf Dirk Reinartz (1947-2004) über einen langen Zeitraum hinweg für und mit Richard Serra zusammen dokumentiert hat. Und weil das Haus über eine große Auswahl der Original-Handabzüge von Dirk Reinartz selbst verfügt, sind diese erstmals in der Ausstellung „work comes out of work“ zu sehen.

Das Farblose in der schier endlosen Schwarz-Weiß-Foto-Reihung an den Wänden entwickelt beim Betrachten einen eigenen Reiz, die Wahrnehmung wechselt vom Respekt für den Künstler hin zur Hochachtung vor der Leistung der Stahlarbeiter, sei es in der Hattinger oder Dillinger Hütte. Riesige Blöcke, mächtige Stahlplatten mussten da bewegt und selbst outdoor mit dem Schweißgerät bearbeitet werden. Schier alles scheint dabei in Überdimensionierung zu versinken, doch der winzige Mensch beherrscht die Skalierung des Stahls in heißer Atmosphäre. Foto um Foto des ehemaligen Professors für Fotografie an der Kieler Muthesius Hochschule wird nun in der Galerie im Parkgelände von Haus Weitmar erwandert. Einige Standorte der weltweit präsenten Skulpturen kennt man dabei, andere sind neu und wie immer sehenswert und besonders. Außergewöhnliche Geräusche begleiten die Route: In einer Ecke läuft der Film „Stahlwerk / Steelmill“ (1977), mit dem Richard Serra und Clara Weyergraf die Entstehung der Skulptur „Berlin Block (for Charlie Chaplin)“ in der Henrichshütte in Hattingen festhalten.

work comes out of work | bis 12.5. | Situation Kunst (für Max Imdahl), Bochum | 0234 298 89 01

Peter Ortmann

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