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Neville Tranters „Babylon“
Foto: Wim Sitvast

Sexdrama zwischen Kasper und Gretel

15. Januar 2020

Die Figurentheaterwoche in Gelsenkirchen – Bühne 01/20

Das neue Jahrzehnt ist noch jung, die Kunstgattung uralt. Gliederpuppen sollen bereits vor unsere Zeitrechnung für Zeremonien und bildlichen Darstellungen genutzt worden sein – sagen die Archäologen. Und so ist es kein Wunder, dass die Figurentheaterwoche in Gelsenkirchen seit 2010 (da war doch was?) nicht nur des Kaspars kleine Welt, sondern auch anspruchsvolle Abendinszenierungen bietet, wobei der kleine Tausendsassa natürlich auch jenseits von Krokodil und Räuber immer innovativ bleibt.

Das zeigt insbesondere „Fifty Shades of Gretel“ vom Theater Blaues Haus aus Krefeld, die ihre, ich zitiere mal: „rasante Backstage-Komödie mit Untiefen“ nur für Erwachsene inszeniert haben. Gretel fordert von Kaspar mehr Zeitgeist, doch der blockt ab. Gretel zieht in die Hölle und Kaspar zur Sexpuppe aus dem Online-Handel, der Rest der Bühne versinkt im Chaos.Auch der nimmermüde Neville Tranter aus Amsterdam ist mit am Start, wenn es darum geht, das Figurentheater auf der Höhe der Zeit zu halten. Sein Stück „Babylon“ handelt von dem Versuch, das letzte Boot dahin zu erwischen und so herrscht Gerangel an dem einsamen Stand in Nordafrika. Doch das Boot wird untergehen und Gott, sein Sohn und der Teufel werden eingreifen. Aber wer kommt nun nach Oben oder muss nach Unten oder überlebt? Ein etwas doppeldeutiges, skurriles Spiel mit großartigen Figuren, ist halt Neville Tranter.

Dabei fing die Gelsenkirchener Woche doch so gediegen an. Mit der Europäischen Marionettengala und dem seriös-kulturaffinenAbend mit beliebten Ausschnitten aus Mozartopern wie „Don Giovanni“ oder „Die Zauberflöte“ mit Live-Gesang, klassischem Marionettenballet und den unterhaltsamen Dialogen zwischen den Vater-und-Sohn-Kultfiguren Spejbl und Hurvinek von der traditionsreichen gleichnamigen Prager Puppenbühne. Und mit der einfachen Frage vom Figurentheater Neumond aus Hannover: Können Schweine Hühner lieben? Die Jüngsten werden nach dem Stück diese Frage sicher beantworten können, denn Bauer Friedrich „Fredi“ Latzke erklärt ihnen seine Welt zwischen Güllegrube und Mähdrescher. Und da haben auch die Rübenmäuse noch ein Wörtchen mitzureden.

Figurentheaterwoche | 25.1. - 2.2. | Gelsenkirchen | 0209 988 22 82

 

PETER ORTMANN

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