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Ein weites Feld

28. Juni 2012

Zeichnungen im Museum Folkwang - Ruhrkunst 07/12

Halten die Bilder dieser Ausstellung wirklich Erzählungen und narrative Strukturen fest? Wie definiert sich Erzählung, und wann ist sie eingetreten, und wie verhält es sich mit der Realität und der Fiktion dabei? Im Museum Folkwang in Essen ist eine hochkarätige Ausstellung zu sehen, die Zeichnung als zeitgenössisches Ausdrucksmedium mit all seinen Ecken und Kanten auslotet, darin affirmativ und informativ, umfassend und ergiebig ist und doch vergisst, den Begriff der Erzählung mit seinen zeitlichen und theatralischen Dimensionen zu klären.

Ausgangspunkt dieser Ausstellung, die zwölf Positionen der mittleren Generation weltweit vorstellt, ist die These, dass in der Kunst parallel zu Tendenzen in der Werbung und der öffentlichen Kommunikation der Austausch von Informationen verstärkt über das Storytelling abläuft: über das Einbetten in eine Erzählung. Tobias Burg als Kurator der Grafischen Sammlung hat dazu ganz unterschiedliche Künstler eingeladen, deren Werke zumeist weiterer Angaben bedürften, um verständlich zu sein. Und nicht immer ist so klar eine Story auszumachen wie bei Marcel van Eeden. Jana Gunstheimer etwa verknappt die Erzählung auf ereignishafte Zustände aus dem Bereich der Kunst. Bei Künstlern wie Amy Cutler, Marcel Dzama und Karen Yasinsky erweist sich die Figur als zentraler Modus. Danica Phelps und Andreas Seltzer rücken Ornament und Struktur in den Vordergrund.

Die eigentliche Leistung der Essener Ausstellung ist die Auffächerung der Möglichkeiten der Zeichnung. Also, vergessen wir alles andere und schauen darauf, wie die Linie und der Strich ausfahren und stocken und auch zur filmischen Animation führen. Wie Farbe gesetzt ist und sich das krude Vortragen und Nachahmen von Schrift als ästhetisches Ereignis erweist. Wie Atmosphäre erzeugt und dagegen formuliert ist und der Bildrand zur Grenze, Kulmination der Handlung und zum Maßstab der Fortsetzung wird. Und dass, ganz absichtsvoll, der Übergang zum Comic mit seinen Erzählstrukturen fließend ist.

„Geschichten zeichnen – Erzählung in der zeitgenössischen Grafik“ I bis 15.7.I Museum Folkwang, Essen I www.museum-folkwang.de

THOMAS HIRSCH

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