Von April bis August zeigt das Lehmbruck Museum in Duisburg die Werke der modernen Künstlerin Barbara Hepworth (1903-1975). Diese war eine der wichtigsten Vertreterinnen der modernen Skulptur und gilt als Bindeglied zwischen der europäischen abstrakten Bewegung und England. Inspiriert wurde sie durch die freie Form: Sie experimentierte mit Durchbrechungen und schuf große Skulpturen, die durch ihre enorme Abstraktion bestechen.
Die britische Künstlerin, die die letzten 25 Jahre ihres Lebens in St. Ives (Cornwall) verbrachte, erlangte erste Bekanntheit, ohne in einer renommierten Galerie ausgestellt zu haben: Weil keiner dieser Orte das Risiko eingehen wollte, die frühen Werke von unbekannten Künstler:innen zu zeigen, stellten sie und ihr erster Mann in ihrem gemeinsamen Atelier aus. Der Trick funktionierte: Es folgten internationale Ausstellungen, sie verkaufte ihr erstes Werk an das Museum of Modern Art in New York. Ihr Beitrag zur Klassischen Moderne waren nicht nur ihre schweren, durchbrochenen Skulpturen, „Pierced Form“ genannt, sondern auch ihre Auseinandersetzung mit neuen Kunstströmungen: Im Juli 1937 erschien das Buch „Circle“, eine Studie über konstruktivistische Kunst, an der sie zusammen mit J.L. Martin, Ben Nicholson und Naum Gabo gearbeitet hatte. Sie hatte einen Text über ihr Verständnis von abstrakter Skulptur beigesteuert, der für einen Zugang zu ihrem Werk wegweisend ist und in dem sie erklärt, dass „abstrakt“ ein Wort ist, das am häufigsten verwendet wird, um nur die Art der äußeren Form eines Kunstwerks auszudrücken – was es schwierig macht, es auf das innere Leben anzuwenden, das die Skulptur selbst ausmacht. Abstrakte bildhauerische Qualitäten wären in der Bildhauerei aller Zeiten zu finden, aber es sei bezeichnend, dass die zeitgenössische Bildhauerei und Malerei im Denken und im Konzept abstrakt geworden sind, wodurch die bildhauerische Idee in sich frei und unbegrenzt ist und ihre eigenen Formen wählen kann. So wähle das lebendige Konzept unbewusst die Form und den Inhalt seines Ausdrucks.
Die Ausstellung im vor allem auf Skulptur fokussierten Lehmbruck Museum will neue Perspektiven auf das Schaffen Barbara Hepworths eröffnen und die Verbindungen zu ihren Zeitgenoss:innen und ihren Einfluss bis in die Gegenwart hinein nachzeichnen.
Die Befreiung der Form: Barbara Hepworth - Meisterin der Abstraktion im Spiegel der Moderne | 2.4.–20.8. | Lehmbruck Museum, Duisburg | lehmbruckmuseum.de
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