Und es ward Sommer im Theater. Maskenfreie lauschige Abende am Rande der Düsseldorfer Altstadt. Und das Schauspielhaus will auch wieder raus aus dem dunklen Guckkasten, hinaus auf den großen Vorplatz, und was böte sich da mehr an, als eine „Verwechslungs“-Komödie, in deren Kern wohl keine Botschaft steckt, außer der Tatsache vielleicht, dass immer erst das Fressen kommt. Der Venezianer Carlo Goldoni hat mit seinem Stück „Der Diener zweier Herren“ Mitte des 18. Jahrhundert einen echten Mega-Klassiker der sich wandelnden Commedia dell’arte geschrieben, wo es eigentlich nur um Chaos, Liebe, ein welliges Meer an damals neuen Standup-Weisheiten geht und natürlich um echte Verwechslungen in Geschlecht und Kostüm.
Selbst Johann Wolfgang soll es einmal in Weimar inszeniert haben. In der Landeshauptstadt tut das Regisseur Robert Gerloff. Auch er möchte daraus „ein sinnliches Spektakel“ machen, aber unter freiem Himmel und mit Regen sollen Ensemble und Zuschauer dann „fantasievoll“ umgehen. Soweit die technische Planung für ein Stück, in dem sich ein Diener fast um Kopf und Kragen redet, ein Stück, das zeitgenössische Frauenfragen oder monarchisches Ausbeutertum nicht geschickt umschifft, sondern gar nicht erst thematisiert – leichtes Schenkel klopfen reichte Goldoni da aus.
„Wie viele gibt es nicht, die einen Herrn suchen, und ich habe gleich zwei“
Die eigentliche Geschichte ist etwas langatmig. Bleiben wir mal bei Beatrice, die verkleidete „Herrin“, die sich als Mann ausgeben muss um als Erbin ihres Bruders Federigo Rechtsgeschäfte tätigen zu können. Der soll angeblich von ihrem Geliebten Florindo erstochen worden sein, nichts Genaues weiß man, aber sie will ihn in Venedig unterstützen. Beide Liebenden nutzen die Dienste des gewitzten aber immer hungrigen Analphabeten Truffaldino, dessen Leseschwäche am Ende den Knoten des eintägigen Chaos löst, der ihn vorher aber durch schiere Absurditäten, wackelige Lügengebäude und wirre Handlungsabläufe gejagt hat. Soweit so gut. Das (natürlich) glückliche Ende endet für alle lieben Liebenden open air mit einer Triplehochzeit und wenn sie nicht gestorben sind, dann können wir nur singen: Ja sind wir im Wald hier, wo bleibt unser Altbier?
Der Diener zweier Herren | 27. (P), 28., 29.5., weitere Termine Juni/Juli | Düsseldorfer Schauspielhaus, Theatervorplatz | 0211 36 99 11
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