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François Morellet, Triple X neonly, 2012
courtesy: Galerie m Bochum

Der alte Mann der Neonröhre

28. April 2016

François Morellet in der Galerie m Bochum – Ruhrkunst 05/16

Eigentlich ist das alles kaum zu glauben: Der Franzose François Morellet arbeitete 1963 erstmals mit Neonröhren als künstlerischem Ausdrucksmittel. Dieses Material entsprach damals seiner Vorstellung von Geradlinigkeit und Präzision und er widersprach damit bewusst der damals noch herrschenden Meinung: Abbild nur mit Hilfe eines Pinselduktus‘. Geometrische Abstraktion, Abstrakte Kunst, das war schon en vogue, aber Neon hatte eigentlich den Geruch des Dada. Morellet treibt immer mehr der experimentellen Kunst zu und wird in den 1960ern Mitglied der GRAV, einer Gruppe von Künstlern, die die Möglichkeiten der visuellen Kunst wissenschaftlich experimentell erforschen wollten. Anlässlich seines 90. Geburtstags würdigt die Galerie m in Bochum das Werk mit einer Einzelausstellung – es ist die zehnte seit dem Beginn der Zusammenarbeit 1970 und zeigt neue Neonarbeiten der letzten Jahre, unter anderem die großformatigen Eckinstallationen „Triple X neonly“ und auch „Cercle à demi libéré n°2“. Ein Werkkomplex von Morellet, der auch im öffentlichen Raum präsent ist. Seine blau leuchtende „Skyline“ teilt seit 2009 die Fassade des Kunstmuseum Bochum.

Aber die enorme skulpturale Wirkung zeigt sich gerade in den großformatigen Werken der Ausstellung. Mit den Leuchtstoffröhren „zeichnet“ Morellet geometrische Elemente wie Geraden oder Kreisbögen in den Raum. Die sechs, jeweils 450 cm langen blauen Neonröhren von „Triple X neonly“ (2012) entwickeln ein leuchtendes Gitter, das sich je nach Standpunkt zu einem mehr oder weniger geordneten Liniengeflecht verdichtet. Aber Morellet arbeitet auch mit dem rechteckigen Bildträger und der Linie, so besteht „Trop plein n°1“ (2013) aus zwei Leinwänden, auf denen jeweils eine blaue Argonröhre fixiert ist. In „Cercle à demi libéré n°2“ (2015) seiner jüngsten Arbeit, die in der Galerie gezeigt wird, löst Morellet die geschlossene, ruhige Form des Kreises zugunsten eines dynamischen Gefüges aneinander gesetzter Kreisfragmente auf. Und Morellet muss gesehen werden, eine Beschreibung von Lichtobjekten bleibt immer nur Makulatur, wird nie sinnliche Oberfläche.

François Morellet | 30.7. | Galerie m Bochum | 0234 439 97

PETER ORTMANN

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