Es gibt nicht viele, die ihren 100. Geburtstag erreichen und noch relativ fit in Körper und Geist sind. Bei Dada ist das anders, ein Jahrhundert Auseinandersetzung mit dem staatskonformen Spießertum hat natürlich auch Spuren hinterlassen, geistig ist die Bewegung aber immer noch auf der Höhe. Nein, hier geht es nicht eine Band namens Trio, hier geht es um die hehre Kunst. Hust. Schon das ein Affront oder deutsch ein Fehltritt. Tritt Trottoir. Oder so.
Doch mal im Ernst. Oder Karlo. Oder Sigrid. (Löffler?) Haben Sie diesen grandiosen Geburtstag etwa vergessen? Dann hurtig. Sonst ist es vielleicht zu spät. Denn nach dem dadaistischen Orgelkonzert mit Dietmar Korthals und zeitgenössischer Orgelmusik von 1915 in der Pauluskirche (8. Juli, Einlass 19.16 Uhr, Konzertbeginn 20 Uhr; Eintritt frei) geht „Dada 100“, die Dortmunder Hommage an die erste wahre Avantgarde des 20. Jahrhunderts nach drei Monaten zu Ende, wie sie im April angefangen hat, nämlich mit den Dadainen.„Letzte Lockerung“ heißt der Abend und, wie sollte es auch anders sein, es geht vor, über, von, nach Dada. Die Dadainen spüren dabei der ewigen Frage nach: „Was ist Dada?“ überhaupt und wo sollte man ihn, es oder auch sie auf keinen Fall verorten? Klar, eine Antwort findet natürlich niemand, dafür aber einen Haufen Indizien: Tagebucheinträge, Manifeste, Lautgedichte, Dialoge, Lieder, und das aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, einer Zeit in der wir uns wohl scheinbar auch wieder befinden. Der Eintritt ist frei, aber eine Spende in den Hut natürlich erwünscht. Warum? Nun, in der Lesung geht es nicht nur um Liebe, Sex und Politik oder schnöde um Religion, Geld und Macht. Es geht explizit auch um die Wurst. Und das wird ein ganz und gar nicht vernünftiger Abend in der ConcordiArt (Regie: Thorsten Bihegue, der uns spüren lässt, wie man mit Worten alles oder nichts sagen kann). Und am 29. Juli der Abschluss auf dem SüdWestFriedhof und im Westpark mit „Unterm Pilz mit Pils“ für Eingeweihte.
„Die Dadainen – Letzte Lockerung“ | Sa 16.7. 19.30 Uhr | ConcordiArt am Borsigplatz, Dortmund | 0231 137 70 96 | www.concordiart.de
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