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Passende Gäste zum Jubiläum: Banda Senderos
Foto: Dominik Lenze

Unterm roten Stern

29. August 2016

Bahnhof Langendreer feiert am 27.8. 30-jähriges Bestehen

Jugend, Solidarität, schöne Konzerte, S-Bahnfahrt mit Wegbier – das sind einige von vielen Assoziationen, die die Menschen im Ruhrgebiet haben, wenn sie an den Bahnhof Langendreer denken. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums hat man BesucherInnen befragt, was sie mit dem „Bahnhof“ verbinden. Auf der Geburtstagsparty lasen Kristin Schwierz und Heiko Schwegmann vom Kulturzentrum die Zettel mit den Antworten vor.

Dass das soziokulturelle Zentrum bereits eine ganze Generation im Ruhrpott mitgeprägt und begleitet hat, konnten auch die beiden MitarbeiterInnen bestätigen: „Als ich Ende der 90er für mein Studium nach Bochum gezogen bin, wurde ich hier im Bahnhof zum ersten Mal politisch aktiv“, erzählt Kristin Schwierz, die am Wallbaumweg Veranstaltungen mit politischen und gesellschaftlichen Themen mitorganisiert. Längst ist der Bahnhof Langendreer eine etablierte Einrichtung für Vorträge und Diskussionen über Fragen von Globalisierung, Rassismus oder Sexismus.

Heiko Schwegmann organisiert die Konzerte im Kulturzentrum. Und die musikalische Vita vom Langendreer kann sich sehen lassen: Bands wie Blumfeld, Chumbawamba oder Adam Green traten hier schon auf; Helge Schneider und Die Kassierer feierten erste Erfolge. Auch in den letzten Jahren spielten regelmäßig bekannte und alternative Musik-Acts wie Tocotronic, Slime oder Talco in der ehemaligen Empfangshalle, über der heute bei Anbruch der Dunkelheit ein großer Stern rot aufleuchtet.

Am Geburtstagsabend brachte Banda Senderos mit einem Mix aus Reggae, Pop und Dancehall Stimmung in die Halle. Insgesamt gab es ein rundes Bühnenprogramm: Neben den multilingualen Versen der Essener Band bot der Kabarettist Matthias Brodowy „gehobenen Blödsinn“. Außerdem konnten die BesucherInnen Vorführungen von Filmklassikern im Endstation Kino nebenan besuchen.

Doch seit drei Jahrzehnten bestehen am Wallbaumweg auch kontinuierlich finanzielle Probleme. So war eigentlich eine zweitägige Geburtstagsfeier geplant, am Ende fehlte das nötige Geld. „Es ist hier eine ständige Situation der Unterfinanzierung“, sagt Rolf Stein, Mitglied im Vorstand des „Bahnhof“-Teams. Mit den massiven Haushaltskürzungen der Stadt Bochum wird es in den nächsten Jahren nicht einfacher: „Mein persönliches Ziel ist es, dass wir die finanzielle Lage des Bahnhof Langendreer konsolidieren“, so Stein.

Auferstanden aus Ruinen

Doch ungewiss war das Projekt von Anfang an: „Wir haben 1981 angefangen, in Bochum über ein autonomes Zentrum zu reden“, erinnert sich der ehemalige Sozialarbeiter. „Und weil wir damals jung und wild waren, haben wir die alte Fabrikhalle an der Hermannshöhe besetzt.“ Die Polizei räumte, doch die Gruppe um Stein besetzte weiter Häuser. Irgendwann unterstützen 1.000 Menschen das Projekt. „Wir nannten uns auch immer ‚Die Bewegung‘“, erzählt der 62-Jährige.

Als die Stadt Bochum über ein soziokulturelles Zentrum verhandeln wollte, hatte man „von Besetzungen die Finger gelassen.“ Schließlich wurde der marode Bahnhof angeboten, den die Bahn damals abreißen lassen wollte. „Das Haus war eine Ruine und für unsere Vorhaben nicht zu verwenden.“ Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wurden im Dezember 1986 die Pforten geöffnet. Schnell etablierte sich der „Bahnhof“ zur wichtigen Kulturinstitution des Ruhrgebiets.

Vom Programm bis zur basisdemokratischen Organisation ohne Chef ist man sich treu geblieben. „Verrückterweise machen wir immer noch dasselbe“, so Stein. Viel hat sich in drei Jahrzehnten nicht geändert. Bis auf eine Sache: Bochum ohne Bahnhof Langendreer? Kaum vorstellbar.

Benjamin Trilling

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