Acht Jahre ist es her, dass auf dem Förderturm des Bochumer Bergbaumuseums dieser knappe Slogan leuchtete: „How Love Could Be“. Das Zitat stammte aus dem Song „Bad Girl“ von The Miracles, einer Band des legendären Plattenlabels Motown aus Detroit. Tim Etchells, der Urheber dieses Lichtkunstwerks, wollte damit als Reaktion auf die damalige Opel-Schließung Zuversicht spenden, dass es das Ruhrgebiet nach dem Ende der Montan- und Schwerindustrie in sozialer Hinsicht nicht so schwer trifft wie Detroit.
Diesmal sind es jedoch erfreuliche Gründe, warum Tim Etchells einen LED-Schriftzug installiert. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums von Pact Zollverein verkündet der englischer Theaterautor, Performer, Regisseur, Schriftsteller und eben Lichtkünstler folgende Botschaft auf dem Zollverein-Gelände: „Shifting Ground“ (zu Deutsch in etwa: Bodenverlagerung). Metaphorisch spielt Etchells Neonarbeit mit dem Wandel im Ruhrgebiet. Dabei trug Etchell selbst zur Erfolgsgeschichte von PACT Zollverein bei; schließlich feierte die von ihm gegründete, englische Theatertruppe Forced Entertainment hier bereits regelmäßige Premieren in der einstigen Bergmannskaue.
In den letzten 20 Jahren hat sich die Performing Arts Choreographisches Zentrum NRW Tanzlandschaft Ruhr zur renommierten Adresse für internationale Künstler gemausert. Einige von ihnen treten auch anlässlich des Jubiläumsfestes auf, darunter Mette Ingvartsen. Die Choreographin feierte unter anderem die Uraufführungen ihrer „Red Pieces“-Reihe auf PACT. Um die widerständige Kraft des Tanzes dreht sich dagegen die zum PACT-Geburtstag präsentierte Produktion „The Dancing Public“.
Doch auch eine Uraufführung ist beim Jubiläumsfest zu sehen: „The Patient“ von Ben J. Riepe, der neun Performer zu einem Klang-Körper dirigiert, welcher wiederum das Spannungsverhältnis zwischen Kultur und Natur auslotet. An insgesamt drei Tagen folgen viele weitere Programmpunkte: Tian Rotteveel präsentiert unter dem Titel „fieldworker“ einen Van, der zu einer begehbaren Musikinstallation umgebaut wurde. Die Gruppe fieldworks lädt mit der kreativen Aktion „in gaps and patches“ dazu ein, das einstige Industriegelände neu zu entdecken, schließlich lautet das Motto: „Shifting Ground“.
20 Jahre Pact – Jubiläumsfest | 20.-22.5. | PACT Zollverein | 0201 289 47 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Freigelegte Urinstinkte
„Exposure“ auf PACT Zollverein in Essen – Prolog 11/24
Lesen unterm Förderturm
Lit.Ruhr in mehreren Städten – Festival 09/24
Überleben, um zu sterben
Bund will bei der Freien Szene kürzen – Theater in NRW 09/24
Verzauberung des Alltags
The Düsseldorf Düsterboys in Essen – Musik 07/24
Körperpolitik und Ekstase
„Tarab“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 07/24
Fortschritt ohne Imperialismus
„Libya“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 02/24
Vernetzung und Austausch
Kultur Digital Kongress auf PACT Zollverein – Gesellschaft 10/23
Die Trommel mal ganz vorne
„Schlagzeugmarathon“ in Essen – Improvisierte Musik in NRW 08/23
Einblick in die Imaginationsmaschinerie
„A Day is a Hundred Years“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 06/23
Ruhrpott als Hiphop-Heimat
Neues Urban Arts Ensemble Ruhr von Pottporus e.V. – Tanz an der Ruhr 06/23
„Orte der Kunst könnten etwas anderes sein“
Stefan Hilterhaus über die Kunstproduktion – Interview 04/23
Das Ende einer Spezies?
„The Very Last Northern White Rhino“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 02/23
Tanzende Seelen
„Dips“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 02/25
„Eine Frau, die förmlich im Leid implodiert“
Regisseurin Elisabeth Stöppler über „Lady Macbeth von Mzensk“ in Düsseldorf – Interview 02/25
„Die perfekte Festung ist das perfekte Gefängnis“
Ulrich Greb inszeniert Franz Kafkas „Der Bau“ am Schlosstheater Moers – Premiere 02/25
Nichts für Konfirmand:innen?
„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ in Bochum – Prolog 02/25
Zwischen Realität und Irrsinn
„Kein Plan (Kafkas Handy)“ am Mülheimer Theater an der Ruhr – Prolog 01/25
Wenn Hören zur Qual wird
„The Listeners“ in Essen – Prolog 01/25
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater Ruhr 01/25
Wenn KI choreografiert
„Human in the loop“ am Düsseldorfer Tanzhaus NRW – Tanz an der Ruhr 01/25
„Ich war begeistert von ihren Klangwelten“
Regisseurin Anna-Sophie Mahler über Missy Mazzolis „The Listeners“ in Essen – Premiere 01/25
Wenn die Worte fehlen
„Null Zucker“ am Theater Dortmund – Prolog 01/25
Ein zeitloser Albtraum
Franz Kafkas „Der Prozess“ im Bochumer Prinz Regent Theater – Prolog 12/24
„Vergangenheit in die Zukunft übertragen“
Regisseur Benjamin Abel Meirhaeghe über „Give up die alten Geister“ in Bochum – Premiere 12/24
Die Grenzen der Bewegung
„Danses Vagabondes“ von Louise Lecavalier in Düsseldorf – Tanz an der Ruhr 12/24