Natürlich ist er verrückt. Wer bitte schön gibt, wenn er nicht von allen guten Geistern verlassen ist, als Berufsbezeichnung „Exorzist“ an? Damit ist der Mann, Anfang Fünfzig, der mir in seiner Praxis gegenübersitzt, von unserem kulturell festgelegten Nullpunkt der scheinbaren Normalität abgerückt. Oder eben: verrückt. Doch wer jetzt meint, seine Geschichte anzuhören sei Zeitverschwendung, der ist nicht normal, sondern ignorant.
„Alles wie gehabt“, mahnt Pablo mich routiniert. „Wenn Polizisten kommen, sprichst du nicht mehr mit mir, und wechselst die Straßenseite.“ Mein Informant knipst mit einem bemühten Lächeln sein rechtes Auge zu, ein Versuch von Entspannungspolitik. Wussten wir doch, dass dieser Nachmittag massive Konsequenzen haben könnte...
In Mexiko ist der Titel „Don“ eine Verbeugung vor Weisheit im Alter, eine Respektbekundung vor den Überbringern von Wahrheit. Zu den wenigen Dons, die den Weg über Ozeane und Kontinente nach Europa geschafft haben, gehören Don Juan und der alte Antonio. Juan, ein Held der Hippies und Drogisten, hat in den Siebzigern aus der Wüste die Wahrnehmung anderer Realitäten gelehrt.
Die Rettungskräfte ziehen Lisa blutend aus ihrem Wagen. Noch am Unfallort wird sie wiederbelebt. Bis heute hat sie keine Erinnerung, warum sie gegen den Baum gefahren war. Damals, vor dreieinhalb Jahren. "Ich bin den Ärzten wirklich dankbar", sagt Lisa, "aber letztlich hat mir mein Dom das Leben gerettet."
Der Schotter spritzt unter unseren Reifen. Pia drosselt langsam die Fahrt. „Die entscheidende Frage ist: Vorder- oder Rücksitz? Vorne ist sicher, hinten bequem – aber verräterisch!“ Pias delikate Einführung in die explizite Parkplatzkunde ist eindeutig, ganz anders als die Geschichte, die mir die 32Jährige erzählen wird. Zur Seite springen, fremdgehen, oder kurz: Betrug.
„Bei der Eröffnung meines Testaments sprach ein Anwalt mit meiner Tochter. Mit sorgenvoller Miene teilte er ihr mit, dass sie mein Geld nur dann erben könne, wenn es ihr gelänge, meine Hattrick-Mannschaft in der dritten Liga zu halten. Dann bin ich schweiß gebadet aufgewacht.“ Peter, 46, lacht noch über seinen Traum, während die anderen in der Otto-Böhne-Arena, kurz: OBA, bereits mit dem Spieltag beschäftigt sind. Wie immer samstags, wenn um 18 Uhr republikweit Anpfiff ist.
„Ich will, dass du meine Beerdigung organisierst, ich vertraue dir.“ Ein ansatzloser Haken in die Eingeweide raubt mir kurz die Luft. Eben noch war ich froh, überhaupt Peters Stimme am Telefon wiederzuhören. „Ja, klar“, stammele ich, „wie hättest du es denn gerne?“ Er lacht kurz. „Du machst das schon. Keine Lust auf einen geschmacklosen Abgang.“
Es ist dieser flüchtige Moment, der alles verändert. Die Mimik verhärtet sich, die Körperspannung nimmt zu. Dann geht alles sehr schnell. Aufgesetzte Helme machen in Windeseile aus Beamten anonyme Robocops, die angriffslustig ihre Schilde heben. So entspannt wie eben kommen wir nicht mehr zusammen. Überraschender als der Polizeikessel ist jedoch die Reaktion der Veranstalter der Autonomen Maidemo, die sich gerade erst am AZ in Bewegung gesetzt hat.
„Ich mache ein Experiment“, sagt der Mann mit dem amerikanischen Akzent bedächtig. „Wie ein Junkie, der aufhört zu spritzen, mache ich eine Entziehungskur von der Gesellschaft.“ Mango Meier starrt angestrengt in die Luft, als könne er Erkenntnis aus dem Subraum ziehen. „Ich versuche, gängige Denkweisen und Bewertungen nicht mehr widerspruchslos hinzunehmen.
Als das Prinzenpaar samt Hofstaat einmarschiert, hält es in der ausverkauften Historischen Stadt- halle niemanden mehr auf den Sitzen. Prinz Michael I. verschenkt Luftküsse an das gemeine Volk, es regnet Tulpen auf die Närrinnen. Sein Zug ist militärisch uniformiert, bis an die Zähne bewaffnet, aus den Gewehrläufen ragen Plastikblumen. Flötisten, Glockenspieler, Holz- und Blechbläser, sie ziehen in die Karnevalsschlacht, die Trommeln drohen.näher. Nicole ist blond, gefühlte zwei Meter groß, ihr knappes Nichts gewährt tiefe Einblicke.
Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24
„Was im Ruhrgebiet passiert, steht im globalen Zusammenhang“
Die Dokumentarfilmer Ulrike Franke und Michael Loeken über den Strukturwandel – Über Tage 03/24
Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24
„Einer muss ja in Oberhausen das Licht ausmachen“
Fußballfunktionär Hajo Sommers über Missstände im Ruhrgebiet – Über Tage 02/24
„Mir sind die Schattenseiten deutlicher aufgefallen“
Nora Bossongüber ihre Tätigkeit als Metropolenschreiberin Ruhr – Über Tage 01/24
„Hip-Hop hat im Ruhrgebiet eine höhere Erreichbarkeit als Theater“
Zekai Fenerci von Pottporus über Urbane Kultur in der Region – Über Tage 12/23
Suche nach Klimastrategien
Gespräch im Essener LeseRaum Akazienallee – Spezial 11/23
„Das Ruhrgebiet erscheint mir wie ein Brennglas der deutschen Verhältnisse“
Regisseur Benjamin Reding über das Ruhrgebiet als Drehort – Über Tage 11/23
„Kaum jemand kann vom Schreiben leben“
Iuditha Balint vom Fritz-Hüser-Institut über die Literatur der Arbeitswelt – Über Tage 10/23
Irrweg deutscher Migrationspolitik
„Blackbox Abschiebung“ in Düsseldorf – Spezial 09/23
„Es hat mich umgehauen, so etwas Exotisches im Ruhrgebiet zu sehen“
Fotograf Henning Christoph über Erfahrungen, die seine Arbeit geprägt haben – Über Tage 09/23
Diskursive Fronten überwinden
„Produktives Streiten“ in Mülheim – Spezial 08/23
Erinnern heißt Widerstand
Sommerfest des Fritz Bauer Forums in Bochum – spezial 08/23
„Man könnte es Stadtpsychologie nennen“
Alexander Estis ist für sechs Monate Stadtschreiber von Dortmund – Über Tage 08/23
Metaphern, Mechaniken, Meisterschaften
Offener Tag im Flipperverein Freeplay.ruhr in Herten – Spezial 07/23
Spaß an der Transformation
Gutes Klima Festival in Essen – Festival 07/23
Abschottung gegen Schutzsuchende
Vortrag über die Fluchtsituation auf der Balkanroute in Duisburg – Spezial 06/23
Ich glaub‘, mein Sein pfeift
Vortrag über Mensch-Tier-Beziehung in Dortmund – Spezial 06/23
„Für Start-ups sind die Chancen in Essen größer als in Berlin“
Unternehmer Reinhard Wiesemann über wirtschaftliche Chancen im Ruhrgebiet – Über Tage 06/23
Schwarze deutsche Feministinnen
Tiffany Florvil liest in Dortmund – Spezial 05/23
Wie Gefängnisse Kriminalität fördern
Rechtsanwalt Thomas Galli sprach in Bochum über Strafvollzug
„Radikale Therapien für die Innenstädte“
Christa Reicher über die mögliche Zukunft des Ruhrgebiets – Über Tage 05/23
Verbrechensbekämpfung umdenken
Diskussion im Nordpol Dortmund – Spezial 04/23
Wasserängste
Vortrag in der VHS Essen – Spezial 04/23
„Das Ruhrgebiet wird nie eine Einheit werden“
Isolde Parussel über Hoesch und den Strukturwandel – Über Tage 04/23