Das Kunsthaus erinnert an die 2018 verstorbene Essener Künstlerin Gerda Schlembach mit einer sensibel, doch frei von Sentimentalitäten konzipierten Retrospektive: Werke aus drei Jahrzehnten wurden sorgfältig arrangiert – mit genügend Raum zum Annähern, Zurücktreten, Umrunden. Denn Schlembachs Arbeiten benötigen Konzentration und Bewegung gleichermaßen.
Frühe Werke aus den 1990er Jahren gewinnen ästhetischen Reiz aus der Verschränkung von Material, Technik und changierendem Bildmotiv. Porträts, Gesten, Körperabdrücke werden nur aus bestimmten Blickwinkeln auf dem Bildgrund sichtbar. Oder existieren ganz im Verborgenen, wie bei der Installation „Publish“ von 1996: Acht beleuchtete Rollwägelchen tragen weiße Papierquader aus hunderten akkurat gestapelten Jungendbildnissen, weiß auf weiß kopiert. Nur das Deckblattporträt schimmert zart.
Zierliche Wandgewebe aus Silikon, Grafiken auf Folie, Plexiglaslichtkästen, Tafeln mit unauslotbaren Bildräumen in Weiß oder Schwarz offenbaren die Vorliebe der Künstlerin für transparente, spiegelnde, ent- und verhüllende Materialien mit sinnlichen Qualitäten. Besonders faszinieren Glasarbeiten wie „Silent Flow“ (2011) für den Kunstverein Ruhr: Ein Video dokumentiert den Aufbau des glitzernden, stetig leise klimpernden Bergs aus 7 Tonnen Bruchglas. Oder die „Destiller“ (2006): In Glaskuben eingeschlossene Objekte entpuppen sich als Trugbilder aus feinen Silikonzeichnungen auf übereinandergeschichteten Glasplatten, die ein hologrammähnliches Gebilde formen. Je nach Standort wandelt es sich. Wahrnehmung ist veränderlich, flüchtig wie die menschliche Existenz.
Gerda Schlembach – Aus dem Schwarz | bis 16.12. | Kunsthaus Essen | 0201 44 33 13
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