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„Kein Licht“
Foto: Sandra Schuck

Saubere Hände im Reaktor

26. Januar 2017

Jelineks „Kein Licht“ in Bochum – Theater Ruhr 02/17

Prolog. Epilog.Nie wieder gehört werden. Nie Gehör finden. Wer etwas gehört hat, ist schuldig. Wissen Sie überhaupt, was Sie da sagen? Besser, Sie sagen jetzt nichts mehr. Haha, wie die sich freuen da unten! Aber ich rede weiter, nichts und niemand kann mich noch hindern. Das wollte nach der Uraufführung von Elfriede Jelineks „Kein Licht“ auch niemand. Dennoch hat die etwas zugeschrieben, zum Doppelt-Nachdenken. Als ob man das nicht alles selber wüsste, aber nicht so prickelnd in Worte zu gießen. Supergau. Help me god. Im Bochum Prinz Regent Theater finden sich dafür die Rettungsdecken als Landschaft wieder. Oder ist es die metallisierte Fläche einer Raumkapsel, eines Kernkraftwerks, eines Technobunkers. „1-2-3. Tekkno“. Prolog mit widerborstigem Mikrofonständer. „Ich hätte was anderes sagen sollen“, sagt B.

Der junge Daniel Weiß will diese Textflächen in Bewegung wandeln und in dramatische Dialoge.Bach-Suite Nr. 3 in D-Dur, BWV 1068. Luft.Corinna Pohlmann und Helge Salnikau sind die lebenden Toten, die den verstrahlten Reaktorblock nicht mehr verlassen können und pikanterweise nicht einmal wissen, dass sie bereits tot sind. Luft. Alles beginnt mit einer lustigen Zeltperformance im Taschenlampenstrahl, doch wie schafft man zusätzliche Zeit für die endlosen Texte? Salnikau im Frack und Hochwasser-Overall muss es mit Choreografie versuchen. A stolziert herum, A dirigiert unsichtbare Chöre und die Assistentin. Bewegung schafft Zeit – Halbwertzeit – und A wäscht zusätzlich seine Hände in Unschuld. Doch sie bleiben Marionetten in einem gasförmigen Zustand, leuchtende sprechende biologische Reste an der Reaktorwand. Und da hilft auch kein Lächeln von B mehr. Erst mal wird gerutscht auf blanker goldener Fläche. Hin und her, bis die Folie reißt. Dazu kommt noch der Dieter (Bohlen) ins Spiel. Einfacher Lacher: Kernspaltung? Mega! Es rieselt Goldflocken vom Himmel. Die Verantwortung für den Gau trägt niemand. Zwei Geigen haben sich im Zelt versteckt. „Dies Stück ist hiermit beendet.“ Kein Applaus. Alles geht. Das Stück läuft weiter. Jürgen Kruse lässt grüßen.

„Kein Licht“ | R: Daniel Kunze | Mi 1.2., Do 2.2. 19.30 Uhr | Prinz Regent Theater | 0234 77 11 17

PETER ORTMANN

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