Nerdige Fachgespräche bei Popcorn und Bier laufen im Foyer des Casablanca. Während Oliver Bartkowksi den Gästen noch einen Flyer über sein Projekt verteilt. Der Titel: „Skull City. The Return of Snake.“ Den CineastInnen an diesem Abend ist natürlich klar, dass es sich dabei um eine Hommage an John Carpenters „Die Klapperschlange“ handelt.
Vielleicht packt Oliver Bartkowksi daher für die Fan-Gemeinde direkt die Insider-Fakten aus. Etwa über die Dreharbeiten. Denn die fanden wider Erwarten kaum in New York (wo die Handlung angesiedelt ist) statt, sondern im Osten von St. Louis – gemäß dem Wunsch von Carpenter, am „dreckigsten Ort in Amerika“ inszenieren zu dürfen. Doch der Regisseur war nicht nur hinter der Kamera tätig, er komponierte gleich den Soundtrack mit, so Bartkowski: „Er hat es deshalb gemacht, damit die Produktion billiger ist.“ Und der gemeinsam mit Alan Howarth kreierte Soundtrack avancierte gleich zum zweitbeliebtesten im Carpenter-Kosmos, gleich hinter dem berühmten Schocker-Score aus „Halloween“, wie Bartkowski als weiteren Fan-Fact hinzufügte.
Der Musiker hat den Kultstreifen aus dem Jahr 1981 bereits knapp zwanzig Mal gesehen, wie er dem Publikum gestand: „Er hat es mir bis heute angetan.“ Und sicher schauten auch die Gäste diesen Science-Fiction-Film an diesem Abend nicht zum ersten Mal. Bevor diese jedoch auf der großen Leinwand verfolgen konnten, wie Kurt Russell sich als „Snake“ in das dystopische New York begibt, um den US-Präsidenten zu retten, hörten sie noch den Soundtrack zu einer dritten Fortsetzung des Carpenter-Hits, den es noch gar nicht gibt.
Zusammen mit Sven Bergmann hat Oliver Bartkowski die beiden bisherigen Klapperschlangen-Filme (Teil zwei spielt in Los Angeles) zumindest um einen dritten, fiktiven Soundtrackt ergänzt: „Das ist unsere Idee, wie John Carpenter möglicherweise einen dritten Film vertont hätte“, erklärte Oliver Bartkowski in Abwesenheit seines Künstler-Kollegen. Denn Sven Bergmann sprang an diesem Abend spontan bei einem Jazz-Konzert in der Nähe von Frankfurt ein.
So erläuterte Bartkowski die Hintergründe des Soundtracks: „Gerade für spätere Sachen war er essentiell“. Doch lässt sich damit Geld machen? Das fragte sich auch das Musik-Duo. Ihre Devise: „Lass uns einfach so ein Retro-Ding machen!“. Rund 27 Minuten konnten die BesucherInnen schließlich ihrer Interpretation lauschen. Und die knüpfte in der Tat an die Carpenter-Originale an: Hubschrauber rattern. Bevor Syntheziser erklingen, die unverkennbar die Signatur der 80er-Jahre tragen.
Soundtracks aus Filmen wie „Rocky“, „Halloween“ oder Charlie Chaplins „Modern Times“ haben Bergmann und Bartkowski bereits interpretiert. Die Ergebnisse präsentierten sie bisher in großen Mulitmediashows mit Pyro- oder 3D-Effekten wie zuletzt etwa im Musikforum Ruhr. Und das kommt nicht nur beim Bochumer Publikum an, sondern offenbar auch in der Filmbranche: „Für die eine oder andere Produktion schreiben wir gerade Soundtracks“, verrät Oliver Bartkowski. Bleibt also abzuwarten, ob sich noch Carpenter selbst beim Musik-Duo meldet.
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