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Brigitte Hellgoth, Meret Oppenheim mit Pelztasse, 1975, Fotografie, Lehmbruck Museum Duisburg
© VG Bild-Kunst, Bonn

Mit und gegen

31. März 2016

Meret Oppenheim in Ahlen – Ruhrkunst 04/16

Eine wichtige Erkenntnis der Ausstellung ist, dass Meret Oppenheim ein stolzer Freigeist war. Die deutsch-schweizerische Künstlerin (1913-1985) lebte 1933 bis 1936 in Paris, wo sie Künstler wie Hans Arp und André Breton kennenlernte, als deren Muse galt und für ein Jahr eine Beziehung zu Max Ernst unterhielt. In diesen Jahren findet sie selbst zur Kunst, festgelegt freilich auf den Surrealismus, zumal sie sich zeitlebens mit dem Unterbewussten beschäftigte und Collagen und Assemblagen erstellte. 1936 schafft sie mit der pelzbezogenen Kaffeetasse ihre bekannteste Arbeit überhaupt, eine andere Arbeit wird im selben Jahr vom Museum of Modern Art in New York erworben. Voilà! Dass die Allround-Künstlerin aber viel mehr geschaffen hat und nur schwer in Kategorien zu fassen ist, ist eine weitere Erkenntnis im Kunstmuseum Ahlen.

Trotzdem kommt die Ausstellung immer wieder auf den Surrealismus zu sprechen, indem ihre Werke mit denen ihrer Künstlerfreunde zusammentreffen. Wenn man davon losgelöst ihre Objekte und Zeichnungen sieht, wird deutlich, dass ihr vor allem an ihrer eigenen Wahrnehmung lag: Das Verspielte und das Taktile bilden im Verbund mit der Metamorphose den Kern ihres Werkes. Der künstlerische Vortrag ist poetisch, und Meret Oppenheim widmet sich leicht übersehenen Dingen der belebten und unbelebten Welt, seien es ein Stein und ein Insekt oder ein Tisch. Es sind kleine Ereignisse, überraschende Kombinationen, die ihr Werk auszeichnen. Die Ausstellung weist aber auch auf ihre Rolle als Frau: in jungen Jahren in der von Männern bestimmten Kunstwelt und im Alter als verehrte Künstlerpersönlichkeit. Dazu sind Fotos zu sehen, welche die junge Meret Oppenheim als kühle Schönheit zeigen, und späte Porträts, auf denen sie sich selbst inszeniert und androgyn und überaus beherrscht auftritt. Ohne sich von einem verordneten Feminismus vereinnahmen zu lassen, hat Oppenheim doch gegen die Geschlechterrollen opponiert. Mindestens darin ist ihre so verspielte, psychologisch lesbare Kunst als kritischer Beitrag zu unserer Gesellschaft zu verstehen.

„Meret Oppenheim – Die Freiheit muss man nehmen“ | bis 1.5. | Kunstmuseum Ahlen | 02382 918 30

THOMAS HIRSCH

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