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Das Prinzip der Form-Schöpfung

11. August 2021

„Lehmbruck – Beuys“ in Duisburg – Kunstwandel 08/21

Mit elf Schafsköpfen im Elferzimmer (1961-1975) beginnt die Geburtstagsausstellung für Joseph Beuys, einem der größten Künstler des 20. Jahrhunderts. In der Mitte des separaten Raums die Stele mit Besen. Eins der Objekte, die sich quer durch sein Schaffen ziehen. Was hat der Meister nicht alles gefegt. Gegen den Untergang, mit einem roten Besen am 1. Mai 1972 den Karl-Marx-Platz in Berlin gegen die ideologiefixierte Orientierung von Demonstranten. Aber das sind natürlich nur Assoziationen aus den politischen Tiefen der Vergangenheit. Im Gegensatz zur Bonner Ausstellung mit dem Untertitel „Denken ist Plastik“ geht es im Lehmbruck Museum eher um die konkrete Substanz, um den Torso an sich, die Plastik, das Material und eine kleine Zitrone. Das Beuys-Zitat: „Als ich an ein plastisches Gestalten dachte, das nicht nur physisches Material ergreift, sondern seelisches Material ergreifen kann, wurde ich zur Idee der sozialen Plastik regelrecht getrieben,“ das immer noch Briefkopf und -bögen der „Stiftung 7.000 Eichen“ in Kassel ziert, dürfte die Leitlinie sein, unter der die ins Museum eingebettete Hommage an die zwei Jahrhundertkünstler ihre Werke unter dem Motto „Alles ist Skulptur“ zeigt und geschickt gegenüberstellt. Dabei sind die Kriegserfahrungen beider immer anwesend.

Außergewöhnlicherweise war für Beuys Wilhelm Lehmbruck Lehrer und Anlass zugleich, sich mit dem Plastischen an sich zu befassen – das erklärte er in Duisburg überzeugend in einer Rede elf Tage vor seinem Tod. Beide waren überzeugt, mit plastischem Gestalten nicht nur die Welt erklären zu können, sondern sie auch zum Besseren zu verändern. 

Nach dem Elferzimmer teilen sich die Wege. Während eine Etage tiefer gerade Jean Tinguelys Maschinenskulpturen rattern, findet der Besucher neben Lehmbrucks eindrucksvollem müden Krieger von 1916/17 auch Beuys´ Installation „Ohne Titel“ (1971). Zu sehen ist eine Munitionskiste auf der ein dröger Fichtenstamm ruht, das „Feldbett“ (Elektrischer Akkumulator) von 1982 geht emotional in die gleiche Richtung. Es steht zusammen mit den „Hirschdenkmälern“ aus demselben Jahr in einem eigenen Raum. Besonders in Erinnerung bleiben werden mir von dieser Ausstellung die zwei Beuysschen Mini-Torsen aus Blei von 1949.

Lehmbruck – Beuys, Alles ist Skulptur | bis 1.11. | Lehmbruck Museum, Duisburg | 02303 283 32 94

PETER ORTMANN

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