„The future is female“. Dieser Slogan prangert seit einiger Zeit auf zahlreichen Stickern, Shirts und Plakaten feministischer Start-Ups. Nun, wenn Sie sich eine*n Feminst*in vorstellen, wie sieht diese Person dann aus? Lila Latzhose? Unrasierte Beine? Angestrengter Gesichtsausdruck? Gut, das sind alles Attribute, die zutreffen können. Und an sich – das sollte so langsam angekommen sein – nicht negativ sind. Latzhosen sind sehr bequem, die Farbe Lila rockt, Beine (oder sonstige Körperteile) müssen nicht rasiert werden und der Gesichtsausdruck ist berechtigt in einer Zeit, in der Frauen* immer noch für ihre Rechte kämpfen müssen. Sie werden diese Person aber sehr wahrscheinlich auch als weiß, cis-weiblich, able-bodied und als angemessen rebellisch sehen.
Viele denken natürlich auch weiterhin an Alice Schwarzer. Für diese Frau wird es in diesem Text allerdings keinen weiteren Platz geben. Es wäre zu mühselig, auseinanderzunehmen, wo überall sie den Schuss nicht gehört hat.
Stattdessen möchte ich diesen Beitrag nutzen, um mal ein paar Namen zu nennen, die sich hierzulande (oder im Umland) für feministische und vor allem intersektionale Themen einsetzen, die nicht (alle) in das oben beschriebene Raster passen und denen man dringend endlich zuhören sollte: Tupoka Ogette, Anna Dushime, Noah Sow, Yasmine C. M'Barek, Laura Gehlhaar, Magda Korsinsky, Reyhan Şahin (aka Lady Bitch Ray), Lahya Aukongo, Maja Bogojević, Debora Antmann, Sookee, Body Mary, Magda Albrecht, Arpana Aischa, Katja Lewina, Jayrôme C. Robinet, Margarete Stokowski, Natasha A. Kelly, Miriam Suter, Aminata Touré, Esra Karakaya, Fabienne Sand, Hanna Herbst, Theresa Lachner, Tarik Tesfu, Bianca Jankosvska, Stefanie Sargnagel, Ninia LaGrande, Laura Melina Berling, Wopana Mudimu, Raul Krauthausen, Kyra Nastassja, Anna Spindelndreier und Aminata Belli.
Denn, wenn oben erwähnte Uralt-Feministin eins nicht verstanden hat, dann, dass Feminismus und vor allem die Zukunft intersektional ist. Es ist nicht feministisch, anderen Menschen das Tragen eines Kopftuches oder das Ausleben einer Religion abzusprechen, Erfahrungen auf Grund von Hautfarbe oder Herkunft zu ignorieren, zu bestimmen, welchem Geschlecht jemand angehört bzw. angehören darf, welche Sexualität die Richtige ist, wie Gesundheit definiert wird oder wie viel Barrierefreiheit wir brauchen. Die Zukunft braucht Raum für Menschen, die marginalisiert und ignoriert werden, für Lebensrealitäten außerhalb derhappy white Bubble, in der es glitzert und man alles erreichen kann, wenn man nur fest genug dran glaubt und sich mit einem Lächeln freiwillig dem kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen System beugt.
Es nützt nichts, wenn es weiße gutbürgerliche Cis-Frauen* in Führungspositionen schaffen und dann die gläserne Tür schließen, um ihren hart erkämpften Platz zu behalten. Wir müssen nicht nur die Tür aufhalten, sondern sie aus den Angeln heben und die verdammten Wände einreißen, die dieses System aufrecht halten. Ja, man muss bis zu einem gewissen Grad die vorhandenen Strukturen nutzen, um überhaupt weiterzukommen. Wir alle brauchen Essen im Kühlschrank und ein Dach über dem Kopf. Aber sich auf dem Erreichten auszuruhen macht die Zukunft nicht schöner und freier, sondern hilft Schwachköpfen in politische Ämter. Also hören wir doch endlich mal den Leuten zu, die die Zukunft verändern wollen. Und können.
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Teil 1: Leitartikel – Zwischen asynchronem Chat und sozialem Druck