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Es gibt 266 Beiträge von Matt513

Night Moves

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Ship of Fools

15.07.2017

Ich konnte mit dem Film nicht so recht etwas anfangen. Von der Dramaturgie her wirkt er unfertig, nicht zu Ende gedacht. Den vermeintlich stimmigen Eindruck des Trailers hält er nicht durch. 3 sogenannte Umweltaktivisten bauen eine schwimmende Bombe, um einen Staudamm in die Luft zu jagen. Das läuft nicht wie geplant. Danach werden sie mit den Folgen ihres Handelns bzw. der Reaktion ihres sozialen Umfelds darauf konfrontiert. Bald danach verläuft der Film im Sand.

Das verbohrte Weltbild naiver Idealisten wird thematisiert, die meinen, weil sie in technologischer Askese (`Gott, Smartphones und Apple-PC zählen doch nicht wirklich dazu. Wie soll man sich denn sonst der Welt mitteilen?) leben, müßte es der Rest der Welt auch und tut er’s nicht („wir müssen einfach alle weniger Energie verbrauchen!“), müsse man ihn dazu zwingen. Und was hatten sie davon? Nichts! Der Fluß hat zehn Staudämme, sagt ein Bekannter. Warum dann einen davon sprengen? Der Film hätte diese Tage auch in Hamburg spielen können: Egal, wie hanebüchen der eigene ideologische Überbau auch sei - Hauptsache, `was kaputt machen!

Blade Runner – The Final Cut

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Wie Tränen im Regen

07.06.2017

Zu den Filmen, die in ihrer eigenen Liga spielen, gehört zweifellos Scotts Adaption eines klassischen Film noir in die damals ferne, düstere Zukunft des 21. Jahrhunderts. Einer DER filmischen Höhepunkte der 80er Jahre, eines daran nicht eben armen Jahrzehnts. Man kann ihn dutzende Male anschauen und bekommt nicht genug davon. Regelrecht davon besoffen, möchte man in diese auf rätselhafte Weise furchtbare wie traumhafte Ansicht der Zukunft versinken. Vangelis‘ Sphärenklänge machen Scotts Vision regelrecht fühlbar. Blade Runner steht wie kaum ein anderer Film dafür, wie sehr die emotionale Tönung von Filmbildern durch Musik & Sound beeinflußt wird, denn Hand aufs Herz, Scotts Los Angeles des Jahres 2019 ist Dystopie pur: Überbevölkerung, echte Tiere sind zu Kostbarkeiten geworden, Müll in den Straßen, das Individuum eingepfercht in eine Welt aus Stein, das Wetter außer Kontrolle, den trüben Horizont beherrscht die monolithische Zentrale eines übermächtigen Technologiekonzerns. Aber komisch, dank der warmen Klangdusche wirkt das alles gar nicht so schlimm.

Verrückterweise war es ausgerechnet das knappe Budget, welches zu dem ikonischen Look führte. Eine schon vorhandene Häuserzeile auf dem Studiogelände wurde kurzerhand mit Neonreklamen und schlauchartigen Gebilden in die Zukunft umgewidmet. Sodann wurde dort bei Nacht gedreht, denn angesichts der finanziellen Einschränkungen nannte der ehemalige Werbefilmer Scott Regen, Dampf und Dunkelheit seine drei wichtigsten Verbündeten beim Dreh; damit könne man am besten Atmosphäre erzeugen. Permanente Spannungen überschatteten die Produktion. Der wochenlange Dreh bei Nacht setzte zu. Schauspieler wie Filmteam rieben sich am Arbeitsstil des nicht uneitlen Regisseurs, was in einem putzigen T-Shirt-Krieg am Set gipfelte. Einen Star wie Harrison Ford ließ er tagelang links liegen; er selbst komponierte ungerührt am Set diese wunderbaren Kameraeinstellungen, während ihm die Gesandten eines unüberschaubaren Konsortiums von Produzenten und Financiers auf den Füßen standen.

Künstliches Leben zu erschaffen - nicht mehr lange und der Mensch könnte mit ähnlichen existenziellen Fragen konfrontiert sein wie hier im Film. Verläuft der technische Fortschritt wie bisher, wird die Schaffung eines synthetischen Wesens absehbar, welches in seinen kognitiven und emotionalen Fähigkeiten seinen Erschaffern gleich, wenn nicht überlegen sein wird. Wenn dieser Grenzübertritt vollzogen wird und die Maschine selbständig Gedanken und Emotionen entwickelt, wie wird der Mensch damit umgehen? Wird er sein Werk weiter als Gegenstand begreifen, dem ein Sicherungssplint einzufügen ist, oder doch als etwas, was aufgrund dieser Eigenschaften sich ein Recht eigenständig zu existieren erwirbt? Wo fängt das an, was wir als Leben bezeichnen, was bestimmt es? Wie nähmen künstliche Wesen dies wahr? Würden sie, zur Selbstreflexion befähigt, sich selbst als vollkommen begreifen, ihren Erschaffer dagegen als unperfekt, entbehrlich, sich womöglich gegen ihn erheben? Der Film thematisiert diese Möglichkeit wie schon andere davor. Hier hat die Nexus 6-Baureihe es zu vorläufiger Exzellenz geschafft, jedoch ohne die Fähigkeit, empathisch reagieren zu können, weswegen ihr der ‚Sicherungssplint‘ begrenzten Lebens eingefügt ist. Überhaupt Empathie – das bestimmende Thema des Films. Philip K. Dick postulierte, sie mache das menschliche Wesen überhaupt als solches aus und schuf danach den berühmten Roman „Do Androids dream of electric Sheep?“, welcher die Vorlage für das Drehbuch bildete. Bezeichnenderweise sind es im Film die Replikanten, welche durchaus empathisch reagieren, während die menschlichen Charaktere eher stumpf bleiben.

Rutger Hauer, der den ‚arischen‘ Anführer Roy spielt, machte sich auf der Leinwand unsterblich. Für mich der eigentliche Star des Films; kaum zu glauben, daß er nichtmals auf dem Kinoplakat abgebildet ist. Schlichtweg eine großartige mimische Leistung, welche dem Film ähnlich wie die Musik den Stempel aufdrückte; der berühmte Satz von den Tränen im Regen stammte von Hauer selbst.

Was treibt Roy beim Showdown auf dem Dach zu seinem Handeln an?

Es geht ihm darum, in dieser Welt Spuren zu hinterlassen, was sich aus dem universalen, sehr menschlichen Wunsch speist, das eigene Dasein möge einen Sinn gehabt haben, bevor man dereinst von der Bühne des Lebens abtritt. „Wenn Du mit Deinen Augen sehen könntest, was ich mit Deinen Augen gesehen habe“ sagt er zu dem Augenmacher und „Ich habe Dinge gesehen, die Ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor“ zu Deckard. All dies, um sein Leben in den Köpfen der Menschen zu konservieren. „Jetzt weißt Du, wie es ist, ein Sklave zu sein“, auch dies ist Teil seines emotionalen Vermächtnisses; damit wirbt er um Empathie für seinesgleichen und bringt diese selbst nur wenige Momente später entschlossen zum Ausdruck. Eigentlich ist das unlogisch. Warum tut er das an dem, der sein Todfeind ist? Weil er erfahren hat, wie kostbar das Leben ist und dieses in dem Moment über alles andere stellt. Damit hat Roy, der seinen Schöpfer vergebens um mehr Zeit anbettelte, sein Ziel zumindest in Teilen erreicht. Er hat den Design-Makel der Nexus 6-Baureihe überwunden und ist, wenn nicht mit längerem Leben, dann wenigstens in diesem Aspekt den Menschen gleich geworden.

Der Final Cut ist übrigens DER eigentliche Director’s Cut. Nach Überschreiten des Budgets war Scott vom Produzententeam gefeuert worden; diese ließen den ungeliebten Off-Kommentar anfertigen, damit der Film verständlicher wurde, schnitten das Material und fügten das ebenso umstrittene „Happy-end“ an. Später, nachdem der Film ein Kulterfolg geworden war (in den USA litt sein kommerzieller Erfolg zunächst darunter, daß zur selben Zeit E.T. gestartet war), lud man Scott ein, diese ursprüngliche US-Kinoversion im Sinne eines Director’s Cut zu überarbeiten. Es ist einmal mehr Alan Ladd Jr. (der sich bereits um die Realisierung von Krieg der Sterne verdient gemacht hatte) zu danken, nämlich dafür, Scott zurück ins Boot geholt zu haben. Doch wurde diesem für die Überarbeitung der Kinoversion nicht die notwendige Zeit gegeben, die ein Director’s Edit nötig gehabt hätte. U.a. wies diese zweite Version immer noch Kontinuitäts- und logische Fehler auf. Erst der zwischen 2000 und 2007 realisierte Final Cut entsprach ganz seiner Vision, beseitigte alle Imperfektionen und kommt bei Überarbeitung des kompletten Bild- und Tonmaterials außerdem ohne den gesprochenen Off-Kommentar sowie das „Happy-end“ aus.

The Walk

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Schwindelerregend

09.04.2017

Mit The Walk hat Philippe Petits atemberaubende Leistung auch außerhalb des Dokumentarfilms ein Denkmal gesetzt bekommen. Wie von Zemeckis kaum anders zu erwarten, ist der Film handwerklich nahezu einwandfrei. Teile der Inszenierung dagegen fand ich zu klischeehaft, ja verkitscht. Zu sehr nach dem Schnittmuster: "Modernes Märchen für die ganze Familie". Sowas hat es schon zu oft gegeben; irgendwann stört es dann nur noch. Wenn Petit zylinderschwenkend auf dem Einrad durchs Pariser Quartier fährt, dann wirkt die Szenerie mit ihren Straßencafes und Sonnenschirmchen so, wie sich der typische Pauschaltourist Paris vermutlich vorstellt. Mir fehlte nur noch der Eiffelturm im Hintergrund sowie Joe Dassin mit Baguette unterm Arm, wie er die Champs Elysées besingt. Im Film war Petits Lehrmeister ein Zirkusartist. Trifft der junge Philippe ihn, dann wird romantisierend das visuelle Potential der Zirkuswelt abgespult. Beim Landeanflug auf New York haben Philippe und Freundin, wie könnte es anders sein, natürlich beste Aussicht auf die Türme. Abwechselnd begleitet sie fetziger 70er Bluesrock und groovende Jazzmusik, blitzblanke Straßenkreuzer säumen die Straßen. Wie für die Postkarte.

Für den Einsatz computergenerierter Bilder gibt es im Film eigentlich nur einen echten Anlaß: Nämlich, wenn Petit sich auf dem Seil befindet. Gordon-Levitt, der sich mit guter Darbietung und charmantem französischen Akzent in diesem plotgetriebenen Film nicht über Gebühr in den Vordergrund spielt, hatte für die Rolle zwar das Seiltanzen erlernt. Aber daß er dann, als das Seil zwischen den Twin Towers gespannt ist, nicht wirklich darauf geht, versteht sich in ja mehrerlei Hinsicht von selbst. Das ist das Prunkstück des Films. Diese Szenen sind so gelungen, daß selbst der Blick in künstliche Häuserschluchten noch für Schwindelgefühl bei mir sorgte :). Darüberhinaus schade, daß Zemeckis an Stellen, wo es die Handlung nicht voranbringt, Dinge im Computer entstehen, diese sodann für das 3D-Erlebnis in den Vordergrund schnappen läßt. In stilistischer Hinsicht beißen sich solche technischen Gimmicks mit dem übrigen Film, der ja eine Ansicht der Welt der frühen 70er Jahre bieten möchte. Auch ist er in sich zu bunt und zu makellos, was vermutlich auf ein Zuviel bei der digitalen Nachbearbeitung zurückzuführen ist.

Bei Interesse sei der preisgekrönte Man on Wire von 2008 empfohlen. Obschon Dokumentarfilm, fängt dieser mit rasantem Schnitt und dazu passendem Score nicht nur das subversive Unternehmen an sich, sondern en passant auch das anarchische Wesen Petits als Künstler angemessen ein. `Wirkt überdies originärer; stilistisch scheint Zemeckis davon inspiriert gewesen zu sein. Zylinder.. ähm, Chapeau, sage ich.

End of Watch

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"...und mach die sch*** Kamera aus!"

02.04.2017

In Zeiten, wo Polizisten mit Bodycams ausgestattet werden, war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis ein solcher Film mal entstehen würde. Das ist für sich genommen eine prima Idee. Wo es mittlerweile üblich geworden ist, einen fertig geschnittenen Film Bild für Bild die digitale Nachbearbeitung durchlaufen zu lassen (was ihn makellos, aber auch steril wirken lässt), sorgen die grobkörnigen Bilder, häufig aus schiefen Blickwinkeln sowie zu wenig ausgeleuchtet, für einen wohltuenden Touch von Authenzität. So weit, so gut.

Regisseur Ayers Problem ist aber, daß sich dieses Prinzip über die Distanz eines ganzen Films kaum durchhalten läßt, so man den Zuschauer nicht durch zu 'reale', wenig erklärende Bilder überfordern möchte. Polizist Brian läßt er daher im Film erwähnen, jener würde im Nebenfach Film studieren, sodann bei den Patroullienfahrten seine private Kamera eingeschaltet auf das Armaturenbrett legen (wofür es mehrmals Ärger mit dem Vorgesetzten gibt, jedoch keine disziplinarischen Konsequenzen). Das geht so als Erklärung für die Seite der Guten gerade noch durch. Bloß wie erklärt die andere Seite es, wenn sie im Auto und anderswo ihre finsteren Pläne bespricht, während einer von ihnen das mit der Handykamera mitschneidet? Wer bitte ist denn als Böser so dämlich? Hier kommt das Konstrukt eindeutig an Grenzen.

Der andere schwierig zu vermittelnde Aspekt ist die enorme Erfolgsquote, mit welcher Brian und Mike ihrem Tageswerk nachgehen. Einsatz - bäm! Massenhinrichtung bei Routinekontrolle entdeckt! Einsatz - bäm! Gewalttäter dingfest gemacht & Kollegen das Leben gerettet! Einsatz - bäm! Geldkurier der Mafia bei Zufallskontrolle überführt und eine illegale, automatische Waffe hatte der auch dabei! Einsatz - bäm! Kleine Kinder aus dem Feuer gerettet! Tapferkeitsmedaille obendrauf! Superman wäre neidisch. Eine Dramaturgie wie aus dem Videospiel. Das kollidiert aber mit den erwähnten Kamerabildern, welche halt die Eigenart haben, alles wie eine Live-Reportage wirken zu lassen. Aber soviel aufregende Action erlebt man dann als Cop, selbst in L.A.? Jeder Schuß ein Treffer? Unterhaltsam, aber kaum zu glauben. Also, 'war mal was anderes, ist aber einfach nicht durchgehend praktikabel.

Guardians of the Galaxy

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`N bißchen von beidem

19.03.2017

Kann man Marvels Comic-Verfilmungen eigentlich nur nach Einnahme schnellwirkender Betäubungsmittel ertragen? Nach Ansicht je eines X-Men- sowie Avengers-Films (Titel sowie Handlung schon wieder vergessen) war ich geneigt, so zu formulieren. Ich hatte den Eindruck, die sollten doch tatsächlich ernsthaft, ja dramatisch wirken, sind aber durch klobige Dialoge, platte Charaktere, die dürftige Kinetik in den computergenerierten Bildern sowie unverhohlenes Product Placement (au di Autos waren ja von ein- und demselben Hersteller) einfach nur lächerlich.

Besser scheint mir der von Regisseur James Gunn gewählte Weg im hier vorliegenden Film, welcher auf einem Zweite-Reihe-Franchise des Marvel-Universums basiert. Was er obigen Streifen voraus hat, ist das Augenzwinkern, mit welchem Film sowie Figuren sich immer mal selbst auf den Arm nehmen. Epizentrum dieser herrlichen Respektlosigkeit ist ausgerechnet ein computergenerierter Charakter mit Namen Rocket, laut Polizeiakte im Film ein aus illegalen Gen- und Kybernetikexperimenten entstandener Cyborg mit dem Äußeren eines Waschbären (oder `was ähnlichem). Dessen despektierliche Sicht auf die Dinge, sein Sinn fürs Wesentliche zur rechten Zeit bildet den Gegenpol zu den bisweilen etwas naiven Dialogen der übrigen Charaktere. In den Nebenrollen bewies Gunn ähnliches Geschick, denn John C. Reilly und Michael Rooker vermögen den schnodderigen Grundton des Films mitzutragen, wobei Rookers Gesicht, bevor er am Schluß die Kugel öffnet, einer meiner Lieblingsmomente war :D. Ein Knüller auf der Gegenseite ist Lee Pace, welcher als Ronan der Ankläger einen veritablen Bösewicht gibt. Zoe Saldana gefällt eigentlich immer, selbst wie hier als Grüne (das will was heißen) und Chris Pratt als Peter Quill ist mir ein Mysterium. Bei ausgesprochen begrenzt angelegten Schauspielkünsten gilt er in diesem Filmgenre als Mann der Stunde (hm nja, vielleicht genau deshalb).

Gewiß, es gibt Pathos, ohne kommt Popcorn-Kino vermutlich nicht aus. Aber es geht in Ordnung. Die Fraternisierung der Hauptfiguren ist wie an den Haaren herbeigezogen. Die Fanfarenmusik trägt manchmal etwas dick auf, auch geht Gunn auf Nummer Sicher, wenn er der Erfolgsformel „Charme durch Oldies im Soundtrack“ folgt. Immerhin, einen Blockbuster mit 10cc’s ruhigem, entrücktem „I’m not in Love“ zu eröffnen, dazu gehört schon Mut.

Den Film hätte man gut als eigenständiges Werk stehen lassen können, aber da Fortsetzungen der Treibstoff der Verwertungsmaschine Hollywoods sind, wird es bald einen Nachfolger geben. Worum es gehen wird, was sie als nächstes erleben sollen, fragt Peter seine Mitstreiter am Schluß: „Was Gutes? Was Böses? `N bißchen von beidem?“ Ich denke, vor allem schwer werden es die Guardians im kommenden Film haben, diese rasante Weltraumkomödie hier zu toppen.

Die Taschendiebin

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Wie Du mir...

14.03.2017

Was ist wahr, was scheint nur so und wer betrügt wen darüber, mit wessen Hilfe? Virtuos inszeniert Park die dreizügige Geschichte über Schein, Wahrheit, Emanzipation und unerwartete Seitenwechsel. Recht bald fällt die visuelle Umsetzung des Films ins Auge. Das muß wirklich mal so herausgehoben werden. Optische Körnung, Portraitaufnahmen, schnelle Schnitte und Kontinuitätssprünge im Wechsel mit statischen Totalansichten erinnern ausgerechnet an Italo-Western. Die Szene gar, wenn Hideko und hinter ihr Sook-Hee mit ihrem Gepäck durch das Tor und anschließend über die Wiese laufen, während hinter ihren Rücken die Kamera langsam über das Tor aufsteigt, referenziert direkt die berühmte Einstellung in Spiel mir das Lied vom Tod, wenn Mrs. McBain mit dem Gepäckträger im Gefolge durch das Bahnhofsgebäude hinüber nach Flagstone läuft.

Leone seinerseits ist von Kurosawa inspiriert, welcher bereits schnelle Schnitte sowie die Staffelung von Nahaufnahmen und Totalen verwendete. Tatsächlich könnte mit etwas Phantasie in dem Befreiungskommando eine Anleihe an Die verborgene Festung gelesen, Rashomon als Vorlage für die aus mehreren Blickwinkeln erzählte Geschichte benannt werden. Und ähnlich wie Kurosawa Grenzgänger zwischen westlichem und traditionellem Kino war, so verfügt Hidekos Anwesen über einen im britischen Baustil gehaltenen sowie einen traditionell japanischen Trakt. So kommt Park mit seinem Werk letzten Endes bei dem großen Filmemacher des Fernen Ostens an.

`Mußte ich mir angucken, um mich nach Ansicht von Manchester by the Sea nicht total deprimiert in den Fluß zu stürzen. Nicht zuletzt dank der ansprechenden Liebesszenen kam ich bald wieder auf andere Gedanken ;).

T2 Trainspotting

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Retro(spektive)

08.03.2017

Vorhang auf für ein Meisterteam: Boyle Regie, Welsh Co-Autor, alle überlebenden Charaktere dabei. Ein paar Falten sowie lichte Stellen auf den Köpfen mehr. Ansonsten nichts als Fortschritte: Rentons und Dianes Bürojobs, Sick Boys professionalisierte Zuhälterei, Begbies in pure kriminelle Energie destillierter Haß auf Renton. Zäpfchen-Dealer Mikey ist jetzt mit Luxuskarossen und leicht gebrauchter Unterhaltungselektronik im Geschäft und Spud dem Drogentod schon ein ganzes Stück näher. Fortgepflanzt haben sich fast alle.

Das ist nicht mehr das alte, graue Edinburgh, durch welches Renton nach 20 Jahren im Exil fährt. Überall Stadtbildaufwertung, raffiniert gesetzte Lichtquellen; man gleitet sanft dahin im Niederflurwagen der Verkehrsbetriebe. „Princes Street“, wo Renton und Spud einst vor den Kaufhausdetektiven flohen, nun digital im Flüssigkristall-Display eines Haltepunkts. Die Welt hat sich unter den Füßen der Charaktere weitergedreht, während sie innerlich an ihrer Vergangenheit kleben wie Insekten am Fliegenfänger. Dies läßt sich –leider- so auch für den gesamten Film im Verhältnis zu seinem Vorgänger konstatieren.

Keine leichte Aufgabe hatte das Team hinter T2, fürwahr. Trainspotting von 1996 ist so voller Originalität; die Gefahr, daß eine Fortsetzung diesem nicht gerecht und so bei der Fangemeinde durchfallen würde, war immens. Vielleicht deshalb wurde der Nachfolger mit reichlich Versatzstücken und Referenzen ausgestattet, um ihm so denselben Atem wie jenen des Originals einzuhauchen. Er schielt regelrecht dorthin wie ein kleiner Junge zu seinem älteren Bruder.

Man nimmt dies mit leichter Enttäuschung zur Kenntnis. Ich hätte mir ein eigenständigeres Werk gewünscht. `Hätte einem Team wie Boyle/Welsh mehr zugetraut als derart auf Nummer Sicher zu gehen. Es geht ja in Ordnung, wenn die gemeinsame Vergangenheit der Figuren thematisiert wird, eben weil sie durch jene aneinandergebunden sind (immer mal unterlegt durch grieselige bzw. gekonnt nachgedrehte Filmschnipsel). Auch könnte dieser ständige Blick nach hinten sinnbildlich dafür stehen, wie abgehängt Süchtige vom Leben sind, welches unablässig voranschreitet. Aber etwas mehr Unabhängigkeit wagen, um all das zu bebildern, erneut eine überzeugende Ästhetik zu entwickeln vom Schlage derer des Originals, ohne daß dies in ein Best-of-Potpourri ausartet, das ging nicht? Dieses Störgefühl verstärkt sich noch durch das nicht eben sehr substantielle Drehbuch. T2 ist sowas wie Boyles „Episode 7“.

Die Kunst von Trainspotting bestand darin, von nichts Besonderem zu erzählen, die paar schottischen Junkies halt, aber dies wie einen starken, roten Faden wirken zu lassen. Jede Szene machte Sinn an der Stelle, wo sie zu sehen war. T2 will diese subversive Leichtigkeit aufleben lassen, verzettelt sich dabei aber immer mal. Doziert Renton im Hier und Jetzt über Twitter und Facebook, so als ob dies gerade der neue, ganz heiße Scheiß wäre, beschreibt er moderne Kommunikation als auf das Sammeln von Daten reduziert, wirkt das geradezu anachronistisch. Hier ist T2 schlichtweg um Jahre zu spät dran. Wären statt der 20 Jahre z.B. nur 10 vergangen, der Film träfe genau den Punkt. Ähnliches gilt für die Charaktere (und ihre Darsteller): Besser, sie wären sich viel früher wiederbegegnet.

Für eingeschworene Fans ein sicherlich angenehmes Wiedersehen mit den alten Gesichtern. Für alle anderen kein unbedingtes Muß.

Lion – Der lange Weg nach Hause

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Last train home

04.03.2017

Abseits aller Best-Marigold-Farbenschwelgerei erzählt dieser Film eine wahre, kaum zu glaubende Geschichte, beginnend im Indien der 80er Jahre. Vielleicht haben mir gerade deshalb diese Landschaftsaufnahmen, darin die Spuren des zurückgewichenen Empires, so gut gefallen. Ich möchte fast sagen, besonders jene von Kalkutta. Nicht weil es da schön ist, sondern weil diese Aufnahmen im kalten Neonlicht der Bahnhöfe, die Ansichten rottender Eisenbahnhöfe, -stränge und –brücken so authentisch waren. Indien kann bunt sein (und wird häufig genau so stilisiert), ja, aber auch sehr, sehr trist und deprimierend, nicht zuletzt wegen seines u.a. im Kastenwesen implementierten Rassismus, welches gesellschaftlichen Aufstieg so gut wie unmöglich macht, und das in der größten Demokratie der Erde.

In dieser harschen Armut vegetierend, geht der kleine Saroo verloren und landet am anderen Ende der Welt, wohlbehütet im Schoß einer bis dato kinderlosen Familie. Sorgt diese Geschichte während der Vorstellung für Wohlbehagen in den Herzen des Publikums, konterkariert dies der Abspann. Demnach gehen nicht weniger als 80.000 Kinder pro Jahr in Indien verloren. Die wenigsten dürften so enden wie der eine Saroo, von dem es nun einen Film gibt. Einige mehr dürften es nichtmals als Glück empfinden, in den gefängnisartigen Kinderheimen Indiens Obdach (immerhin) zu finden; immer noch besser, als auf einem Stück Pappe in der Bahnunterführung zu schlafen, um letztlich Beute der Kinderschlepperringe zu werden. Danke, daß der Film dies zeigt.

Saroo wird der leuchtende Stern seiner neuen Eltern. Mit seinem ebenso aus Indien stammenden Adoptivbruder haben sie weniger, ich nenn’s mal Glück. Denn dieser ist offenbar schwer traumatisiert, schlägt wild um sich und wird einen anderen Lebensweg als der besonnene Saroo nehmen. War in den Gesichtern der Eltern neben Verstörung nicht auch Unverständnis zu lesen? Mir schien es so. Ich nehme dies für einen sehr wichtigen Aspekt bei der Migration. Im westlichen Kulturkreis begeht der einen Fehler, der glaubt, daß ein Fremder sein bisheriges Leben abschütteln würde, sobald er nur die Landesgrenze überschreitet und die materiellen Segnungen des Abendlandes empfängt. In Bill Wattersons großartigem Cartoon sagt Hobbes zu Calvin: Du kannst den Tiger aus dem Dschungel holen, aber nie den Dschungel aus dem Tiger.

Ein paar Schnitte und Saroo beschäftigt sich als junger Erwachsener mit dem Geheimnis seines Lebens: Wo liegt mein wahres Zuhause? Dessen Name, den er als Kleinkind glaubte zu kennen, ist nirgends bekannt. Verzweiflung und aufkeimende Hoffnung widerstreiten und führen zu Konflikten im Umfeld. Schließlich macht er sich auf die Reise. Wenn Saroos innere Konflikte darüber schon dargestellt werden, dann fehlte mir in diesem zweiten Teil trotz Patels sehr gutem Spiel die emotionale Adhäsionskraft im Film. Da fühlte ich mich innerlich zu wenig mitgenommen. Ich weiß auch nicht, wie man das hätte besser machen können; eventuell die Dialoge mit seiner Freundin weglassen sollen, um mehr auf seine Person zu fokussieren? Keine Ahnung. Dem folgt übergroßes Sentiment, der beschriebene Abspann und ja, die Auflösung, woher denn der Film seinen Titel bezieht. Er lohnt sich auf jeden Fall; indes daß er in L.A. bei dem übrigen Kandidatenfeld allenfalls Außenseiterchancen haben würde, so eine Ahnung hatte ich bereits bei Verlassen des Kinos. Tatsächlich blieb es bei 6 Nominierungen.

Elle

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You gotta say yes to another excess

19.02.2017

Michele wurde vergewaltigt, nach weniger als 1 Minute Spielzeit ist dies klar. Keine 2 Minuten und die Spuren des Verbrechens sind beseitigt, nochmal 10 Minuten und man hat Michele äußerst rational mit dem Geschehenen umgehen sehen; der Gang zum Arzt, ins Waffengeschäft, die nüchterne Bekanntgabe an den engsten Freundeskreis. Die anfängliche Vermutung, der Film thematisiere ein aus der Bahn geworfenes Leben, bleibt unbestätigt. Schwäche zu zeigen konnte sich die Managerin vorher schon nicht leisten.

Fortan prägen Verdachtsmomente ihre Wahrnehmung. Ein unbekanntes Auto vor der Tür, ein Fremder im Gebüsch, die Aggression eines Mitarbeiters, der manisch Photos von Nacktmodellen anfertigt. Man folgt all diesem auf Zehenspitzen, ständig darauf vorbereitet, vom Film wie von einem Tier angesprungen zu werden. In bester Hitchcock-Manier hält er den Spannungsbogen hoch. Es gibt hier nichts auszusetzen. Quecksilbrige Dialoge (schade, daß das bißchen Schulfranzösisch für den Originalton nicht ausgereicht hätte), gut ausgewählte Darsteller, dabei Huppert mit Körper und Seele gefordert, eine Kameraführung, die die Beklemmung für den Zuschauer einfängt.

Indem er in mehrfacher Weise weibliche Wesen als unrespektierte Lustobjekte darstellt, thematisiert Verhoevens Film auf subtile Weise die Frauenfeindlichkeit in unserer zivilisierten Gesellschaft sowie ferner, wie sie das Leben der Betroffenen pervertiert. Anzüglichkeiten bis zum gewalttätigen Übergriff gehen als Kavaliersdelikt durch. Bemerkenswert, dabei nicht unbedingt typisch die Reaktion des Opfers darauf, denn Michele geht nicht zur Polizei und ihrem Peiniger ist sie nicht zum letzten Mal begegnet. Viele Spiele werden gespielt. Die Rollenverteilung, wer beherrscht, wer abhängig ist, wer Täter mit welchem Motiv, kurzum wer das Spiel kontrolliert und wer bloß Figur darin, verläuft nicht in klaren Linien. Sie ist insbesondere nicht geschlechterabhängig. Michele etwa ist nicht nur Opfer, sondern aufgrund eines Familienverbrechens als vermeintliche Mittäterin verfemt. Unversehens findet sich manch einer auf der anderen Seite wieder. Es ist diese Komplexität, wodurch der Film gefällt.

Die Vermessung der Welt

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Die Vermasselung der Welt

30.01.2017

Fairerweise muß ich dieses Review vor dem Ende abbrechen, da ich auch den Film mittendrin ausgeschaltet habe. Es reichte mir dann. Er ist eine Zumutung. Streckenweise ist das Schauspiel derart mittelmäßig; man hat den Eindruck, der Probe eines Schülertheaters beizuwohnen. Das Buch las ich 2005. Abgesehen davon, daß ich es als ebenso geistreich wie umwerfend witzig in Erinnerung habe, kann ich mich an Einzelheiten kaum noch erinnern. Die ungleich bessere Buchvorlage kann ich daher kaum dafür verantwortlich machen, daß mir die Verfilmung nun nicht zusag*schnipp*

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