The Menu
USA 2022, Laufzeit: 106 Min., FSK 16
Regie: Mark Mylod
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Ralph Fiennes, Nicholas Hoult
>> www.themenu-film.de/
Kleiner, fieser Horror aus der Sterne-Küche
Das letzte Abendmahl
„The Menu“ von Mark Mylod
Slowik (Ralph Fiennes) lädt eine ausgewählte Schar hungriger Gäste auf seine kleine Insel zum ausgesuchten kulinarischen Schmaus-Menu. Gebettet in idyllischer Natur: ein Kräutergarten, ein Räucherhäuschen, ein Gästehaus und das Hauptgebäude, in dem angerichtet wird. Die Angestellten und Köch*innen agieren beherzt fürsorglich und scheinen zugleich militärischem Drill unterworfen. Unter den Gästen: Intellektuelle Eliten, Künstler, Spekulanten, treue Gäste und Margot (Anya Taylor-Joy), die als neue Freundin von Tyler (Nicholas Hoult) gar nicht auf der Gästeliste steht. Das sorgt für Irritation seitens Slowik. Vornehmlich und nachhaltig irritiert zeigen sich in der Folge allerdings vor allem die Besucher*innen, als von Gang zu Gang nicht nur – „Brotplatte ohne Brot“ – zunehmend Rätselhaftes kredenzt wird, sondern schon bald Ungemütliches passiert. Slowik hat einen Plan. Und der entspricht so gar nicht dem Appetit der Geladenen.
Der britische Regisseur Mark Mylod zeichnete bisher vor allem für eine Reihe Episoden zu erfolgreichen TV-Serien („Shameless“, „Game of Thrones“) verantwortlich. „The Menu“ ist erst sein vierter Spielfilm innerhalb von zwanzig Jahren, und seine Leinwanderzeugnisse überzeugen mal mehr („The Big White“), mal weniger („Der perfekte Ex“). Mit seinem Erstling „Ali G In Da House“ hievte er erstmals Borat-Darsteller Sacha Baron Cohen auf die große Leinwand. Schrägen Witz darf man nun auch seinem neuesten Werk attestieren. Ein netter, kleiner Horrorstreifen, der mit gutem Humor und Eleganz daherkommt. Ein Rachedrama mit originellen, skurrilen Rachetaten, das auf Vincent Prices beste Darbietungen verweist: Wir fühlen uns erinnert an Douglas Hickoxs „Theater des Grauens“, in dem Price als Shakespeare-Darsteller Edward Lionheart seinen Kritikern Shakespeare-affine Tode beschert. Oder an den rachsüchtigen Dr. Phibes, der die Ärzte, die er für den Tod seiner geliebten Frau verantwortlich macht, mit morbider Interpretation alttestamentlicher Plagen auf die Pelle rückt. Slowik reiht sich hier ebenso trefflich ein wie sein loyales Gefolge. Nur werden hier die Opfer nicht peu à peu abgefertigt, sondern sind gleich zu Beginn allesamt versammelt: Man blickt fortan dem schleichend aufkeimenden Grauen gemeinschaftlich entgegen.
„The Menu“ ist Mylods bisher bestes Werk. Ein kleiner, gemeiner Horrorstreifen mit geschliffenen Finten und Dialogen. Stilvoll inszeniert, und von Ralph Fiennes, natürlich, kultiviert getragen. Er verleiht dem gedemütigten Schlächter, wie einst Price, ganz wunderbar die tragikomische Note. Ein melodramatisch gefallenes Genie, irgendwo zwischen Dr. Phibes und Kapitän Nemo. Und nicht zu vergessen die Schar der Opfer, eine Ausgeburt an würdeloser Dekadenz, die hier genüsslich ins Menu integriert werden. Und mit Margot ein unerwarteter Gast, der aus Slowiks Spiel ausbricht und sich mit dem Koch ein Duell auf Augenhöhe liefert. Angereichert wird der schmackhafte Plot um eine brachiale Note, die Mylod vermutlich bei seiner Arbeit für „Game of Thrones“ liebgewonnen hat. Wer her seinen Geschmack getroffen sieht, dem wünschen wir guten Appetit.
(Hartmut Ernst)
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