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Chen Ruo Bing, Ohne Titel (1602), 2016, Acryl auf Leinwand, 200 x 500 cm
© Chen Ruo Bing

Farbe im Licht

25. August 2016

Chen Ruo Bing in Bochum – Ruhrkunst 09/16

Die Versuchung ist groß, die Malerei von Chen Ruo Bing ganz im fernöstlichen Raum, in dessen Kultur und Philosophie, zu verorten. Die Gemälde – oft Quadrate – wirken ungegenständlich, sie sind äußerst reduziert. In ihrem Zentrum befinden sich primäre Formen oder sie reichen vom Bildrand aus nach innen. Auf der ganzen Fläche einheitlich von einer Farbe umfangen, beschränken sich die Binnenformen ebenfalls auf einen Ton in kaum sichtbaren Abstufungen. Der Eindruck des Meditativen ist besonders dann gegeben, wenn es sich um einen Kreis oder ein Feld mit sanft geschwungenem Umriss handelt. Während die Konturen dieser Formen wie ein Schatten anmuten, strömt aus der Bildtiefe eine lichte Helligkeit.

Chen Ruo Bing wurde 1970 in China geboren. In Hangzhou hat er die Kunstakademie besucht, ehe er 1992 nach Düsseldorf an die Akademie gewechselt ist, und zwar in die Klasse von Gotthard Graubner: Nachdem er in China zunächst mit Tusche in Schwarztönen gemalt hat, vertieft er bei Graubner die Malerei mit Buntfarben unter Beibehaltung der Formensprache. Diese hat er bis heute immer weiter verknappt, findet sie aber nach wie vor in der sichtbaren Wirklichkeit, etwa als Transzendierung von Naturerfahrung. Die Ausstellung in Bochum zeigt nun, begleitet von einigen älteren Bildern, Bings Malerei der letzten Jahre, darunter eine Bildfolge, bei der eine Farbform von Tafel zu Tafel ihren Standort wechselt und so eine Bewegung zu vollziehen scheint. Aus der Nähe sieht man, wie leicht und sogar duftig die Farbmaterie auftritt, wie nuanciert sie in vielen Schichten aufgetragen und verwoben ist: Es geht um Malerei, um Farbe und ihre Materialität. Deswegen dürfen einzelne Farbspritzer stehen bleiben, wenn sie nicht herausstechen, und deswegen kann man sehen, wie mit feinem Pinsel die Form gezogen ist: Vielleicht macht diese haptische Präsenz ja erst die Sinnlichkeit dieser Malerei aus. Und nun könnte man mit gutem Recht in fernöstlichen Kategorien über diese Bilder reflektieren – oder (bzw. und) schätzt sie als Beitrag zur zeitgenössischen Farbfeldmalerei, mit Basis in Düsseldorf.

„Der Maler Chen Ruo Bing“ | bis 3.10. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30

THOMAS HIRSCH

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