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„Die Schöne und das Biest“
Foto: Sandra Schuck

Dream a little dream

22. Dezember 2016

„Die Schöne und das Biest“ in Bochum – Theater Ruhr 01/17

Es war einer dieser seltenen Momente, in denen man sogar den Glauben an die Menschheit und an das Theater wiedergewinnen könnte. Geschehen ist er an einem Vormittag im kleinen Bochumer Prinz Regent Theater. Gerade hatte Macho-Mister Pink ein Telegramm geöffnet und verkündet, dass olle Märchen out seien und die Theaterleitung „Die Schöne und das Biest“ deshalb abgesetzt habe, dies sei endgültig die letzte Vorführung. Dabei schaute er in die Augen von kleinen Schülerinnen und Schülern aus mindestens drei Schulklassen und stellte die entscheidende Frage: Sind Märchen doof? Und es brach ein tosender Sturm aus „Neins“ im Theatersaal los. In die folgende beruhigte Stille intonierte Bernhard Glose (Pink) dann mit einer Blockflöte Weihnachts- und Kinderlieder und bereits nach wenigen Tönen sang das junge Publikum wie auf Stichwort mit. Da kroch die Gänsehaut auf den Armen hervor und ein lautloses Bravo für die Regie schrie hinaus in die Welt.

Theaterchefin Romy Schmidt hat in ihrem Theater diesen zauberhaften Moment geschaffen, es gab noch viele andere in der Inszenierung, aber dieser war tatsächlich magisch in der witzigen Theaterbearbeitung des französische Volksmärchens von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell. Die bekannte Geschichte der schönen Belle (Yvonne Forster), die, um ihren Vater zu retten in die Fänge des verzauberten Biestes gerät, gibt es in jeder erdenklichen darstellenden Version, die beiden Britinnen haben die Geschichte auf eine sehr geschickte Weise mit der von Mister Pink und seiner Assistentin Cécile (natürlich auch Yvonne Forster) quasi gespiegelt. Am Ende gewinnen also alle vier, selbst die grummelige Schwester von Belle – Gundula. Für die musikalische Inszenierung hat Romy Schmidt drei sehr musikalische Schauspieler gefunden, insbesondere das Instrumenten-Multitalent Linda Bockholt, die auch die musikalische Leitung am Boss-Looper hat (und die böse Gundula spielt), muss hier gelobt werden. Das Karnickel natürlich auch und der neue „Schnürboden“, dessen Wirkungsweise die Kinder natürlich schnell durchschaut haben. Unbedingt hingehen. 

„Die Schöne und das Biest“ | R: Romy Schmidt | Sa 11.2. 17 Uhr, So 12.2. 16 Uhr |  Prinzregenttheater Bochum | 0234 77 11 17

PETER ORTMANN

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