Es quietscht, quietscht und quietscht. Ich sehe die weiße Silhouette einer Frau, die kleine Bewegungen auf ihrer Geige vollführt. Alles um sie rum ist schwarz. Ich weiß, dass ich mit zahlreichen anderen Gästen im Planetarium in Bochum sitze und ich lediglich nach oben in die Kuppel schaue, die ein 360° Video abbildet. Und doch überkommt mich ein Schauer von immenser Angst. Der Geigensound ist laut, schrill und wiederholt sich genauso wie die Bildbewegungen der Silhouette, die mittlerweile von einem Teil des Raumes in den anderen hin und wieder zurückschnellen. Plötzlich bin ich von blassgrünem Gras umgeben, das mich wie ein schwarzes Loch von außen in seine nie endende Mitte verschlingen will. Ich schließe meine Augen und sage mir immer wieder: „Es geht vorbei, es geht vorbei“. Aber letztendlich habe ich das fürchterliche Gefühl, in der Ewigkeit gefangen zu sein. Ich atme langsam tief ein und aus und öffne vorsichtig meine Augen. Diesmal erblicke ich zahlreiche riesige Hände, die wild durcheinander nach mir greifen. Trotz meines Widerstrebens bin ich schließlich doch fasziniert davon, dass bloß ein Film, verschiedene Geigentöne und eine Kuppel ein so immersives Erlebnis in mir hervorrufen können.
Sanfte Klaviersounds durchströmen meinen Körper, ja beruhigen förmlich meinen ängstlichen Geist. Die nächste Show beginnt. Nach einiger Zeit entspringen der Kuppel blaue Striche, die sich wie ein Feuerwerk nach außen entfalten und Richtung Erde fallen. Im Zentrum der Quelle werden abwechselnd englische Wörter in einer weißen Kritzelschrift eingeblendet, die stichpunktartig das Gesagte einer fremden Männerstimme aufgreift, die, zusammen mit Musik, aus den Lautsprechern ertönt. Im Hintergrund höre ich zudem Sirenen. Alles in allem ein starker Kontrast zu den melodischen Klaviertönen. Und doch verschmilzt schließlich das eine mit dem anderen und löst meine Realität bis zu einem gewissen Grad auf. Dieses Konzert nimmt mich mit auf Reisen in irreale Welten. Als würde ich schweben und durch Tunnel fliegen und am Ende jeweils eine neue Dimension entdecken. Während ich diese Show genieße, kann ich mir nur grob ausmalen, wie abenteuerlich und immersiv die folgenden Einlagen auf mich noch wirken werden. Ein Festival, das mir die Tür zu neuen Perspektiven geöffnet und neue Erlebnisse ermöglicht hat.
Immersive Erlebnisse beim DIVE-Festival
1 Festival, 6 AutorInnen, 6 Perspektiven
Entzückung beim DIVE-Festival Bochum
DIVE-Festival Bochum: Die Rauminstallation Sensefactory – Kunst 11/19
Loslassen können beim DIVE-Festival Bochum
DIVE-Festival Bochum: Die Installationen „Chordeograph“ und „Sensefactory“ – Kunst 11/19
Außerordentliche Eindrücke beim DIVE-Festival Bochum
DIVE-Festival Bochum: Immersion in Zeche Eins und Planetarium – Kunst 11/19
Hüpfburgen-Ästhetik beim DIVE-Festival Bochum
Das große Eintauchen? – Kunst 11/19
Grenzerfahrung beim DIVE-Festival Bochum
DIVE-Festival Bochum: Verschiedenste Eindrücke in Zeche Eins, Planetarium und Oval Office – Kunst 11/19
Kopfüber in die Hemisphäre der Wut
DIVE-Festival: Der 22. November im Planetarium Bochum
Böse Buben kommen heute in Abfalleimer
„Der Struwwelpeter“ in der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen – Kunstwandel 12/19
Spieleförderung aus der Hölle
Next Level Festival for Games in Essen – Games 12/19
„Spaß und Denken ist kein Widerspruch“
Das „Next Level Festival for Games“ in Essen – Games 12/19
Eyecatcher und Freaks
Shin Matsunaga in Essen – Ruhrkunst 12/19
Auf die Plätze, fertig und eintauchen
DIVE Festival für immersive Künste vom 21. bis 24.11., Bochum – Kunst 11/19
„Wer performt hier eigentlich für wen?“
Inke Arns über die Ausstellung „Artists & Agents“ – Sammlung 11/19
Die Natur, die Architektur und der Mensch
Sogar ein Werküberblick: Erwin Wortelkamp im Museum DKM in Duisburg – kunst & gut 11/19
Cousins als Springbrunnen
Junge Kunst aus Israel in Bochum – Ruhrkunst 11/19
Fotograf Sebastião Salgado – der falsche Friedenspreisträger? Spannende Diskussion in Essen
Fotograf Sebastião Salgados Werk diskutiert in Essen – Kunst 11/19
Wie aus Stein modelliert
Modestar Pierre Cardin im Düsseldorf Museum Kunstpalast – Kunstwandel 11/19
Vom Menschen
Pia Stadtbäumer in Hagen – Ruhrkunst 11/19