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Malte Selke, der für die Musik sorgte, Benni Horrig und Jan Kempinski
Lisa-Marie Davies

Poetische Poser Prollos

20. Juli 2016

Veranstaltungsreihe „Poser, Prollos und Poeten“ bei Sommer am U – Literatur 07/16

Eine Bühne, die an eine grüne Wiese und gleichzeitig an ein gemütliches Wohnzimmer erinnert, dazu eine Palme, jede Menge gemütlicher Sitzgelegenheiten aus Paletten, kalte Getränke und Eis – all das klingt schon nach einem netten Sommerabend. Diese Situation nutzten die Veranstalter von „Poser, Prollos und Poeten“ und luden den Autor Benni Horrig und den Musiker Malte Selke ein.

„Ich möchte mich bedanken, dass ihr trotz des guten Wetter hergekommen seid. Ich hätte das nicht gemacht“, begrüßt Veranstalter Jan Kempinski die Gäste scherzhaft. Dass er nicht nur Lesungen organisieren kann, sondern selbst auch gut schreibt, zeigt er mit vier Texten. Sein erstes Stück „Weißt du noch..?“ besteht aus Erinnerungen an einen alten Freund und gemeinsame Erlebnisse. Er bemerkt, dass es jetzt keine Eisdielen mehr, sondern nur noch Bio-Cafés gäbe und dass sich Dinge verändern. In den anderen drei Stücken stellt er fest, dass das Leben wie ein Mehrfamilienhaus ist. Und so macht er sich auf die Suche nach Mitmenschen und trifft seine Mitbewohnerin, die stets von einem Mädchen an einem dunklen Ufer träumt, und den älteren Herr im Untergeschoss. Dabei fragt er sich, wieso die Menschen so sind, wie sie sind. Warum haben einige ein so reines, ehrliches Lachen? Warum ist der alte Mann immer so stark?

Ähnlich philosophisch sind die Texte des Duisburgers Benni Horrig, dabei handeln sie von Partys oder den Erlebnissen einer Musikband auf Tour. Ein Text befasst sich damit, wie es ist, in seine Heimatstadt zurückzukehren und dort alte Bekannte wiederzutreffen. Auch wenn die Texte an frölichen Schauplätzen spielen, stimmen die meisten Stücke eher nachdenklich. Denn schließlich sind ihre Protagonisten auf der Suche: nach sich selbst, nach der Nähe zu anderen, nach dem Sinn.

Für die richtige musikalische Unterhaltung sorgt der Kölner Malte Selke, der seine selbstgeschriebenen Stücke auf der Gitarre spielte. Neben einigen munteren Stücken sind andere eher ruhig, verträumt und manchmal traurig. Oft erinneren sie an bestimmte Alltagssituationen, die den meisten Besuchern bekannt vorkommen. Sie handeln von der Liebe, Sommergefühlen oder der Heimat. Doch seine Texte sind auch ausgefallen, wie zum Beispiel ein Liebeslied an die Kreativität. Dass deutschen Songwriter-Texten oft etwas Melancholisches anhaftet, ist dem Musiker dabei durchaus bewusst. „Ich versuche dabei nicht nur traurige Themen zu wählen und nicht so depressiv zu wirken, das nervt mich nämlich auch an dem Genre“, verrät Malte Selke. Die Ideen für seine Stücke sammelt er nicht nur im Alltag, sondern auch woanders, etwa in Romanen. In den kommenden Wochen wird der Singer-Songwriter seine erste EP aufnehmen. „Ich bin schon ganz schön aufgeregt, das erste Mal im Studio zu sein. Aber das war auch immer mein großer Traum“, freut er sich.

Die Veranstaltungsreihe „Poser, Prollos und Poeten“ findet regelmäßig an verschiedenen Orten in Dortmund statt. Die drei Künstler haben vor dem Dortmunder U gezeigt, dass auch posende Prollos ihren Platz in der Poesie verdienen.

Lisa-Marie Davies

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