Egal, ob die A40 verstopft ist, die Bahn ausfällt oder es um fehlende Jobs geht: Zwischen Hamm und Marl sind die Menschen erstklassig darin, dem Bestehenden einen trotzigen Ausdruck zu geben. Die Phrasen sind Legion: „Wat willze machen?“. Oder: „Ich weiß gaanich, watt datt soll!“ Diese Blüten des Regiolekts haben seit Wilhelm Herbert Kochs „Kumpel-Anton-Geschichten“ in den 1950er Jahren einen festen Platz im Kabarettgeschäft.
Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wurde schließlich mit „RuhrHochDeutsch“ ein Festivalformat etabliert, bei dem die Comedy-Platzhirsche aus der Region alljährlich auftreten. In gewisser Weise schließt sich auch ein Kreis: Das Festival kehrt zurück ins historische Spiegelzelt an den Dortmunder Westfalenhallen, wo vor über zehn Jahren alles begann.
Hier treten im Sommer wieder Comedians aus der Region auf, die das Gebaren und die Grammatik des Ruhrgebiets zu beliebten Gags klamüsern. Zu den Altbekannten gehört etwa der Kabarettist und Rundfunkmoderator Kai Magnus Sting, dessen Programm die hiesige Grammatik bereits im Titel untermauert: „Hömma! So Isset!“ Der gebürtige Duisburger untersucht gewohnt pointenreich, wie die Einheimischen im Pott leben und sprechen.
Tacheles redet auch ein weiterer Lokalmatador: Bruno „Günna“ Knust reüssiert seit 30 Jahren als Comedian des Ruhrgebiets. Die einstige Stimme des Westfalenstadions verspricht, wie es in seinem Programm heißt, „klare Kante“: frei von der Leber und ohne Blatt vor dem Mund. Auch ein altbekanntes Duo verspricht, bei „RuhrHochDeutsch“ die Lachmuskeln zu strapazieren: Jochen Malmsheimer und Frank Goosen sorgten von 1992 bis 2000 in „Tresenlesen“ für besten Kneipenhumor. Mittlerweile treten sie bekanntlich getrennt voneinander auf: Während sich Malmsheimer seinem Lieblingsthema, der deutschen Sprache, widmet, entführt Goosen das Publikum in eine nostalgische Zeitreise: „Sweet Dreams – Rücksturz in die Achtziger“ erzählt aus der Zeit der Föhnfrisuren und Schulterpolster.
Doch es sind auch deutschlandweit bekannte Comedians, die bei „RuhrHochDeutsch“ zu sehen sind: von RTL-Primetime-Veteranen wie Ingo Appelt oder Bernd Stelter, bis zu den Nachwuchszotenreißern wie Abdelkarim oder Dave Davis. So gibbet auch watt Tamtam.
RuhrHochDeutsch 2022 | 24.6.-2.10. | Spiegelzelt Dortmund | www.ruhrhochdeutsch.de
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