Bei Next Level handelt es sich keineswegs um eine Gamescom in klein oder eine Messe für Indie-Entwickler, wie man vielleicht glauben könnte. Vielmehr ist es ein Ereignis, das in seinen Inhalten und seinem Aufbau an ein Kunstfestival erinnert. Schließlich seien Spiele eine „Kulturtechnik“, wie Dr. Christian Esch, der Direktor des Kultursekretariats NRW sagt. Daher gibt es von Freitag bis Sonntag auch einen Haufen Vorträge, Workshops und Diskussionsrunden. So werden unter dem Titel „Let’s talk about Games“ die Spieleentwicklung, Spielejournalismus und Mediendidaktik unter die Lupe genommen.
Doch genug geredet. Denn Spiele sind zum Spielen da. „Spaß und Denken ist kein Widerspruch“, so Christian Esch. „Auch wenn sich dieser Eindruck manchmal aufdrängt“, fügt er halbironisch hinzu. So sind auch manche der ausgestellten Projekte auf den ersten Blick sehr verkopfte Angelegenheiten. Auf der anderen Seite sind auch Spiele-Dinosaurier wie „Pong“ (in einem wunderschönen ausgestalteten Couchtisch-Spielautomaten-Hybriden) zugegen: einfachste Reaktionsspiele, bei denen Reflexe und kein Denken gefragt sind. So gleicht sich beides aus.
Damit wird auch Videospielgeschichte greifbar, die von sich aus schon viel über das Medium und die Gesellschaft erzählt. An Universitäten als technische Herausforderung – und vielleicht auch Schelmenstück – entwickelt, wurden Spiele schnell zu Maschinen mit einer Platine, einem Joystick und einem Monitor, die schnelle Unterhaltung für Geld boten.
Heute haben wir Projekte wie „THEY Oh!K“ des Künstlerduos Ubermorgen, die über das ganze Festival hindurch laufen. Das Spielgeschehen findet auf den Bildschirmen vor Ort, in der analogen Welt dazwischen und auf WhatsApp statt. Mehr Informationen gibt es unter www.they.luxe. Indem man „OK“ an 0178/1919881 schickt, kann man direkt teilnehmen und gespannt sein.
„Balancing Acts“ widmet sich dem Thema Balance. Auf mehr als 20 Stationen bringen unterschiedliche Künstler und Designer den Besuchern den Begriff näher. Da wird eine Slackline, also ein schmaler Gurt, auf dem zu balancieren ist, zum Eingabegerät, um die Spielfigur zu steuern. In einem anderen Spiel werden Geschlechterrollen bearbeitet, also die Balance zwischen Mann und Frau. In einem weiteren Sim-City-ähnlichen Spiel wird die Idee der Allmacht über die Natur verworfen und stattdessen wird die Balance Mensch–Natur zum relevanten Element. Und bei der Entwicklung von Games spielt Balancing eine wichtige Rolle, also wie ausgewogen unterschiedliche Spielelemente sich untereinander auswirken. Eine Frage, die auch Schachspieler seit Jahrhunderten beschäftigt.
Darstellende Künstler von der Kunsthochschule für Medien Köln suchen in ihren Skulpturen Zugang zum Tierschutz in Spielen. Spiele, die Augmented Reality und Virtual Reality einsetzen, sind ebenso vorhanden wie klassische Puzzle- und Denkspiele. Vom spielerisch simplen Grafikwunder bis zur Pixelgrütze mit philosophischem Code – das „Next Level“-Festival präsentiert also eine enorme Bandbreite dessen, was Computerspiele heute sein können.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Spieleförderung aus der Hölle
Next Level Festival for Games in Essen – Games 12/19
Nachtspaziergang im Keller
„Light-Land-Scapes“ in Unna – Ruhrkunst 07/25
Viel zu tun
RUB-Sammlungen im MuT Bochum – Ruhrkunst 07/25
„Der Beton ist natürlich sehr dominant“
Die Kurator:innen Gertrud Peters und Johannes Raumann zu „Human Work“ in Düsseldorf – Sammlung 07/25
Die „Zweite Schuld“ der Justiz
Ausstellung zur NS-Vergangenheit des Bundesjustizministerium im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Ausstellung 06/25
In der Kunstküche
„Am Tisch“ und Medienkunst im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/25
Women first!
Judy Chicago in Recklinghausen – Ruhrkunst 06/25
Gegen den Strom
Dieter Krieg im Museum Küppersmühle – kunst & gut 06/25
„Moderne Technologien werden immer relevanter“
Die Leiterin der Kunstvermittlung des ZfIL Unna, Christiane Hahn, über die neue Jahresausstellung – Sammlung 06/25
Geschichten einer Leidenschaft
Oskar Kokoschka mit den Porträts von Alma Mahler in Essen – kunst & gut 05/25
Bewegung und Berührung
Eva Aeppli und Jean Tinguely in Duisburg – Ruhrkunst 05/25
Einflüsse verschmelzen
Nadira Husain im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/25
„Der Zweifel ist wach zu halten“
Direktor Nico Anklam über die Ausstellung der Ruhrfestspiele 2025 in der Kunsthalle Recklinghausen – Sammlung 05/25
Muster im Dunkeln
„Holding Pattern“ im Dortmunder U – Ruhrkunst 04/25
Notfalls gepunktet
Gritli Faulhaber in Essen – Ruhrkunst 04/25
Der Mensch in prekären Zeiten
„We“ im Kunstmuseum Mülheim – kunst & gut 04/25
„Was Handwerk und was Kunst ist“
Co-Kurator Markus Heinzelmann über „Das halbe Leben“ im Bochumer Museum unter Tage – Sammlung 04/25
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
„Alle Intelligenz ist künstlich“
Co-Kurator Tom McCarthy über die Ausstellung „Holding Pattern“ im Dortmunder HMKV – Sammlung 03/25
Einzelkämpfer auf ungesichertem Terrain
Herbert Zangs im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 03/25
Facetten einer Legende
Siegfried Anzinger im Museum Küppersmühle in Duisburg – kunst & gut 02/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
„Sie hatte ihren eigenen Blick auf die Arbeitswelt“
Fotohistorikerin Stefanie Grebe über die Ausstellung zu Ruth Hallensleben in Essen – Sammlung 02/25