Auch dem Kunstmuseum Bochum hat Corona die Feier verdorben. Vor 60 Jahren wurde das Museum als „Städtische Kunstgalerie“ in der Villa Marckhoff-Rosenstein neugegründet; das renovierte Obergeschoss der Villa ist seit einigen Wochen wieder Teil des Museums; damit hat nun der eigene Kunstbesitz einen Ort auf Dauer. Einsetzend mit den Expressionisten und der Neuen Sachlichkeit umfasst die städtische Sammlung Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, etliche der Werke sind aus den eigenen Ausstellungen angekauft worden.
Die derzeitige Präsentation geht darauf ein. Im Erdgeschoss zeigt sie eine intensive Schau mit dem abstrakten Bildhauer Heinz Breloh (1940-2001), der hier bereits 1998 ausgestellt hat; vor dem Museum steht künftig seine Skulptur „Lebensgröße Dresden“. In allen anderen Bereichen stellt das Kunstmuseum seine Sammlung vor. Die Werke im Obergeschoss und in der Villa Marckhoff-Rosenstein führen durch die Jahrzehnte und die künstlerischen Stile und verdeutlichen die Sammlungskonzeption. Dies betrifft den Einbezug des frühen 20. Jahrhunderts, die Erweiterung der Sammlung um osteuropäische Kunst und die zunehmende Internationalität. Auch Künstler, die in Bochum ansässig waren, sind berücksichtigt, Kuno Gonschior in der Villa und Hans-Jürgen Schliecker im zweiten Obergeschoss.
„Herzstück“ des Kunstmuseums aber bleibt das hallenartige erste Obergeschoss. Auch weiterhin ist es der zentrale Ort für Wechselausstellungen. Aktuell sind Sammlungsstücke ausschließlich von Künstlerinnen ausgestellt. Und auch wenn mit Louise Nevelson (in der Villa), Käthe Kollwitz oder Ursula Schultze-Bluhm ältere Generationen vertreten sind, so wird anhand der Bestände deutlich, dass Künstlerinnen erst in jüngerer Zeit angemessen beachtet werden. Subtil spricht die Schau an (erst recht im Kontrast zu Brelohs „martialischen“ Skulpturen), ob es in Motivik und Thematik geschlechtsspezifische Kunst geben könnte. Im Fortgang der Jahrzehnte belegt sie eine grundsätzliche Entstofflichung der Oberfläche hin zur Künstlichkeit der neuen Medien. Es ist spannend, sich auf das Zusammenspiel der Ausstellungen einzulassen. Jetzt hoffen wir auf bessere Zeiten für die Kultur!
Heinz Breloh und Künstlerinnen in der Eigenen Sammlung | bis 21.6. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Räume beleben
„Our house is a very very very fine house“ im Kunstmuseum Bochum – kunst & gut 01/24
Kunst zum Geburtstag
Das Kunstmuseum Bochum wird befragt
„Toll für die Stadt, dass wir dieses Museumsgebäude haben“
Kuratorin Julia Lerch Zajączkowska über die Jubiläumsausstellung des Kunstmuseums Bochum – Sammlung 11/23
40 Jahre Neubau
Jubiläum im Kunstmuseum Bochum
Alle mal spielen!
Takako im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 05/23
Das Rätsel des roten Steins
Inventur im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 02/23
Kulissen und Kojoten
Ian Page im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 10/22
Brauchtum im 21. Jahrhundert
„Von den Vorfahren geleckt“ im Bochumer Kunstmuseum – Kunstwandel 04/22
Vom Zeigen und Verschwinden
Sieben Künstlerinnen im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 01/22
Eine unerwartete Erbschaft
„Kunst lesen“ in Bochum
„Er war fürchterlich enttäuscht von Picasso“
Sepp Hiekisch-Picard über die Ausstellung zu Anselme Boix-Vives – Sammlung 09/21
Winzige Welten
Friederike Klotz im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 08/21
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – Ruhrkunst 02/24
Diplomatie kreativ
Ingo Günther im Kunstverein Ruhr in Essen – Ruhrkunst 02/24
Ausdruck der Zeit
Expressionismus-Sammlung im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/24
Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24
Das bisschen Haushalt …
„Kochen Putzen Sorgen“ im Quadrat Bottrop – Ruhrkunst 12/23
Unorte im Fokus
„Die Stadt ist anderswo“ im Bochumer Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/23
Konkret gemalt
„Colours and Lines in Motion“ in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 11/23
Auf nach Phantásien!
Illustrationen zu Michael Endes Geschichten in Oberhausen – Ruhrkunst 10/23
Im Herzen des Bunkers
Marianne Berenhaut in Recklinghausen – Ruhrkunst 09/23
Zur Liebe
„love/love“im Künstlerhaus Dortmund – Ruhrkunst 09/23
Auf Zeitreise
„Ein Blick zurück“ im Lehmbruck Museum in Duisburg – Ruhrkunst 09/23