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„Eine Sommernacht"
Foto: Diana Küster.

Krise im Bondage-Club

30. April 2014

„Eine Sommernacht" im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 05/14

Im Alter von 35 Jahren scheint das Leben zäh, sinnlos, fast schon zu Ende; Frustration, Beziehungsstress, Zukunftssorgen machen auch in London die Runde. Also stürzen sich eine Scheidungsanwältin und ein Kleinkrimineller kopfüber in die Nacht, ohne Reue, ohne Liebe, ohne Hoffnung auf irgendwas. Die beiden Schotten David Greig und Gordon McIntyre haben dafür „Eine Sommernacht" („Midsummer") gebastelt. Der eine den Text, der andere die dafür vorgesehenen Songs. 2008 wurde es am Traverse Theatre in Edinburgh uraufgeführt, dort spielt das gehobene Boulevardstück auch, das Regisseurin Carla Niewöhner im Bochumer Theater Unten inszeniert hat, ohne die Songs, aber mit Musiker Manuel Loos am DJ-Pult.

Warum geht es? In einer Bar in Edinburgh begegnen sich Bob „Das Mittelmaß" und Helena, die frustrierte Anwältin. Er wartet mit Dostojewski auf den Schlüsselbund eines gestohlenen Autos, sie mit Jahrgangswein auf Abwechslung aus dem Einerlei. Die Stereotypen der billigen Anmache fruchten. Man findet sich volltrunken im Bett wieder, verlässt sich sofort wieder, will im Leben weiter wie gehabt, doch irgendetwas ist trotz missratenem One-Night-Stand passiert. Beide wollen das eigentlich nicht wahrhaben, und dann glaubt Helena auch noch das sie schwanger ist.

Henrik Schubert und Kinga Prytula steuern ihre Figuren geschickt und überzeugend durch all die menschlichen Desaster einer Zeit in dem die alten Regeln aus den Fugen geraten scheinen. Sie treiben und erzählen die Story, stolpern dafür durch ein hölzernes Uhrwerkbühnenbild, das gleichzeitig Parkbank, Bar, Küche und ein japanischer Bondage-Club ist. Am nächsten Tag mit der kürzesten Nacht treffen sie sich wieder, sie hat eine Hochzeit versaut, er den illegalen Deal. Nun hat er 15.000 Pfund in einer Plastiktüte und den Boss im Nacken. Niewöhner inszeniert die crazy Lovestory mit filmischen Schnitten, mit atemlosen Szenenwechseln und furioser Choreografie ins Finale. Das Geld ist weg, es bleibt die rosa Gitarre und eine Fähre nach Belgien – zu zweit in ein neues Leben. Hoffentlich ist es spannender. Das Wochenende in vergnüglichen 60 Minuten war es jedenfalls.

„Eine Sommernacht" | So 11.5. 20 Uhr | Theater Unten, Bochum | 0234 33 33 55 55

PETER ORTMANN

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