Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 31

12.553 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

„Homo Empathicus“
Foto: Diana Küster

Die Neuronen spielen verrückt

23. Februar 2017

„Homo Empathicus“ im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 03/17

Love is in the air, everywhere you look around. Ein alter 70er-Jahre-Song scheint Wirklichkeit geworden zu sein irgendwo in der Zukunft. Diese Gesellschaft ist so gruselharmonisch, da möchte man mit der Faust – aber das ist nicht mehr erlaubt. Das halten alle „für nicht angemessen“. Also ab in den Wohlfühlraum, sprich Terrarium mit Frischluftzufuhr. Denn in Rebekka Kricheldorfs Society-Fiction-Satire „Homo Empathicus“ hat sich zwar der Mensch entwickelt, die Lebensbedingungen scheinen dafür noch postatomar zu sein. Kein Wunder, dass im „Bunker“ nicht immer alles rund läuft und ab und an Argumentationshilfekraft „Schwesterbruder“ Osho zum Wegsprechen (Therapieren) benötigt wird. Sonst ist alles easy in der Gender-Neutralität, bis der, sorry das „Hygienemensch“ kommt und die (oder das) Spermareste wegwischen darf. So wird Harmonie aus dem Chaos geschaffen.



Schauspielschüler der Folkwang-Uni spielen diese eher böse Farce im Bochumer Theater Unten unter der Regie von Thomas Ladwig, die dennoch nicht widerlegen kann, dass der Mensch im Grunde seines Herzens böse ist, immer auf seinen Vorteil bedacht und sich nie zum Homo Empathicus entwickeln wird. Nun sind die bühnentechnischen Möglichleiten im kleinen Kult-Kellertheater begrenzt, dennoch wurde für die Bewegungsmechanik der elf Figuren eine zweite Rückwand eingebaut, durch die Türen, eine Leiter nach oben und eine runde Schleuse führt; ein Schapp dient als Kantine. Die junge Schar agiert vorzüglich, „viellängerlebende“ Bewohner scheint es nicht mehr zu brauchen und die latente Bunkerenge scheint eine neue Form des Zusammenlebens eben notwendig gemacht zu haben. Das macht sich selbst im Kostümbild (Anita Könning) und der Choreografie (Jelena Ivanovic) bemerkbar.

Bis ein besoffenes Pärchen aus der (guten, aber bösen, natürlich ganz bösen) alten Zeit über die Schleuse eindringt und die Achtsamkeit aller auf die Probe stellt. Es fühlt sich an, als seien Affen aus einem Versuchslabor ausgebrochen. Und die Gesellschaft handelt auch genauso. Rauchen, saufen, und das üble Rein-Raus-Spiel (huch, falsches Stück) will niemand. Oder doch?

„Homo Empathicus“ | R: Thomas Ladwig | Fr 10.3., So 12.3. 19 Uhr | Theater Unten, Bochum | www.schauspielhausbochum.de

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Kung Fu Panda 4

Lesen Sie dazu auch:

Menschen sind eben schlecht
Theater im Monat der Reinigung – Prolog 02/17

Lost in words
„Finnisch“ im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 02/17

Durchreisen wird schick
Ihre Ruhr-Stadttheater im neuen Jahr – Prolog 01/17

Das Wesen der Flüssigkeiten
Kritische Kinderstücke zum Advent – Prolog 11/16

Die Boshaftigkeit des Gefühls
„Co-Starring“ im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 02/16

Süßer Theater nie klingen
Die Weihnachtsstücke im Ruhrgebiet – Prolog 11/14

Krise im Bondage-Club
„Eine Sommernacht" im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 05/14

Das wirklich wahre Leben
„Kurze Interviews mit fiesen Männern“ in Bochum – Theater Ruhr 06/13

Fauler Zauber
„Das Leben der Bohème“ in Bochum - Theater Ruhr 07/12

Never be regular
Eine Schublade im Theater Unten - Theater Ruhr 06/12

Lohnt zu sterben
„norway.today“ im Bochumer Theater Unten – Theater Ruhr 01/12

Wenn es auffällig provokant ist, dann akzeptiert man es bis heute nicht
Barbara Hauck inszeniert ihre Theaterversion von Kaurismäkis Film „Das Leben der Bohème“ in Bochum – Premiere 12/11

Theater Ruhr.

Hier erscheint die Aufforderung!