Auf den Punkt genau ein Jahr ist es her, als eine defekte Nebelmaschine die Bühne und den vorderen Bereich der Dortmunder Hafenschänke Subrosa derart vernebelte, dass die Luft zum Schneiden und die Band nur gelegentlich wie Schemen aus Carpenters „The Fog“ auszumachen war. Ein denkwürdiger Abend, und so wundert es nicht, dass Sänger Claudius Pratt ins Publikum fragt, wer vor einem Jahr dabei war. Ein Großteil der Hände geht nach oben – wer Hodja einmal live erlebt hat, wird sich diese Band für die Zukunft merken.
Heute gibt es keine Nebelmaschine, keinerlei Effekte, verspricht Pratt, er habe sogar überlegt, nackt aufzutreten, doch darauf dann letztlich verzichtet. Die Musik jedoch wird pur, direkt rau sein. Die Musiker des international besetzten Trios arbeiten unter diversen Pseudonymen. So nennt sich der charismatische Sänger auch „Angryman“, was man locker nachvollziehen kann, wenn er sich im Laufe eines Songs in einen gewaltigen Furor hineinsteigert. Hodja bringen eine sehr eigene Mischung aus reduziertem Rock’n’Roll und Blues auf die Bühne, vermengen Soul und Gospel mit harten Schlagzeugbeats und Gitarrenriffs, die Grenzen zum Hardrock überschreiten. Der aus Wismar stammende Matthias Arbo Klein (aka F.M. Smalls) bearbeitet sein Drumkit mit scheppernder Wucht, Gitarrist Tenboi Levinson aus Kopenhagen lotet die Verzerrungsmöglichkeiten seines Effektboards aus. Es gibt auch leisere, gefühlvolle Passagen, doch schnell rumpelt es wieder los, steigern sich Schlagzeug und Gitarre in filigranen Lärm. Und inmitten dieses kratzigen Soundteppichs steht der Angryman. Er predigt, er wimmert, er rappt und schreit sich die Seele aus dem Leib, ist immer wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Hodja bringen auch ohne Nebelmaschine die Luft im Subrosa zum Flirren. Hoffentlich bald schon wieder.
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