Woanders wird man nach einem Konzert vertrieben mit Saallicht und/oder rabiater, stets unpassender Rausschmeißer-Musik. Im Subrosa wollen sie, auch an diesem 17. April, dass man bleibt, und zapfen weiter Biere – etwa das beste mir bekannte Guinness im Ruhrgebiet. Das Licht bleibt warm gedämpft, aus den Lautsprechern ertönt Musik von Randy Newman und Warren Zevon.
Warum gerade diese Musik den Abend so wunderbar abrundet? Weil Danny Dziuk da war, zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, im Gepäck sein 2023er Album „Unterm Radar“. Wie bei seinen erklärten Vorbildern sind die Texte die Show – aber die Musik muss stimmen, sonst hört niemand zu. Dziuks Lieder mischen seit jeher Blues, Songwriter-Folk und Country Soul mit einem Schuss Jazz, etwas Chanson und sogar Klassik – so, dass es schmeckt (Dziuks Küche hieß passenderweise sein Vorläuferprojekt.)
Auf der aktuellen Tour wird er unterstützt von der Kölner Songwriterin Krazy (Perkussion, Begleitvocals, Gitarre) und wechselt sich mit Karl Neukauf (E-Gitarre, Begleitvocals) am Keyboard ab. Der Abend wird so, analog zum Ton der neueren Texte, etwas dezenter, sehr genau und geradezu zart instrumentiert, gelegentliche Ausbrüche (gipfelnd in den eruptiven Abschlusssoli Neukaufs an der E-Gitarre und Dziuks am Keyboard) dabei nicht ausschließend. In zwei Liedern des Abends erinnert Dziuk an einen weiteren, „nicht mehr sterblichen“ Großmeister der kleinen Form: Wiglaf Droste. Beide waren befreundet und haben zeitweise zusammengearbeitet; Dziuk setzt ihm in „W.enn, D.ann“ ein anrührendes Denkmal. Direkt darauf folgt die Vertonung des Droste-Gedichts „Wintertelegramm“, das kongenial in zweifelnde, kopfschüttelnd-heitere Musik voller Weite überführt wird. Weit ist auch das „Tempelhofer Feld“, sanft und mild der süffige, wohlig träge Song über einen schönen Tag dort. Wie von einem schönen Tag wünscht man sich, dass er nicht enden möge. Doch: „Gleich kommt die Schrecksekunde / Da geh‘n die Tore zu“. Hach …
Die bessere Gesellschaft, um die es Danny Dziuk trotz allem geht, scheint weiter entfernt denn je. Umso befreiter wird daher gelacht über seine Vision einer vorläufigen Utopie, der Schaffung einer „Arschlochfreie[n] Zone“. In der sind es, anders als im Subrosa, die ewigen „Alphatiere“, die „still nur unsere Biere“ zapfen.
Danny Dziuk & Verbündete | Haus Eifgen, Wermelskirchen | 19.4. | Schwarzes Gold, Dorsten | 25.4. | Kulturkeller, Neuss | 26.4. | Studio 93, Erftstadt | 28.4.
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