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Herrschaft über Bildnisse

25. Oktober 2018

„Bild Macht Kunst“ im Kunstmuseum Bochum – Kunstwandel 11/18

Manchmal gehen die Hostien mit den Katholiken durch. So geschehen 1990 als Martin Kippenberger seinen grünen Plastikfrosch ans Kreuz nagelte und sogar der Vatikan insistierte. Zur selben Zeit kaufte man in Köln bei der renommierten Galerie Zwirner auch schon mal unliebsame, ultraböse Serien gegen die Kirche auf (Blalla Hallmann, Hinterglasbilder auf Fensterrahmen). In Bochum geht man dem Phänomen Ikonoklasmus (religiöse Bilderzerstörung) auf den Grund, denn – der Sprengung von afghanischen Buddha-Statuen in Bamiyan gingen Jahrhunderte voller Zerstörungen im Geiste angeblich göttlicher Wesen voraus. Gut zu erkennen im Museum an zu einem Kreuz umgearbeiteten jüdischen Grabsteinen oder zerstörten Heiligenfiguren, Bildern und Relikten. Aber natürlich auch in dem Video „Clapping with Stones“ (2005) der afghanischen Künstlerin Lida Abdul, das auch auf der 51. Biennale von Venedig gelaufen ist. Hier werden die leeren Öffnungen zu Ikonen des stillen Nachdenkens, während im Hintergrund heiliges Stöhnen von der Arbeit „White Zone“ (2010, Videoloop auf Salz im Stahlrahmen) nervt. Bis dahin hat sich der Besucher bereits durch eine ganze Etage voller Interaktionen zwischen Kunst und Religion gesehen, viel historische Kirchenkunst, aber auch durch Räume voller islamischer Ikonografie, japanischer Kalligrafie und buddhistischer Thangkas, ganz nebenbei auch den Sandstein-Grabstein einer Märtyrerin aus dem 14. Jahrhundert aus Trier.

Jetzt steht er in der ersten Etage: moderne künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik. Kreuze aus 750er Rotgold (Gerhard Richter) schräge schwarze (Imi Knöbel) und blutig rote (Hermann Nitsch). Nichts muss, alles geht. Sogar nackt am Strand stehen und – längst verletzt – mit einer Dornenkrone weiter Hula Hoop tanzen (Sigalit Landau in „Barbed Hula“, 2-min Videoloop, 2000). Am Ende lockt das Da-Vinci-Abendmal in „Last Supper“-Version vom Israeli Adi Ness (mit Soldaten) oder vom Amerikaner als abstrakter Black C-Print von 1990. Meine Highlights bleiben Christoph Schlingensiefs Grandios-Mini-Installation mit Zinn-Krippenfiguren und Monitor in einer Vitrine und Ben Willikens drei mal sechs Meter-Abendmahl ohne Menschen und Farbe in monströser Architektur. 

Bild Macht Kunst | bis 24.2. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30

PETER ORTMANN

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