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Dina Golan über Breaking the Silence
Foto: Lisa Mertens

Gegen das Schweigen

26. Juni 2013

Vortrag „Breaking the Silence“ an der Ruhr-Universität Bochum

Wie wichtig und gleichzeitig wie gefährlich Informationen in unserer Gesellschaft sind, zeigen die neusten Vorkommnisse um Edward Snowden und PRISM. Die NGO Breaking the Silence aus Israel hat sich ganz der Informations- und Aufklärungsarbeit verschrieben, um zu einem Ende des Nahostkonfliktes beizutragen.

Dana Golan von Breaking the Silence berichtete im Rahmen einer AStA-Veranstaltung an der Ruhr-Universität über ihre Arbeit und das Leben in der Israel Defense Force (IDF). Sie selbst hat die vorgeschriebenen 2,5 Jahre in der IDF gedient war zunächst im Education Corps in Hebron dann im Officer Corps. Wie alle jungen Israelis dachte sie, dass sie mit ihrem Dienst etwas für ihr Land tue. Sie erfuhr wie zur Demonstration der Macht rüde und rein auf die Effizienz bedacht in der West Bank gegen Palästinenser vorgegangen wurde. Unerwartet, mitten in der Nacht wurden Häuser durchsucht. Es ging darum, stets Präsenz auszustrahlen, die das Leben der Palästinenser nachhaltig beeinflusst. Bereits Kinder spielen Palästinenser und Israeli. Doch auch an den jungen Wehrdienstleistenden geht die 8 Stunden Schlaf - 8 Stunden Schicht - Arbeit nicht spurlos vorbei. Golan erkannte für sich, dass die ständige Kontrolle über andere Menschen nicht moralisch und gewiss nicht die Lösung des Konfliktes sei, da niemand auf Dauer unter Kontrolle leben möchte.

Mit Breaking the Silence wollten und wollen sie und weitere junge Israelis auf diese Diskrepanz zwischen eigener Wahrnehmung und Medienberichterstattung aufmerksam machen. Sie interviewten Soldaten zu ihren täglichen Erlebnissen und fassten diese Ergebnisse in Ausstellungen in Haifa und Jerusalem zusammen. Hier mag es vielleicht überraschen, so Golan, doch der Großteil kennen die Realität an den Checkpoints nicht. Nicht jeder ginge zur Armee und nur ca. 10% der IDF sei tatsächlich in besetzten Gebieten stationiert. Vor allem aber sehen sich die meisten Israelis überzeugt in der Opferrolle, leben in Angst. Bereits in der Schule werde dies gelehrt. Die Besetzung sei daher in ihren Augen notwendig. Auf die Ausstellungen und die Vorträge von Breaking the Silence reagieren sie mit Überraschung, aber auch mit Verärgerung. Jeder habe einen Freund oder Angehörigen in der IDF und niemand wolle die jeweilige Person in schlechtem Licht sehen. Doch, sagte Golan auf Nachfrage eines Studenten, erlitten sei keine Repressionen, schließlich sei Israel noch immer demokratisch und es herrsche Meinungsfreiheit. Sicherlich seien sie schon von Siedlern beschimpft worden, erstaunlicherweise seien aber die verbalen Attacken jüdischer US-Amerikaner vergleichsweise heftiger ausgefallen. Sie hingegen hoffe, dass der beste Freund Israels Deutschland sich dahingehend wie ein freund verhalte, dass es Israel auf Dummheiten hinweise. Dass sich die Situation im Nahen Osten zum friedlichen wenden werde, glaube sie fest. Die Geschichte beweise schließlich scheinbar Unmögliches.

LISA MERTENS

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