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Forum.

Es gibt 162 Beiträge von juggernaut

Rhythm Is It!

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Ein Frühlingsopfer für die Kultur

17.09.2004

Weit mehr als ein Musik- und Tanzfilm, ist ?Rhythm Is It!? auch ein überzeugendes und streckenweise bewegendes Plädoyer für eine öffentlich geförderte Kulturpolitik. Aber Vorsicht, ?öffentlich gefördert? hieße im Klartext ?subventioniert?, und ?Subvention? steht bei den Finanzverantwortlichen von Bund, Ländern und Städten seit Jahren ganz oben auf der Liste der Unwörter. Das gilt im Besonderen für die so genannten ?freiwilligen Leistungen? wie Kultur- und Jugendarbeit ? die werden üblicherweise auch als erstes, ganz freiwillig, gestrichen. Da wird auch der charismatische Sir Simon Rattle ganz dicke Bretter bohren müssen in seinem ?total bankrotten? Berlin. Und das, obwohl er zusammen mit den Philharmonikern, Choreograph und Tanzpädagoge Royston Maldoom sowie dessen Kollegin Suz Broughton und 250 Schülern den Beweis erbracht hat, was man mit gezielter Förderung und Forderung in (Haupt-)Schulen aus vermeintlich null-bockigen Angehörigen der Spaß-Generation an kreativem Potenzial und gesundem Selbstbewusstsein herauskitzeln kann. Der Film beschönigt dabei nichts, er zeigt, dass Maldoom und sein Team kämpfen müssen, bis sie die Eleven an den Punkt gebracht haben, wo sie akzeptieren, dass zur Erreichung eines Ziels ?Disziplin? und ?Ernsthaftigkeit? unabdingbar sind. Das gehört auch zu den vielen kleinen (Lebens)-Weisheiten und ?Wahrheiten?, die einem während dieses über weite Strecken ebenso mitreißenden wie lehrreichen Films en passant verabreicht werden. Einziges Manko: Die dieses Kultur- und Erziehungsprojekt abschließende öffentliche Aufführung von Strawinskys immer wieder fantastischem ?Frühlingsopfer? ist leider auf nur rund fünf Minuten zusammengeschnitten. Aber das ist vielleicht auch Absicht: Wer mehr sehen und hören will, soll dafür gefälligst auch mehr zahlen als für eine Kinokarte und beispielsweise mit einem gelegentlichen Besuch seiner örtlichen Philharmonie/Oper auch selbst demonstrieren, was ihm Kultur und Kulturpolitik wert ist. Na gut, überredet.

Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück

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Der domestizierte Oger

07.09.2004

Wenn ich richtig mitgezählt habe, wurde nur jeweils ein einziges Mal vernehmlich gepupst (Shrek) und gerülpst (Fiona) ? das ist dann doch ein bisschen wenig, gemessen an Shrek I. Und symptomatisch für den Stil dieses zweiten Teils: Der Überraschungseffekt vom Vorgänger ist natürlich weg, mit ihm aber leider auch viel von dessen politisch unkorrektem Anarcho-Humor. Die Hollywood-Zitate und -Anspielungen dieser Fortsetzung kommen erst in der temporeicheren zweiten Hälfte richtig zur Geltung, bis dahin kam der Film doch recht verhalten daher. Aber was soll?s, ein halbes Dutzend herzhafte Lacher ist am Ende mehr als viele andere Streifen hergeben, die lustig sein möchten. Und der gestiefelte Kater ist auf jeden Fall eine Bereicherung für Shrek?s World. Die man sich allerdings wohl besser im Original anschaut und -hört. Nichts gegen die deutschen Synchronstimmen, sie machen ihre Sache m.E. alle ziemlich gut. Aber Banderas, Cleese, Everett, Andrews und Diaz sind gute Argumente für eine spätere Anschaffung der DVD.

Barbicania

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Fremd

03.09.2004

So richtig anfreunden werde ich mich mit dem asiatischen Kino wohl nicht mehr. Man muss wohl doch über ein tieferes Verständnis der dortigen Kultur verfügen, um einen besseren Draht zu Filmen wie ?Old Boy? entwickeln zu können. Denn es ist schon seltsam: Der Film ist teilweise brillant inszeniert und schafft es durchaus, die beklemmende Atmosphäre dieser finsteren Rachegeschichte zu transportieren, zum Beispiel durch die häufige Wahl ausgefallener Kameraperspektiven wie Untersicht, Kamera in Fußhöhe, oder Aufsicht. Auch in der Ausstattung bzw. der Gestaltung der Innenräume hat er einiges zu bieten (z.B. die mondäne Penthouse-Wohnung der zweiten Hauptfigur mit ihren kühlen Farben und ihrer quasi geometrischen Anordnung). Dazu kommen ein paar ausgesuchte, wohldosierte Schock- und Ekeleffekte. Wer schon mal geträumt hat, dass ihm alle Zähne ausfallen, dem wird es in zwei Szenen dieses Films vermutlich sehr unbehaglich zumute sein. Die Großaufnahmen von den Beißerchen samt unkonventionellen Behandlungsinstrumenten dürften eine beachtliche Halbwertszeit im Gedächtnis entwickeln.

Doch bei allem visuellen Einfallsreichtum und gelungenem Design bleibt ?Old Boy? letztlich ein Film, der eine Geschichte erzählt. Und die ist zwar düster, steckt voller Leiden und verlangt auch den Schauspielern eine Menge ab, hat mich aber nicht richtig und vor allem nicht durchgehend gepackt. Zu vieles, auch an den Figuren, ist mir letztlich fremd geblieben.

Sehr schön ist allerdings über weite Strecken die Filmmusik; sie rundet die gelungene ästhetische Verpackung ab (Aber wahrscheinlich habe ich die Musik vor allem deswegen als schön empfunden, weil sie mich stark an europäische Klassik erinnert hat). Die Jubelarien, die dieser Film bei der Jury in Cannes und der Kritik ausgelöst hat, kann ich jedenfalls nicht ganz nachvollziehen.

Liebe mich, wenn du dich traust

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Ils sont fous ces français

02.09.2004

Ja, dieser Film ist absolut französisch, im Guten wie im Schlechten. Harald Schmidt hat einmal eine typische Szene aus französischen Beziehungskomödien/-dramen ungefähr wie folgt persifliert: Die weibliche Hauptfigur trifft ihre beste Freundin und sagt zu ihr: ?Ich möchte Paul verlassen. Aber ich will, dass er mich vorher anruft!? Das gibt in etwa auch den Tonfall dieses Film wieder, ist allerdings noch hübsch harmlos im Vergleich zu dem, was sich die beiden Protagonisten Sophie und Julien hier gegenseitig (sowie gemeinsam anderen) zumuten bzw. antun. Und das offensichtlich nur, um sich und dem Rest der Welt etwas zu beweisen: Wie weit darf Liebe gehen? Oder anders ausgedrückt, aus der Perspektive von Julien und Sophie: Wie weit muss eine Liebe gehen, damit sie ?wahr? wird? Eine mögliche Antwort darauf, die der Film gibt, kann man nicht verraten, ohne Interessierte um die ? allerdings nicht völlig unvermittelte ? Schlusspointe zu betrügen.

Und das wäre fatal, erschließt sich der Film doch ohnehin eher vom Ende her. Der Anfang ist recht zäh und gewöhnungsbedürftig, obwohl gleich mächtig und holterdiepolter versucht wird, aufs Tempo zu drücken; und wie hier mit (künstlichen) Farben, teils rasanter Optik und teils ebenso rasanten Schnitten in die Bewegungen hinein versucht wird, eine Filmsprache abseits des Mainstream zu finden, hat das in der Tat etwas von (Anti-)?Amélie?, aber auch etwas, wie man so schön sagt, Kunstgewerbliches. Die Ruhelosigkeit und permanente innere Spannung der Figuren, ihre jähen und plötzlichen Stimmungsschwankungen übersetzen sich damit zwar in passende Bilder und Sequenzen, machen den ganzen Film allerdings auch ziemlich anstrengend. Wie dem auch sei, spätestens nach ?Jeux d?enfants? weiß man, warum amour fou etwas zutiefst Französisches ist.

Coffee and Cigarettes

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?Was ich noch zu sagen hätte,...

24.08.2004

...dauert ein Zigarette?. Oder ist noch kürzer. Viel zu sagen haben sich nämlich die Figuren in dem runden Dutzend hier versammelter Kurzfilme nicht gerade. Und dieses Wenige wird häufig auf Anti-Pointe, sprich fehlende ?Punchline?, getrimmt. Dieser Kniff verpufft allerdings in seiner Wirkung recht schnell, ähnlich wie die nicht recht vom Fleck kommenden, wohl als running gag gedachten Wiederholungen. Diejenigen Szenen/Sketche wiederum, die tatsächlich eine kleine Geschichte mit Schlussauflösung erzählen, sind zwar an einigen Stellen amüsant, aber nahezu durchweg zu einfach und zu vorhersehbar gestrickt. Das ist dann man mal mehr (Alfred Molina & Steve Coogan), mal weniger (Iggy Pop & Tom Waits) gut geschauspielert. Kaffee und Kippen sind dabei eigentlich nicht mehr als Accessoires, mal abgesehen davon, dass ein Zug an der Fluppe oder ein Schluck aus der Tasse für eine möglicherweise gerade sehr willkommene Gesprächsunterbrechung sorgen ? beziehungsweise die schon bestehende Verlegenheitspause überbrücken helfen.

Das wird man denn auch zur Verteidigung von ?Coffee and Cigarettes? vorbringen: Was wollen Sie, That?s Life, so verlaufen solche Gespräche doch oftmals. Ja, aber ich gehe nicht unbedingt ins Kino, um mir Langeweile vorführen zu lassen, auch wenn?s gepflegte ist. Und das Argument zugunsten der fehlenden Schlussauflösungen würde wohl darauf hinaus laufen, doch gefälligst die ?Geschichten? selbst mit der eigenen Fantasie zu ergänzen und fortzuspinnen. Würd? ich ja gern, aber ich hatte schon eine gute Stunde nach Filmende Schwierigkeiten mich daran zu erinnern, worum es in drei oder vier dieser Short Cuts eigentlich ging (wenn es dabei überhaupt um etwas ging).

Nebenbei: Es ist ja inzwischen etwas in Mode gekommen, in episodisch aufgebauten Filmen auch einen Zeichentrick-Teil einzubauen (siehe ?Kill Bill?, ?The Five Obstructions?). Also hätte Jim Jarmusch beispielsweise auch noch Beavis & Butthead zu Kaffee und Zigaretten bitten können, wäre möglicherweise ganz lustig geworden. Na ja, was nicht ist...

Immerhin ist der Film mit seinen 96 Minuten nicht zu lang und hat einen guten Soundtrack mit ein paar schön scheppernden alten Stücken von Iggy und seinen Stooges. Unterm Strich also akzeptabel, oder wie es in der hier verwendeten Zeugnissprache heißt: ?Ganz okay?.

Fahrenheit 9/11

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Parteien zur Wahl

03.08.2004

Am 2. November wird abgerechnet (sofern die Wahlmaschinen diesmal funktionieren) ? dann werden wir sehen, wie weit es mit den ?Selbstheilungskräften? der Amerikaner wirklich her ist. Und sollte sich dann herausstellen, dass dieser einseitige, polemische und überlange Film zur Entfernung von Mr. Bush und seiner Kamarilla aus dem Weißen Haus beigetragen hat¸ hätte er seinen Zweck erfüllt. Der in diesem Fall auch die Mittel heiligt. Es spricht nichts dagegen, auf eine Politik, die vor offensichtlichen Irreführungen, Täuschungen und Lügen nur so strotzt, mit einem betont einäugigen Propagandafilm zu antworten, wie es Moore mit ?Fahrenheit 9/11? getan hat. Auf einen groben Klotz gehört bekanntlich ein grober Keil.

In einem aber sollte man sich nichts vormachen: Selbst wenn Kerry Präsident würde, hieße das noch lange nicht, dass nun ? aus ?transatlantischer? Perspektive gesehen ? eine Rückkehr zu der in der Nachbetrachtung regelrecht golden erscheinenden Clinton-Ära bevorstünde. Ganz abgesehen davon, dass Neo-Konservatismus, christlicher Fundamentalismus und andere Plagen in den USA (und anderswo) weiter existieren und auch weiterhin Anhänger finden werden. Und schließlich gibt es da ja noch einen Bush in Florida, der möglicherweise mal Präsident werden will...alsdann, auch wenn ?Fahrenheit 9/11? als Film zu wünschen übrig lässt: der finalen Aufforderung aus dem Abspann von Moore?s Propagandastreifen ist nichts hinzuzufügen: ?Do something!?

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P.S: Zur bisherigen Debatte im Forum: Dass die Aufteilung der Welt in Gut/Böse, Richtig/Falsch, Schwarz/Weiß etc. wenig hilfreich ist und die ?Wahrheit? eher irgendwo inmitten von Grauzonen liegt (wenn es sie denn überhaupt gibt), ist eine zutiefst alt-europäische Perspektive, die ich durchaus teile ? für die aber ein Amerikaner in den 50er Jahren wahrscheinlich direktemang vor das McCarthy-Tribunal für ?unamerikanische? Aktivitäten zitiert worden wäre. Und heutzutage als ?unpatriotisch? niedergeschrieen und mundtot gemacht werden würde. In der Tat, dies ist nicht die Zeit für abgewogene, differenzierte Betrachtungen ? erst recht nicht in den USA, und schon gar nicht im Präsidentschaftswahlkampf.

Dass weiterhin die USA in den knapp drei Jahren seit 9/11 alles andere als ein ?role model? für einen Exportschlager ?Demokratie? abgegeben haben, dürfte wohl unstrittig sein: Gesetze, die quasi jede Form der Überwachung und Bespitzelung von Bürgern zulassen, eine nahezu gleichgeschaltete Zeitungs- und Medienlandschaft, in der kritische Fragesteller kaltgestellt werden, Gefangene, die ohne Rechtsgrundlage und -beistand festgehalten werden, offensichtlich durch höchste Stellen gedeckte Folter in Gefängnissen ? wie, bitte schön, nennt man so etwas? Demokratisch-rechtsstaatlich ganz sicher nicht, und ob man das nun lieber als autoritär, diktatorisch oder ?faschistoid? bezeichnen möchte, ist mir letzten Endes völlig egal: es ist in jedem Fall anti-demokratisch und spricht alledem Hohn, was unsereins als ?aufgeklärter? Demokrat (unter anderem von den Amerikanern) gelernt hat. Die USA waren selten in ihrer Geschichte weiter von ihrem hehren Selbstbild entfernt als heute, und an der Qualität ihrer ?Selbstheilungskräfte? sind im Übrigen deutliche Zweifel angebracht. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass den USA beispielsweise zwischen My Lai 1968 und Abu Ghraib 2004 keine (Kriegs-)Verbrechen ?unterlaufen? sind? Der einzige wirklich erfolgreich zu nennende amerikanische Selbstreinigungsprozess, der mir auf Anhieb einfällt, ist Roosevelt?s ?New Deal?.

Super Size Me

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Lecker essen gehen mit Morgan Spurlock

21.07.2004

Nach diesem Film betrachtet man Sendungen wie ?Kochduell?, ?Alfredissimo?, ?Zacherl - Einfach kochen? und Konsorten mit ganz anderen Augen. Das sind ja die reinsten Leuchttürme der Volksgesundheit und des guten Geschmacks.

Und wer nach ?Super Size Me? immer noch Lust auf Fast-Food-Fressorgien verspürt, darf sich nicht wundern, wenn eines Tages Samuel L. Jackson alias Jules hinter ihm steht und sagt: ?Mhmm, das ist ein leckerer Burger?. Die Folgen dürften bekannt sein. Mahlzeit!

Muxmäuschenstill

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Mux, der Bruchpilot

16.07.2004

Eine Studie in fehlgeleitetem Idealismus, die es in sich hat. Jan Henrik Stahlberg spielt den selbsternannten Kämpfer gegen das Schlechte in der Welt so, wie man sich solche Leute vorstellt und ansatzweise auch schon realiter erlebt hat: Er spricht bzw. deklamiert all die angelesenen hehren Sätze aus dem Phrasenschwein des Weltverbesserers, steigert sich in Allmachtsphantasien und Führerallüren hinein, sammelt Getreue um sich, die sein Werk und Vermächtnis dokumentieren, fortführen und vollenden sollen, und zitiert dabei auch noch den kategorischen Imperativ: ?Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne!? Der olle Kant hätte sich angesichts dieses missratenen späten Jüngers wahrscheinlich im Grabe rumgedreht oder wäre in homerisches Gelächter ausgebrochen. Denn der durchgeknallte Mux ist an den meisten Stellen in der Tat zum Totlachen ? aber eben nicht, weil Stahlberg ihn nun etwa als komplett überzogene, farcenhafte Karikatur eines Weltverbesserers angelegt hätte. Er wirkt lächerlich, weil er sich und seine Mission absolut (und tödlich) ernst nimmt.

Und doch glaube ich, dass es dem Autor Stahlberg mit seiner Diagnose über die Befindlichkeit bzw. Krankheit dieses Landes ? den Mangel an Gemeinsinn und Verantwortungsbewusstsein ? ebenso tiefernst ist. Darauf deuten nicht nur die von Mux aus dem Off gesprochenen letzten Worte über Symptome wie Koch, Bohlen und Raab hin, sondern auch zahlreiche Interview-Äußerungen von Stahlberg. Dass die von Mux gewählten Gegenmittel allerdings ziemlich untauglich sind, zeigt der Film anderthalb Stunden lang ebenso unterhaltsam wie überzeugend.

The Five Obstructions

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Abschlussprüfung beim Professor für Dogmatik

14.07.2004

Bei Lars von Trier überlegt man immer zweimal, bevor man seinen Senf zu des Meisters neuestem Werk dazu gibt. Schließlich steht der Mann ja permanent unter Genieverdacht. Aber es fällt wirklich schwer, etwas zu einem Film zu sagen, den man irgendwo zwischen Gut und Böse einordnet, der einen an manchen Stellen interessiert, an anderen wieder gelangweilt hat. Auf 60 Minuten zusammengeschnitten wäre das sicher ein rundum interessanter Film-Essay geworden. LvT und sein früherer Lehrmeister Jörgen Leth hätten sich auf ihre Gespräche über die einschränkenden Regieanweisungen und das Vorführen der anschließenden Umsetzungen beschränken sollen. Zwischendrin ist einfach zu viel Leerlauf in den Passagen, die Jorgen Leths Vorbereitungen auf seine jeweils neue Aufgabe bzw. Auflage zeigen. Wie er die ?Obstructions? übersprungen und teilweise auch umgangen hat, ist dann aber im Resultat durchaus sehenswert. Ob man aus diesem Film aber jetzt unbedingt das definitive Manifest über die Natur des Filmemachens an sich herausinterpretieren muss, scheint doch sehr zweifelhaft. Besser das Ganze etwas tiefer hängen und nicht in Erwartung einer neuen Offenbarung in diesen Film gehen.

Am Rande bemerkt: Sehr schade ist allerdings, dass von Trier nun doch nicht die Bayreuther Festspiele 2006 aufmischen wird. Mit welchen ?Obstructions? er da beim ?Ring? zu Werke gegangen wäre, hätte mich schon interessiert. Hoffentlich hält wenigstens dieses Jahr Christoph Parsifal Schlingensief durch.

The Other Final

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...Aus dem Hintergrund kommt Dorji. Dorji müsste schießen. Dorji schießt...

07.07.2004

Der richtige Film, um die Trauerarbeit nach frühem EM-Aus und Rudis Rücktritt abzuschließen. Es gibt noch ein Leben abseits der Viererkette. Trotz einer Reihe hochklassiger und/oder spannender EM-Spiele: Nach drei Wochen medialem Dauerfeuer aus Portugal ist so ein Film wie ?The Other Final? die reinste Erholung. Obwohl, so viel anders als bei uns geht?s rund 200 Plätze weiter unten in der Weltrangliste auch nicht zu (mal abgesehen davon, dass man auf Montserrat keine Trillerpfeifen kaufen kann): Da treibt ein offensichtlich größenwahnsinniger Verbandspräsident seinen Trainer in den Rücktritt, weil er selbst das letzte Wort über die Mannschaftsaufstellung haben will (muss ein entfernter Verwandter von MV sein), werden vor dem Spiel von den im Schnitt anderthalb Köpfe größeren Kariben starke Sprüche geklopft ? mit einem Augenzwinkern, versteht sich (?Wir spielen die Bälle im Mittelfeld erst mal hoch. Woll?n mal sehen, wie gut die Bhutaner hüpfen können?), wird um spirituellen Beistand gebeten, machen in der Pause bhutanische Cheerleader Faxen,...na ja, so eine Art Cheerleader eben. Weltklasse ist allerdings der bhutanische Live-Kommentator, eine Art Himalaya-Herbert-Zimmermann.

Dieses Spiel zustande gebracht und organisiert ? und damit diesen schönen kleinen Film überhaupt erst möglich gemacht ? hat übrigens ein holländischer Fußballfan. Wie gut, dass wir 2002 ohne Holland zur WM gefahren sind. Dadurch ist er nämlich überhaupt erst auf die Idee zu diesem Match gekommen: ?Ich hatte mich gerade ans Verlieren gewöhnt?. Also schaute er, welche Mannschaften noch schlechter als Holland waren und in der Weltrangliste die letzten beiden Plätze belegten, und schickte an die Fußballverbände von Montserrat und Bhutan jeweils ein Fax gleichen Inhalts. Der Rest ist Geschichte. Die das Angucken lohnt.

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Chantal im Märchenland

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