
Man muss mich nicht lieben
Frankreich 2005, Laufzeit: 93 Min.
Regie: Stephane Brize
Darsteller: Patrick Chesnais, Anne Consigny, Georges Wilson, Lionel Abelanski, Cyril Coupon, Genevive Mnich, Hélne Alexandridis, Anne Benoît, Olivier Claverie, Marie-Sohna Condé, Isabelle Brochard, Stephan Wojtowicz, Pedro Lombardi
man muss nicht, aber man kann
carinho (18), 31.12.2006
der film trägt seinen titel ganz zu recht. zu beginn wirken sowohl protagonist als auch gesamtproduktion eher kantig, schwerfällig, hölzern, sperrig - es scheint, als müsse man die spannungsfreien einstellungen und kurzen wortwechsel nicht einmal mögen. doch irgendwann gegen ende des films hat dann nicht nur bei den darstellern, sondern vor allem auch beim zuschauer das gefühl gesiegt - und man kann nicht umhin, diesen unprätentiösen französischen film in sein herz zu schließen.
es ist schlicht und ergreifend schön, mitanzusehen, wie sich der gefühlsmäßige wandel langsam in jean-claude vollzieht, bis ihn schlussendlich sein weicher kern zu einer rundum glaubhaften figur macht. da drückt man gerne mal ein auge zu, dass die ganze verwickelte tangogeschichte eher eine vorhersehbare sache ist.
Tango-Liebe
Biggi (153), 11.08.2006
Beinahe hätte ich diesen wunderbaren sensiblen Film verpasst. Junge Frau und alter Knacker, dachte ich beim Durchlesen der Beschreibung, nicht mein Thema. Die Schauspieler überzeugten mich jedoch. Auf der einen Seite möchte ich die Rolle des Jean-Claude nicht anders besetzt wissen, auf der anderen Seite sieht er nicht aus wie Anfang 50 (bin ich selbst) sondern wie 65. Dadurch wird der Altersunterschied zur bezaubernden Francoise zu groß. Welche Träume sie von ihrem Zusammenleben außerhalb der schönen, sehr erotischen Tanzszenen hat, bleibt ein Rätsel, das man nicht lüften möchte. Die dichte, stille Inszenierung erlaubt ein Hineinsinken in den Film, die noch lange anhält- bitte nicht aufwachen, Realität ist nicht wünschenswert.
Der graue Wolf
woelffchen (597), 01.08.2006
Die Unfähigkeit zur Kommunikation, oder doch zumindest die Gehemmtheit in diesem Bereich, ist das Thema dieses Films von Stephane Brizé. Die Kommunikation, das Miteinandersprechen - von Angesicht zu Angesicht - gerät in der heutigen, so medienverseuchten und medienüberlasteten Zeit, wo Menschen oft lieber miteinander chatten, emailen oder SMSen als reden und dabei vereinsamen, immer mehr ins Hintertreffen.
Und da setzt dieser Film an, indem Jean-Claude, der graue Wolf und Gerichtsvollzieher, einen Tango-Kursus belegt und die reizende Francoise kennenlernt. Es beginnt eine liebenswürdige, filmisch perfekt und angemessen umgesetzte Geschichte, die leichtfüßig daherkommt in einer sonst eher melancholischen und düsteren Welt, die uns einen kleinen Kosmos an Menschlichkeit vorführt, in welchem wir uns - wenn wir wollen - leicht selbst erkennen können.

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