
Kleine schmutzige Briefe
Großbritannien, Frankreich 2023, Laufzeit: 101 Min., FSK 12
Regie: Thea Sharrock
Darsteller: Olivia Colman, Jessie Buckley, Anjana Vasan
Tragikomisches Drama über einen Rufmord
Martyrium
„Kleine schmutzige Briefe“ von Thea Sharrock
Auch wenn sie anders kann („Men“, „Die Aussprache“), wird uns Jessie Buckley in nächster Zeit vermutlich eher muntere Momente bescheren. Mit großer, schiefer Schnauze, mit energischem Auftritt und Dirty Talk. Das hat in der vierten Staffel von „Fargo“ gehörig funktioniert, wo sie als getriebene Mörderin im Krankenschwesterkostüm Patienten ins Jenseits befördert. Und das funktioniert auch hier: Die Irin Jessie Buckley spielt die Irin Rose Gooding, die in den 1920er Jahren mit ihrer kleinen Tochter vor der Vergangenheit flieht und in der englischen Küstenstadt Littlehampton landet. Im Haus nebenan wohnt die gottesfürchtige Edith (Olivia Coleman) und pflegt ihren alten Vater. Das Nebeneinander mit der ungehobelt lauten und fluchenden Rose geht nicht lange gut. Als Edith eines Tages Post im Briefkasten findet, in der sie aufs Schärfste beleidigt wird, sieht sich die errötete Christin gezwungen, den Fall der Polizei zu melden – und die Hauptverdächtige gleich mitzuliefern.
So oder so ähnlich ist das wohl tatsächlich alles passiert. Drehbuchautor Jonny Sweet erachtete die wahre Geschichte nicht ohne Grund als filmreif. Im Ergebnis (Regie: Thea Sharrock) ist insgesamt alles beherzt plump aufgetragen und lässt sich damit eher im Boulevard verankern. Zugleich heißt das ja nichts Schlechtes. Buckley überstrapaziert ihren Mund, Coleman ihre Augen, und alles ist flott inszeniert und überschaubar erzählt. Robustes Dirty-Talk-Boulevard?
Nun, nicht ganz, denn es steckt doch mehr dahinter: So plump, wie es zuvorderst scheint, ist das Drama nicht, zeichnet es doch unterschwellig ein kritisches Sittenbild jener Zeiten. Zeiten, in denen Frauen nicht viel zu sagen haben. In denen sie dienen sollen und nicht denken. Zeiten, in denen sie unlauter um Mitgefühl buhlen in der Hoffnung auf Aufmerksamkeit, auf Beistand und Mitleid. Zeiten eines gesellschaftlichen Korsetts und der verzweifelten Sehnsucht danach, auszubrechen. Ja, in diesem durchaus heiteren Stück liegt viel verletzte Seele. Und das hallt nach. Gelungenes Dirty-Talk-Drama.
(Hartmut Ernst)

„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
Land ohne Kino-Geschichte
Geschlossene Zeitungsarchive verhindern eine umfassende lokale Kinoforschung – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
Mit dem Rotstift ans Kino
Förderkürzungen bedrohen die Filmfestivals im Ruhrgebiet – Vorspann 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25