Anomalisa
USA 2015, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson
Darsteller: David Thewlis, Jennifer Jason Leigh, Tom Noonan
>> www.facebook.com/anomalisagermany-120011155026723
Was war denn das jetzt für'n Film?
Matt513 (259), 01.02.2016
„Ist das da drüben ein Flugzeug?“ Schon die erste Szene zeigt die merkwürdige Reise an, auf die es in den kommenden anderthalb Stunden gehen wird. Zwischen Wolkenbänken schwebt tatsächlich ein Flugzeug – aber auf der Stelle. Anschließend zoomt die Kamera und man sieht den Urheber jener Frage, welcher aus dem Fenster eines anderen Fliegers nahebei blickt. Dessen Gesicht, wie jene aller anderen, eine Art Maske. Schnell ist klar, daß dies alles also keineswegs real ist. Aber was ist es dann? Alles, was man zu sehen bekommt, ist -bis hin zum korrekt ansteigenden Fahrpreis einer Taxifahrt- auf faszinierende Weise schon nahe bei der Realität (in einem Animationsfilm!) und doch gleichzeitig unwirklich, surreal, wie ein Traum. Was für eine Sicht ist das? Und aus welcher Verfassung heraus erfolgt sie?
Michael, obiger Fluggast, erfolgreicher Autor und Coach, reist mit schwerem Gepäck: Mindestens eine veritable psychische Erkrankung; Tipp: Der Name des Hotels ist nicht ganz zufällig gewählt. Schuldgefühle aus der Vergangenheit; ein Lösungsversuch endet eruptiv. Die Stumpfheit des Alltags, weshalb er offenbar affin für Abenteuer ist. Er erlebt mehrere schwere psychische Ausbrüche, Ein Trigger dafür ist ein Ereignis, das er als Anomalie bezeichnet. Seine Verhältnisse liegen wie Mehltau auf ihm. Hin- und hergerissen zwischen dem, was zu Hause auf ihn wartet und dem, was möglich sein könnte. Muß man über all das unbedingt einen Film machen?
Hin- und hergerissen ist auch man selbst nach Ansicht des Films (s. auch O-Ton ganz oben). Die wahrgenommene Bandbreite reicht von den sich überschlagenden Pressezitaten auf dem Kinoplakat bis zu den Zuschauern neben uns, die während der Vorstellung gingen. Ich landete irgendwo dazwischen und fand ihn, sagen wir mal, interessant, aber wer ihn nicht gesehen hat, muß auch nicht traurig sein. Schon wieder ein typischer Fall fürs Programmkino, wie es scheint.
beindruckend
msteets (35), 27.01.2016
Der Film beginnt langsam... seeeehr langsam ... und wären die Darsteller keine animierten Puppen, sondern reale Menschen, würde man sagen: fast schon _zu_ langsam.
Aber langsam kommt man rein und fühlt sich in Michaels Welt hinein, diesen entsetzlich öden Alltag in irgendwelchen seelenlosen Hotelzimmern mit immer der gleichen seelenlosen Ausstattung (verdammt, ich musste irgendwann unwillkürlich an meine Consulting-Zeiten zurückdenken, dermaßen viele Déja-Vus hatte ich).
Und dann trifft er auf Lisa und es kommt der Moment, in dem man vergisst , dass es sich hier nicht um reale Menschen handelt.
Die Szenen des "Morgens danach" (Danach halt. Ich verzichte auf den Spoiler) gehörten für mich zu den berührendsten (und traurigsten), die ich dieses Jahr im Kino sehen konnte.
Erst in der schönen Musik während des (ziemlich langen) Abspanns kehrt man (unter normalen Umständen) langsam in die Wirklichkeit zurück
(die Rückkehr wäre weniger abrupt gewesen, hätte nicht die Mädelsriege vor mir exakt zu Beginn des Abspanns ein gefühlt halbes Dutzend Handy-Flakscheinwerfer auf der Suche nach irgendetwas unter den Sitzen angeworfen und die Studententruppe neben mir sich gar so köstlich über die Namen der Crowdfunder im Abspann beömmelt ("Amerikanische und andere Namen können ja so lustig sein! Noch nie gelesen. Hahahahaha! ). Das Vorlesen eines beliebigen Telefonbuchs hätte vermutlich ähnliche Heiterkeitsstürme hervorgerufen ...
★★★★★★
Cinemoenti (173), 23.01.2016
Verstörend, wahrhaftig, alptraumhaft, irritierend real in der Art der Erzählung, deprimierend im Fazit. Erzählt wird von der Abgebrühtheit / Stumpfheit des modernen (Erfolgs)Menschen. Diesen Film kann ich weder emlpfehlen noch nicht empfehlen. Leichte Kost ist das jedenfalls nicht, und mir hat's gefallen.
Cannes kann
Neue Werke von Hausner und Glazer an der Croisette – Vorspann 06/23
Die Scheiben des Kinos
Vom Zauber der Gebäude und Menschen – Vorspann 05/23
„Bei Schule können wir nicht einfach etwas behaupten“
3 Fragen an Johannes Duncker, Drehbuchautor von „Das Lehrerzimmer“ – Gespräch zum Film 04/23
Komplizinnenschaft
Das IFFF bietet einen Blick auf feministische Solidarität – Festival 04/23
Selfie mit dem Raptor
Dino-Show „Jurassic World: The Exhibition“ in Köln - Film 04/23
Endlich wieder in voller Blüte
Das Filmfestival-Comeback im April – Vorspann 04/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Man muss sich über alte Zöpfe Gedanken machen“
Clemens Richert zur 44. Auflage der Duisburger Akzente – Festival 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Blumen statt Kotbeutel
Warum wir die Kritik brauchen – Vorspann 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Zurück nach 1973
Essener Filmkunsttheater setzen ihre Jubiläumsreihe fort – Vorspann 02/23
„Die Sichtung ist das Highlight!“
Katharina Schröder zum 30. Jubiläum des blicke Filmfestivals – Festival 01/23
Wenn kein Geschäft mehr sein darf
Die Stadt Mainz führt die Kinorettung ad absurdum – Vorspann 01/23
Mehr als Ruhrgebietsromantik
Filmfestival blicke: Jubiläumsauftakt im Bahnhof Langendreer – Festival 12/22
An die Arbeit
Filmfestival blicke: Sonntagsmatinee in Bochum – Festival 12/22
Fatihs Punch
Nicht das Kino muss gerettet werden, sondern der Spielfilm – Vorspann 12/22
Soziale Beziehungen im Brennpunkt
Filmfestival blicke in Bochum – Festival 11/22
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Nostalgia
Start: 8.6.2023
Sie sind zur Zeit nicht auf der Website angemeldet.
Melden Sie sich hier an, um einen Beitrag zu schreiben.