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Volksverhetzung oder Volksverdummung?
Foto: Francis Lauenau

Einsam und Rechts

30. August 2012

A-Löcher trockenlegen - Tagebuch 09/12

Vor Jahren schon führte ich nach einem Pressetermin mit einem Kollegen die Diskussion. Soll man Nazis abbilden? Soll man sich öffentlich über Nazis aufregen? Soll man sie nicht besser tunlichst ignorieren? Die rechten Wirrköpfe sowohl in Nadelstreifen wie auch in Bomberjacken genießen doch geradezu die Empörung der Demokraten. Warum macht man ihnen dann diese Freude? Ich war beindruckt von den Argumenten des Fotografen mit dem sanft-rollenden polnischen R in der Stimme.

Trotzdem bleibt das Dilemma. Wer schweigt, stimmt zu. Welche Reaktionen sind aber sinnvoll. Hilft vielleicht psychologisieren? Gedeiht Gewalt in dem weiten Feld von Nazismus und Narzissmus? Sind Faschisten deshalb Faschisten, weil sie als Kind keine Liebe erfuhren? Die ansonsten wenig zimperliche Band DIE ÄRZTE sieht das so: „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit. Du hast nie gelernt, dich zu artikulieren. Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit. Arschloch!“ Die Analyse allein ändert aber die Verhältnisse nicht.

Innenminister Jäger hingegen verfolgt eine andere Strategie. Er verbietet rechte Vereinigungen, lässt deren Räumlichkeiten durchsuchen und deren Vermögen beschlagnahmen. Obwohl viele Demokraten aufatmen, weil endlich mit staatlichen Mitteln gegen Rechts vorgegangen wird, bleiben Zweifel. Geht es Jäger nicht vielleicht so wie dem armen Zauberlehrling, der den Besen mit der Axt zerschlägt, und damit neue Besen erschafft?

Richtig blindblöd sind viele sogenannte Antifas, die mit ähnlichen Sprüchen und Methoden gegen Faschisten vorgehen. Knüppel gegen Knüppel, Hass gegen Hass. „Nazis raus“ gegen „Ausländer raus“. Ignorieren? Analysieren? Reglementieren? Randalieren? Vielleicht ist all das gar nicht nötig. Dieses Land ist seltsamerweise zivilisiert genug, Nazis keine nennenswerte Stimme zu verleihen. Keine zwei Prozent hat die NPD bei der wiederholten Kommunalwahl in Dortmund am 26.8. erzielt. Vor drei Jahren wählten noch insgesamt 2,4 Prozent NPD und die inzwischen nicht mehr kandidierende DVU.

Lutz Debus

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