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Foto: Irma Flesch

Die gelbe Gefahr

30. Januar 2014

Warum das Wasser in NRW so merkwürdig schmeckt – Magenbitter 02/14

Die Familienfeier im angesagten Restaurant war anstrengend genug, jetzt nur schnell nach Hause. Also Jacke an und weg. Rein ins Auto. Vollgas. Da vorne geht’s ins Ruhrgebiet. Mist. Ich hätte doch noch zur Toilette gehen müssen. Egal. Ein Mann hält das aus. Drauf auf die Autobahn. Von Landschaft keine Spur. Feuchte Nacht. Wolkenverhangen. Dunkelheit. Radio an. Lala am Abend. Eher ermüdend. Spaß macht das nicht. Regen. Die Blase quillt. Ein Blick auf die Uhr, noch zwei Stunden. Könnte passen. Vor mir ein LKW mit grünem Tankanhänger. „Britisches Benzin?“, denk ich noch, da kräuseln sich auch schon die Nasenhaare. Nee nix Diesel, es müffelt irgendwie nach Gülle.

Ich denk sowie gerade an die nächste Raststelle mit WC, kein Wunder bei dem Geruch, ja und da ist sie auch schon vorbei. Die nächste Chance zum legalen Wasserlassen in 20 Kilometern. Beim Überholen denk ich noch grinsend: Ein Mann hält das aus – und da sehe ich auch schon den nächsten Tanklaster, wieder grün und auch aus den Niederlanden. Was machen die denn alle hier? Ist morgen Gülleparty am Niederrhein? Da fällt mir auch schon die Grüne Woche in Berlin ein. Was stand da in den Tageszeitungen? 80 Prozent der niederländischen Gülleimporte gingen nach NRW. Und Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Johannes Remmel wird in der Bundeshauptstadt angeprangert, dass deshalb bei uns rund 40 Prozent vom Grundwasser so stark mit Nitraten belastet seien, dass ohne entsprechende Aufbereitung keine Gewinnung von Trinkwasser mehr möglich ist.

Und warum ist das so? Ganz einfach: In vielen landwirtschaftlichen Betrieben gibt es einen Überschuss an Gülle, da die Stallanlagen immer größer geworden sind und damit die Konzentration der Tierhaltung in diesen Regionen in den letzten Jahren weiter zugenommen hätte – und eigene Flächen, die diese Mengen aufnehmen könnten, haben die Betriebe nicht mehr. Und deshalb freuen wir uns nicht nur über geschmacklose Tomaten, würzige Hanfknöllchen und fleischlose Bitterballen aus dem beliebten Nachbarland, sondern auch über unglaubliche 1,7 Millionen Tonnen tierischer Exkremente, die so richtig lecker riechen, wenn man den Wasserhahn fürs Duschen aufdreht. Besonders kulturell ist das auch nicht, auch wenn wir immer gute Beziehungen nach Holland pflegen. Immerhin produziert jeder Einwohner Nordrhein-Westfalens dazu noch durchschnittlich 470 Kilogramm Müll selbst. Über 8,26 Millionen Tonnen, fast die Hälfte davon war Haus- oder Sperrmüll. Noch nicht gerechnet, was durch die Fallrohre in die Kanalisation rieselt.

Was soll man da machen? Und ich muss ja auch noch Wasser lassen. Und ich bin längst auf einer Bundesstraße. Aber die durchgezogene Linie neben der Bundesstraße signalisiert: Hier darf nicht angehalten werden. Kennen Sie das? Irgendwann geht einfach nix mehr. Also ran an den Seitenstreifen, verklärter Blick über das nasse Feld. Schnüffeln. Hier riecht nix. Noch nicht!

PETER ORTMANN

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