Das aktuelle Album der Cordovas, „The Rose of Aces“, beschwört die Kraft der Musik. Bandleader Joe Firstman erinnert zwar im Eröffnungssong „Fallen Angels of Rock ‘n‘ Roll“ an die tragischen Figuren der Rockgeschichte, singt aber gleichzeitig von der heilenden Wirkung, die Musik haben kann.
Firstman wäre um ein Haar selbst eine dieser tragischen Figuren geworden. 2003, mit 23, veröffentlichte er ein vielbeachtetes Solodebüt („The War of Women“) und tourte mit u.a. Sheryl Crow und Willie Nelson. Doch dann: Selbstsabotage, Geld wurde versoffen und verspielt. Aber er hatte noch einmal Glück und bekam einen Job als Bandleader einer Late-Night-TV-Show („Last Call with Carson Daly“), mit Bandmitgliedern wie Kamasi Washington oder Thundercat. Für Firstman waren seine dunklen Episoden Lektionen, die ihn zu sich selbst führten.
Das neue Album ist etwas souliger geraten als die euphorisierenden Vorgänger, von Memphis bis Muscle Shoals ist alles dabei: die (songdienlichen!) Gitarren- und Keyboardsoli, der Harmoniegesang (ihr Markenzeichen), der sumpfige Groove. Pedal Steeler Tyler Nuffer fügt wehmütige Country-Klänge hinzu und Produzent Cory Hanson lässiges kalifornisches Lebensgefühl. So ließe sich das Album am besten auf einem Road Trip das Meer entlang mit Haaren im Wind hören – alternativ zu Hause mit Kopfhörer auf und Augen zu. Es klingt süffig und lässig zugleich, ist aber ihr bislang reifstes Werk. In Zeilen wie „So I smoke a J laying in the hay / Made my worries go so far away / I‘ll write that magnus opus then / Oh my, here comes the wind“ (übers.: „Also rauche ich einen Joint, während ich im Heu liege / Er hat meine Sorgen verschwinden lassen / Ich werde dann dieses Hauptwerk schreiben / Oh Gott , hier kommt der Wind“) steckt fast die gesamte Geschichte, Erfahrung und Philosophie Firstmans und der Band.
Schon vor Erscheinen des Albums waren die Cordovas letzten Juni auf einem Festival in Venlo zu sehen. Sie sind eine fantastische Liveband, mit Raum für Lucca Sorias irrwitzige Gitarrensoli und sein virtuoses Zusammenspiel mit Bassist und Rampensau Firstman. Ihr Set in Venlo war, wie immer bei dieser Band, atemlos. Songs wurden nahtlos aneinander gereiht. Zwei Wochen danach sollen sie laut Ohrenzeugen auf dem Static Roots Festival in Oberhausen das Dach weggeblasen haben. Respekt vor dem ehrwürdigen Werdener Altbau ist also eher nicht zu erwarten.
Cordovas | Mi 25.9. 19.30 Uhr | JuBB, Essen-Werden | www.bürgerzentrum-werden.de
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