Langsam lief er an, der Festival-Sonntag bei Bochum Total. Während sich die trailer-wortschatzbühne schon gegen 13.00 Uhr einstimmte, waren die ersten Klänge auf den anderen Bühnen erst zur Kaffeezeit zu vernehmen. Die souligen Klänge der Chrystal Flames auf der Sparkassen-Bühne sorgten dann auch eher für sonntäglich-entspannte Stimmung als für große Feierlaune. Ganz ruhig angehen lassen, schien das Motto des letzten Festival-Tages.
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Logic Insanity sorgten an selber Stelle doch schon wenig später für ein erstes, trashiges Ausrufezeichen. Die Junge Band mischte Gitarren-Rock mit Dance-Elementen und klang dabei wie eine Mischung aus fast vergessenen Künstlern wie Sylver und Die Happy. Auch optisch schien die Band eher den 90ern als modernen Trends folgen zu wollen. Die Sängerin agierte stets bauchfrei und erzeugte mit etwas gezwungen wirkenden Ansagen für den ein oder anderen peinlichen Moment. Die nicht minder eingesetzten Rock-Posen des Gitarristen sorgten ebenfalls für das eine oder andere Fragezeichen. Logic Insanity spielten an einem Sonntagnachmittag auf der Sparkassen-Bühne vor sehr gemischtem Publikum. Angesichts ihrer Bühnenperformance musste man jedoch den Eindruck bekommen, die Band spiele vor mindestens 20000 U-18 Zuschauern als Headliner der Chartparty The Dome. Bei aller vermeintlichen Überstrapazierung gewisser Klischees konnte man der Band jedoch keinesfalls den Spaß an der Sache absprechen. Mit viel Freude in den Wangen agierten die Bochumer über gut 35 Minuten, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Als das Publikum mächtig durchgeschüttelt war, wurde es Heisskalt vor der 1Live-Bühne. Die Stuttgarter und ihr moderner Mix aus deutschem Sprechgesang und mächtigen Riffs erinnerten unvermeidlich an Kraftklub und brachten das Publikum schnell auf ihre Seite. Parallel sorgten die niederländischen Mary Shade mit von Bläsern getragenen Rock- und Funksounds für hippieeske Summerjam-Atmosphäre.
Zwei gute Warm-Up-Partys für die heimlichen Headliner MC Fitti und Eskimo Callboy. Ersterer rappte sich in zynischer KIZ-Manier einmal quer durch alle Klischees, Letztere sorgten mit elektronischen Spielereien und deftigen Moshparts für Kopfschütteln bei älteren Semestern, Schweißtropfen bei der Security und Hysterie bei ihren durchgestylten Fans. Der Trash hatte Bochum Total nun völlig im Griff. Vor allem bei Eskimo Callboy wurde so wild gefeiert, dass zeitweise selbst Fotografen aus Sicherheitsgründen nicht mehr in den Fotograben durften. Die affektierte Selbstdarstellung der Band schien niemanden zu stören, sondern eher zum Konzept zu gehören und so wurde die Band auch nicht müde, die Stimmung mit ihren Publikumswirksamen Ansagen weiter anzuheizen. Gut, dass Pohlmann den Blutdruck zum Ende des Festivals nochmal senkte, ehe es für die Nimmersatten zur Aftershow-Party ins Riff ging.
Das war’s. Ohne große Zwischenfälle freute sich Bochum an vier Tagen über eine halbe Million Besucher und wundervolles Wetter. Das Line-Up war dabei durchmischter denn je und lockte Alt und Jung nach Bochum. Wir freuen uns auf 2014!
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