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Choreografie des Chaos, “Headspin Critical Mess”
Birgit Hupfeld

Puderquasten

29. April 2011

„Headspin Critical Mess” am Essener Grillo - Theater Ruhr 05/11

Am Anfang war das Chanson. Oder Reinhard Mey. Oder ein Graffiti. Hip-Hop is over when you want. Das Graffiti ist weg, when du es crossed. Das Chanson ist auch unhörbar, when das Heavy Metal die Bühne betritt. Ein Headspin schadet beim Breakdance der Frisur. Ein Stadttheater schädigt die autonome Wholetrain-Front. Was bei „Headspin Critical Mess” im Essener Grillo Theater auf die Bühne kam, war witzig, laut und natürlich zeitgenössisches Tanztheater. Ein Tummelplatz respektloser Sprayer und Breakdancer wurde es beileibe nicht und das Projekt von Samir Akika, Anna K. Becker und Sebastian Zarzutzki war ziemlich weit weg von den illegalen Straßenparties der New Yorker Jugendlichen, die in den 1970er Jahren einen neuen Lebensstil begründeten. Eine kritische Masse konnte nicht entdeckt werden, kritisches Chaos schon. Die Choreografie mit Text mutiert zur persönlichen Weltanschauung der zwölf Akteure. Die Freie Szene endlich im Stadttheater, das muss erklärt werden. Light my fire. Aus Improvisation während der Proben wird zwar kein Stück, aber doch ein kurzweiliger Abend. Und zum Glück gibt es auch Witz und gekonnte Choreografien.

Was reizt an der Subkultur? Nora Ronge war fünf Jahre als Tänzerin in einem Ensemble engagiert. Der Chefchoreograf mochte sie. „Alles lief glatt“. Doch sie suchte lieber das Abenteuer. Murmelt „Sorry Dad“ ins Publikum. Die Berlinerin Laura Kiehne ist seit dieser Spielzeit in Essen fest unter Vertrag. Ihre Verweigerungen fanden früher statt, Politik, Demos, Lagerfeuerromantik. „Alles was fürn Arsch“.

Samir Akika setzt eher auf Massentanzszenen, in denen sich das Ensemble bei Livemusik ergänzt. Es kommt zusammen, was nicht zusammengehört, besser gehörte. Dancing in the City. Hochkultur, Subkultur, Theater, Oper Ballett. Opernsänger Pablo Botinelli gibt die "Winterreise" von Schubert. Stefan Kirchhoff beatboxt dazu. Breakdancer Patrick "Two face" Seebacher zeigt Muskelwellen, die mal nicht den Hip-Hop sondern Klassik interpretieren und Youngung "Jeakwon" Sebastian Kim den Headspin, den er am Angang verweigert hat. Die Truppe sinkt erschöpft auf die Hochkulturbretter.

"Headspin Critical Mess“ von S. Akika, A. Becker und S. Zarzutzki I Grillo-Theater Essen I Fr 6.5. 19 Uhr, So 15.5. 16 Uhr, Mi 27.5. 19.30 Uhr I 0201 812 22 00

PETER ORTMANN

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