Nachhaltige Entwicklungsziele, die Klimakonferenz in Paris und die Flüchtlingskrise – diese drei Themen standen in Panel-Diskussionen, an den Ständen im Foyer und in den Vorträgen der Redner des 8. Nachhaltigkeitstags am 26. und 27. in Düsseldorf im Fokus: Erstmals vergab die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in diesem Rahmen den Next Economy Award (NEA) für Start-Ups, deren Unternehmungen nachhaltig und besonders sozial oder ökologisch sind. „Was ist eine Revolution ohne ihre Revolutionäre?“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel in seiner einleitenden Rede und ermunterte Gründer dazu, Mensch und Umwelt bei einer Neugründung gleich mit im Blick zu behalten.
Preisträger waren unter anderem das Start-Up Aquakin, das ein Mini-Wasserkraftwerk für die Tasche entwickelt hat. Einfach den Schwimmer in einen kleinen Bach baumeln lassen und nach einer Stunde sind 50.000 mAh zusammen – genug um ein Laptop und ein Handy zu laden. So kann der elektronisch begleitete Wander-Trip nach der einstündigen Pause aufgeladen weitergehen. In der Kategorie „Food“ gewann mit FoodLoop eine App, die ihren Nutzern anzeigt, wo sie fast abgelaufene Ware erhalten können. So soll vermieden werden, dass noch genießbare Lebensmittel wegen der strengen deutschen Reglementierungen für die Mindesthaltbarkeit im Müll landen. „Wir haben Nasen und Augen – nutzen wir diese“, ermunterte Gewinner und Gründer Christoph Müller-Dechent zum Genuss über die Mindesthaltbarkeit hinaus. Seine App bringt den Händlern ein paar Extraeuro für fast abgelaufene Lebensmittel ein und setzt zugleich ein Zeichen gegen die gesetzlich bedingte Lebensmittelverschwendung.
Neben den Start-Ups, den gemeinnützigen Organisationen wie dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) oder der Stiftung für Umwelt und Entwicklung waren auch die Sponsoren aus der Wirtschaft wie Unilever, Nespresso oder Coca Cola auf dem Nachhaltigkeitstag vertreten. Mit eigens für Veranstaltungen wie diese erarbeiteten Stellungnahmen versuchten Coca Cola und Co. sich in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren und ihr Image in einem grüneren Licht erstrahlen zu lassen.
Nachhaltigkeit sollte nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sein, das war auch der Tenor der zahlreichen Panel-Diskussionen. Wichtig sei es dafür, gegenüber neuen Entwicklungen offen zu bleiben und darauf angemessen und schnell zu reagieren, erklärte Dr. Kai Engel, Leiter des Kompetenzteams Innovationsmanagement bei der Unternehmensberatung A.T. Kearney und verwies dabei darauf, dass manche Unternehmen zu lang mit dem Gang ins Internet gezögert hätten. Aktuell müsse sich die Wirtschaft vor allem auf die Gewinnung und den Transport von nachhaltiger Energie konzentrieren, stimmten auch die Mitdiskutanten Dr. Roland Kirchhof, Vorstand des Business Angels Netzwerk Deutschland e.V., und Markus Rövekamp, Autor des Buchs „Energiewende – Raus aus dem Chaos“ zu. „Öffnen Sie Ihre Geldbörsen, um die Zukunft zu finanzieren“, fasste Moderator Fritz Lietsch, Chefredakteur des Magazins forum Nachhaltig Wirtschaften, die Diskussion ans Publikum gerichtet zusammen.
Doch nicht nur Investoren sondern auch manche Gründer wie der Ehrenpreisträger des NEA Benjamin Adrion von Viva con Agua öffneten bereits ihre Geldbörsen, da sie ihr vormals gemeinnütziges Projekt monetarisiert haben. Das Projekt, das sauberes Wasser in die Trinkgefäße die ärmsten Regionen der Welt spülen soll, verkauft mittlerweile Wasser in der ersten Welt. 60 Prozent des Gewinns der GmbH fließen in die medienwirksam vermarkteten Projekte. Das Geschäftsmodell von Adrion und seinen jungen Mitstreitern zeigt, dass sich Viva con Agua (Lebe mit Wasser) und Dinero con Agua (Geld mit Wasser) nicht ausschließen müssen. Der Verein ist stolz darauf, die erste selbsternannte„All-Profit Organisation“ zu sein, die mit ihrem gewinngenerierenden Konzept eine Alternative zur Non-Profit Organisation darstellen will. Für diesen Ansatz erhielt Viva con Agua den diesjährigen Ehrenpreis. Mit musikalischer Unterstützung von Mia, Art Garfunkel und Marlon Roudette feierten hunderte Gäste den Gedanken der Nachhaltigkeit zwischen grünem Schein und nachhaltigem Gründer-Sein.
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