Markus Lüpertz ist unverwüstlich. Auch nach seiner Verabschiedung als Professor und Rektor der Kunstakademie Düsseldorf und seinem (weitgehenden) Umzug nach Berlin 2009 ist er im Rheinland und im Ruhrgebiet präsent. In Bonn und Duisburg fanden Ausstellungen statt, und auf der Zeche „Nordstern“ in Gelsenkirchen wurde seine Herkules-Skulptur errichtet. Unverwüstlich ist als Kompliment zu verstehen: Lüpertz hat sich längst als einer der herausragenden und zugleich bekanntesten Künstler unserer Zeit etabliert, der eine ganz eigene Attitüde des Genies entwickelt hat. Dabei setzt er auf die Malerei mit ihrer Historie und auf die Figur als Motiv der Kunst. Die Ausstellung in Hagen nun zeigt daneben Landschaften sowie Paraphrasen kunstgeschichtlicher Darstellungen. Die Figuren selbst, die als Malerei, Zeichnung und Skulptur zu sehen sind, sind fragmentiert und verschoben; ohnehin handelt es sich oft um Anti-Helden.
Programmatisch wird die Ausstellung, die bis in die jüngste Zeit reicht, durch ein Gemälde der „Donald Duck“-Serie (1963) eingeleitet. Als hätte es die Comic-Figur nicht schon schwer genug, wird sie hier in grotesker Abstraktion gezeigt. Freilich offenbaren sich bereits da maßgebliche Prinzipien der Kunst von Lüpertz wie der gebrochene Umgang mit Farben und Formen und die Orientierung an der Geometrie, die bei Lüpertz zur Formfindung der Dithyrambe geführt hat, welche zu so etwas wie einem Markenzeichen wurde. Lüpertz greift geschichtliche und politische Themen auf und wendet sich konstant der antiken Mythologie zu. In der großzügig präsentierten Ausstellung wird noch deutlich, wie präzise er bei aller vermeintlichen Nachlässigkeit arbeitet und wie sehr er „malerischer“ Maler ist, der auch seine Skulpturen von der Malerei her denkt. So radikal Markus Lüpertz als Person ist, so entschieden ist er in seiner Kunst: Bei ihm geht es ums Ganze, um die Existenz des Menschen und seine Vergänglichkeit. Wer den Kosmos Lüpertz bislang nicht begriffen hat – hier sollte es gelingen.
„Markus Lüpertz – Der gemalte Horizont“ I bis 29. Juli I Osthaus Museum Hagen I www.osthausmuseum.de
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