Wer beim Ausstellungstitel „Der Kampf der Kinder“ an Fridays for Future denkt, ist schief gewickelt. Irritationen und Verschiebungen gehören zum künstlerischen Programm von Gijs Milius. Den Raum im Kunstverein verwandelt der niederländische Künstler mit provisorisch gezimmerten Sperrholzmöbeln in ein unkonventionelles Großraumbüro, in dem die Zeit ein bisschen anders läuft.
Schon bei Eintritt in Milius‘ Welt durch ein eigens eingebautes weißes Tor fällt der Blick auf eine tickende Wanduhr – mit wolkig übermalten Zeigern. Korrespondierend fuchtelt im Monitor auf dem ersten Schreibtisch ein Trickfilmmännchen uhrzeigergleich mit den Armen: Der Künstler hat ein Game programmiert, in dem der User seine Figur vor fallenden Uhren bewahren muss. An einer weiteren Station läuft die Zeit rückwärts wie im Kopfhörer die 1980er-Jahre-Songs aus Milius‘ Kindheit. Auch an anderen Arbeitsplätzen wird nicht gerade wertschöpfend malocht, sondern Familienfotos gesichtet und unspektakuläre Urlaubs- und Straßenvideos angeklickt. Schlichte surreale Gemälde und Alltagsfotos von Parkbänken und Schaufenstern dienen als Wandschmuck. Etwas abseits wird das gebastelte Modell eines leeren mehrstöckigen Hauses präsentiert, Miniatur-Hausmeisterfiguren inklusive.
Architekturbüro oder Gedankengebäude? Keine Frage, Milius hat persönliche Ebenen, Zeit und Raum mit subtilem, auch nostalgischem Witz verklammert und eine stimmige Umgebung geschaffen, in der sinniert und auch gespielt werden darf. Kind bleiben, Regeln brechen und den Erwachsenenalltag ein bisschen gegen den Strich bürsten – vielleicht ist das der Kampf?
Gijs Milius – Der Kampf der Kinder | bis 10.11. | Dortmunder Kunstverein | 0231 57 87 36
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