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Die Jury: Hans W. Geißendörfer, Liane Jessen und Arne Nolting (v.l.)
Foto: Dominik Lenze

„Der Filmtitel-Preis ist eine sensationelle Idee“

22. Dezember 2015

Wieder viele Prämierungen beim Kinofest Lünen 2015 – 15 Jahre Berndt-Media-Preis – Festival 01/16

trailer: Willkommen beim 26. Kinofest Lünen! Was verbinden Sie mit diesem Festival?
Liane Jessen (LJ)
: Also ich bin zum ersten Mal in Lünen. Aber Mike Wiedemann! Den kenne ich ja schon seit gefühlten 300 Jahren. Ich schätze ihn als jemanden, der sich selbst treu geblieben ist, jemand, der glaubt, dass Film die Welt verändern kann.
Arne Nolting (AN): Maximal positive! Nicht nur, weil ich hier einmal den Drehbuchpreis gewonnen habe: Ich habe das Festival schon vorher geliebt, weil es so familiär ist. Es ist eben ein richtiges Publikumsfest.
Hans W. Geißendörfer (HG): Zuallererst den Chef. Die Stadt Lünen hat richtig Glück mit ihm, er hat ein unheimlich hohes Niveau in Sachen Film!

Sie sind in der Jury für den Berndt-Media-Preis für den besten Filmtitel. Was haben Sie gedacht, als Sie von dieser seltenen Preisstiftung erfuhren?
LJ
: Eine sensationelle Idee: Der Titel ist extrem wichtig, denn er verrät etwas über die Haltung der Macher.
AN
: Der Preis macht total Sinn, denn er lenkt die Aufmerksamkeit auf einen kreativen Prozess, über den man sonst wenig nachdenkt.
HG
: Es gibt meist keinen einzelnen Titelautor, der Titel entsteht in Diskussionen. Zunächst einmal ist der Titel Handwerk, auch eine Kulturleistung.

Welche Bedeutung messen Sie dem Filmtitel bei der Vermarktung des Films zu?
AN
: Super wichtig! Es ist nun einmal wahnsinnig schwer einen guten Titel zu finden, wenn man nicht ad hoc eine Idee hat. Zum Beispiel ist der Film „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ in der deutschen Übersetzung der viel bessere Titel. Im Original heißt der Film bloß: „Don’t Look Now“.
HW: Der Titel ist natürlich auch Marketing, ein Beispiel: Für die Serie „Lindenstraße“ war erst der Titel „Beethovenstraße“ im Gespräch – der hätte aber ganz andere Assoziationen geweckt. Nicht gut finde ich es bei den unzähligen Filmen, die einfach den Namen des Protagonisten als Titel haben.

Stolzer Gewinner des Berndt Media-Preises: Regisseur Maximilian Buck

Welche Bilder fallen Ihnen ein, wenn Sie über die Bedeutung des Filmtitels nachdenken?
HG
: Ich denke da an einen reitenden Boten mit einer Alarmglocke.
LJ
: Ein unterhaltsamer Abend mit einem tollen Filmteam in einem guten Lokal – da entstehen nämlich oft die Titel. Der Titel ist eben ein Kind vieler Eltern, er wird in der Kommune großgezogen.

Welche Kriterien hatten Sie bei der Bewertung der Filmtitel?
LJ
: Er muss sprachlich kreativ und fantasievoll sein, er muss mich verführen. Ich bin aber sauer, wenn ich verführt werde, und das Produkt sein Versprechen nicht hält. Also: kein Etikettenschwindel!
AN
: Also auf die Tauglichkeit für die Vermarktung habe ich nicht geachtet. Mir ging es darum: Ist der Name originell? Hat er Kraft, packt er mich? Und: Drückt er Herz und Seele des Films aus?
HG
: Ein Titel muss verführerisch sein und ist damit auch für die Vermarktung entscheidend. Er muss Plakatcharakter haben, er muss einprägsamsein. Vermarktungschance und sprachliche Qualität gehören hier zusammen.

Hans Wilhelm Geißendörfer ist Regisseur und Produzent. Sein Krimi-Kammerspiel „Die gläserne Zelle“ war 1979 als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert. Außerdem ist er Mitbegründer des Video-on-Demand-Portals alleskino.de und Produzent der „Lindenstraße“.
Liane Jessen war von 1985 bis 2000 Redakteurin für „Das kleine Fernsehspiel“ des ZDF. Heute ist sie Leiterin der Fernsehfilm- und Spielfilmabteilung des Hessischen Rundfunks. 2014 wurde sie mit dem Hans Abich Preis für besondere Verdienste im Fernsehen geehrt.
Arne Nolting ist Drehbuchautor zahlreicher deutscher Kino- und Fernsehfilme, zum Beispiel von der Multi-Kulti-Komödie „Salami Aleikum“ oder dem Mystery-Thriller „Weinberg“. 2005 gewann er für „Wahrheit oder Pflicht“, beim Kinofest Lünen die Lüdia.

Berndt Media-Preis für den besten Filmtitel 2015: 
Trash Detective

Deutschland 2015, Laufzeit: 106 Min., FSK 16
Regie: Maximilian Bruck
Darsteller: Rudolf Waldemar Brem, Sebastian Fritz, Therese Hämer

Interview: Dominik Lenze

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