Es dauerte lange, bis Maren-Kea Freese nach „Zoe“ (1999) und „Was ich von ihr weiß“ (2005) ihren dritten Spielfilm realisieren konnte. Nach zwei jungen Frauen steht diesmal eine Mittvierzigerin im Mittelpunkt des Films „Wilma will mehr“: „Eigentlich bin ich eine Mischung aus Elektriker, Schlosser und Maschinist mit Führungsqualitäten noch aus Brigadezeiten“, bewirbt sich Wilma – Gendern war damals noch nicht angesagt – in der neuen Heimat Wien. Dort steht sie als einzige Frau im Blaumann auf dem „Handwerkerstrich“ und bekommt durch Fritzi Haberlandts herben Charme und ihre authentische Schauspielkunst eine Wahrhaftigkeit, die tief berührt. Und da Maren-Kea Freeses Regie diese außergewöhnliche Kulturclash-Situation nie ins Plakative abgleiten lässt, folgt man neugierig diesem skurrilen Selbstfindungstrip.
Astrid (Ursula Strauss), Elli (Pia Hierzegger) und Isabella (Diana Amft) fahren seit 25 Jahren gemeinsam in den Urlaub – auch Ellis Brustkrebserkrankung soll die drei nicht davon abbringen. Durch einen ungeplanten Zwischen fall landen die Freundinnen jedoch nicht nur auf einem österreichischen Campingplatz, sondern auch in Lido di Venezia. Dort hadern die drei Frauen mit ihren jeweiligen Sinnkrisen und ihrer Dynamik untereinander. Hierzeggers Regiedebüt „Altweibersommer“ lebt vor allen Dingen von der meisterhaften Situationskomik und dem nuancierten Zusammenspiel der drei Hauptdarstellerinnen, die in ihren Rollen regelrecht aufblühen. Trotz teils zotiger Witze schafft es Hierzegger, einen feinsinnigen Blick auf Freundschaft, Beziehungen und den Sinn des Lebens zu werfen.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: die Tragikomödie „Die guten und die besseren Tage“ von Elsa Bennett und Hippolyte Dard, die rauschhafte Rave-Odyssee „Rave On“ von Nikias Chryssos und Viktor Jakovleski, die Doku „Ecce Homo – Der verlorene Caravaggio“ von Álvaro Longoria, den Höhlen-Horror „Together - Unzertrennlich“ von Michael Shanks und das Ulk-Sequel „Die nackte Kanone“ von Akiva Schaffer.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Nachtspaziergang im Keller
„Light-Land-Scapes“ in Unna – Ruhrkunst 07/25
Zugstücke und Raritäten
Die Spielzeit 2025/26 an der Oper Köln – Oper in NRW 07/25
Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25
Nicht nur für Orgelfans
16. Wuppertaler Musiksommer in der Historischen Stadthalle – Musik 07/25
„Auch mal am Tresen entstanden“
Leiterin Christine Vogt über die Ausstellung zu Udo Lindenberg in der Ludwiggalerie Oberhausen – Sammlung 07/25
Das Ende des Weltmarkts?
Online-Vortrag zur deutschen Wirtschaftspolitik – Spezial 07/25
Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25
Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25
Viel zu tun
RUB-Sammlungen im MuT Bochum – Ruhrkunst 07/25
Malerei in schwierigen Zeiten
Julie Mehretu in K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 07/25
„Jüdische Musik in der Region verankern“
Die Leiterin der Alten Synagoge Essen, Diana Matut, zum Festival jüdischer Musik Tikwah – Interview 07/25
Realismus des Alltags
Paula Rego im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 07/25
Frauen und Favoriten
Opern an Rhein und Ruhr in der Spielzeit 2025/26 – Oper in NRW 07/25
Unter Fledermäusen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Ein Bürgergeschenk
Kostenlose Konzerte in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 1: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Tastenlegende auf Tournee
Herbie Hancock in der Philharmonie Essen – Improvisierte Musik in NRW 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Klänge der Gegenwart
Konzertreihe mex im Künstlerhaus Dortmund – Musik 07/25
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Schuld und Sadismus
Diskussion am KWI Essen über Lust an der Gewalt – Spezial 07/25
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 1: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger