Die Grundlinien einer Spielplan-Dramaturgie über mehrere Spielzeiten hinweg sind auch in der Saison 2025/26 der Oper Köln erkennbar. Intendant Hein Mulders setzt in der hoffentlich letzten Spielzeit im Staatenhaus vor der Rückkehr an den Offenbachplatz auf Zugstücke aus dem Opernrepertoire, ergänzt durch eine deutsche Erstaufführung und die italienischen Raritäten „Ernani“ von Giuseppe Verdi (leider nur konzertant) und „Tancredi“ von Gioachino Rossini. Die Inszenierung Jan Philipp Glogers kommt aus Bregenz, wo sie bei den Festspielen 2024 mit einer konsequenten queeren Umdeutung des Stoffes viel positive Resonanz erfahren hat.
Mulders setzt auf weitere Übernahmen, um große Namen aus dem Regiebereich nach Köln zu bringen: So ist die Eröffnungspremiere, „Manon Lescaut“ eine Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid. Carlos Wagner inszeniert Puccinis erste Erfolgsoper, die zum 100. Todesjahr des Meisters aus Lucca überraschend selten in den Spielplänen auftaucht. Am Pult steht der neue Generalmusikdirektor der Stadt Köln, Andrés Orozco-Estrada.
Mit Paul-Georg Dittrich hat die Oper Köln für einen neuen „Ring des Nibelungen“ pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum der Bayreuther Erstaufführung einen Regisseur verpflichtet, der durch seine überbordende Fantasie, seinen Assoziationsreichtum, aber auch manche schmerzhafte Fehlschläge bekannt geworden ist. 2025/26 stehen „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ auf dem Programm; Marc Albrecht dirigiert. In den kommenden zwei Spielzeiten folgen „Siegfried“ und „Götterdämmerung“.
Mit Georg Friedrich Händels „Saul“ setzt Mulders die Reihe von Opern des 17. und 18. Jahrhunderts fort, die er 2022 mit Henry Purcells „Miranda“ begonnen und mit Monteverdis „Poppea“ und Händels „Orlando“ und „Giulio Cesare“ weitergeführt hat. Barrie Kosky hat das mit opulentem Chor besetzte Oratorium für die Festspiele in Glyndebourne in Szene gesetzt.
Mit der „Hochzeit des Figaro“, um die sich Katharina Thoma Gedanken machen wird, setzt Mulders seine Serie von Mozart-Opern fort. Und aus Aix-en-Provence holt er eine deutsche Erstaufführung an den Rhein: Das neue Werk „Picture a day like this“ des 1960 geborenen Komponisten George Benjamin und des Dramatikers Martin Crimp entwickelt laut Ankündigung „eine ebenso berührende wie überraschende Geschichte über die menschliche Natur“. Der Bayerische Rundfunk resümierte über die Inszenierung: „Daniel Jeanneteau und Marie-Christine Soma schaffen ein feinsinniges Gesamtkunstwerk mit zauberhafter Lichtregie sowie hoher szenischer Dichte und Eleganz.“
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